FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2022

Holzmann hat mittlerweile eine durch- aus große Klientenliste von rund 20 poten- ziellen Käufern. Dabei erreichen ihn auch Anfragen jüngerer Marktteilnehmer und von Neueinsteigern in der Branche, die nach Kundenstöcken suchen, um somit ein höheres Einkommen zu erzielen. Als Beispiel nennt Holzmann etwa den 2021 gegründeten digitalen Vermögensverwalter Froots: Zu dessen Kapitalgebern zählen etwa Andreas Treichl, ehemaliger Vor- standsvorsitzender der Erste Group, und Georg Kapsch, Chef der Kapsch Group. Das junge Unternehmen möchte wachsen, auch durch die Übernahme von Bestän- den. Hier wird Holzmanns Dienstleistung in Anspruch genommen. „Wir sehen, dass viele Berater gern auf einem effizienten Weg ihre Kunden in gute Hände überge- ben wollen. Um diese Brücke zwischen uns und den Beratern zu schlagen, arbeiten wir mit The Balance Factory zusammen“, erklärt Froots-Geschäftsführer David Mayer-Heinisch. Zu den bereits länger am Markt befindlichen Kunden des Unter- nehmensberaters zählt aber auch das 2006 gegründete Wertpapierdienstleistungsunter- nehmen Primus Invest. Die in Linz ansäs- sige Firma schätzt die Zusammenarbeit mit Holzmann schon länger. So erklärt Geschäftsführer Günther Kien- bacher: „Zielführend ist ein rasches Erkennen von Poten- zial. Dadurch erspart man sich Umwege über die vielen Blen- der, die in der Branche zu fin- den sind. Sein Netzwerk ist auch bei der regionsübergrei- fenden Zusammenarbeit von Finanzdienstleistern wirksam einsetzbar, auch für anstehende Übernahmen beziehungsweise Fusionen. Für Letzteres sorgt die anstehende Pensionierungs- phase der Babyboomergene- ration.“ Holzmann gibt durchaus zu, dass es häufig nicht ganz ein- fach ist, die Vorstellungen der unterschied- lichen Parteien unter einen Hut zu bekom- men. „Die Verkäufer haben oftmals sehr überschätzte Vorstellungen vommöglichen Verkaufswert des Unternehmens.Hier ist es meine Aufgabe, diese wieder auf den Bo- den der Realität zurück zu bringen, das ist nicht immer ganz einfach.“ Dabei stellt Holzmann von vornherein klar, dass es so etwas wie eine Blaupause für den Verkauf eines Wertpapierdienstleisters nicht gibt. „Jeder Fall muss individuell analysiert wer- den.“Um das Thema trotzdem greifbar zu machen, zieht der Unternehmensberater ein aktuelles Beispiel heran, bei dem er als Berater involviert ist. Es geht dabei um den Verkauf eines konzessionierten Unterneh- mens mit rund 20 Millionen Euro Bestand. „Zuerst wurde geklärt, ob der Verkäufer die gesamte Firma mit Lizenz oder nur den Bestand verkaufen möchte.Natürlich arbei- te ich auch mit Juristen zusammen,mit de- nen man sich zum Beispiel ansieht, ob es in der Vergangenheit Schadensfälle gab. Aus dem Deckungsbeitrag heraus kann man schon ungefähr abschätzen, wie viel der Bestand pro Jahr wert ist.Daher schlage ich zunächst vor, dass der Käufer eine An- zahlung leisten soll. Diese Anzahlung wird dann mit einer Rentenzahlung, im aktuel- len Fall sogar lebenslang, verknüpft. Die Zahlung wird aus einem Teil der Bestands- provisionen bedient. Der Verkäufer ver- pflichtet sich, den Prozess der Übergabe 36 bis 60 Monate zu begleiten“, beschreibt Holzmann einen Teil des Prozesses. Ganz ins Detail will er dabei verständli- cherweise nicht gehen, um nicht zu viel von seinem Know-how preiszugeben. Wer Holzmanns Dienste in Anspruch nehmen möchte, kann dies über eine Tages- oder Monatspauschale tun. „In der Regel wird bei größeren Projekten eine Monatspauscha- le vereinbart. Kommt es am Ende zu einem erfolgreichen Verkauf, bekomme ich einen gewissen Prozentsatz vom Ver- kaufserlös.“ GEORG PANKL FP Wertpapierfirmen Entwicklung der Zahl der Wertpapierfirmen Auch wenn sich die Zahl der Wertpapierfirmen mehr als halbiert hat, gibt es immer noch deutlich über 100 Unternehmen in Österreich. Quelle:Wirtschaftskammer 0 50 100 150 200 250 300 2020 2015 2010 2005 Anzahl an Wertpapierunternehmen 296 136 Wert- papier- unter- nehmen 2021 » Die Verkäufer haben oftmals sehr über- schätzte Vorstellungen vom möglichen Verkaufswert. « Ronald Holzmann, The Balance Factory fondsprofessionell.at 3/2022 207 FOTO: © SIGRID AICHER

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