FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2022

Käufer gesucht Immer mehr Akteure in der Finanzberatung erreichen das Pensionsalter, habe aber keinen Nachfolger. Das Unternehmen The Balance Factory will als Vermittler auftreten. D ass Österreichs Vermögensberatung ein demografisches Problem hat, ist kein Geheimnis. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Altersstruktur der hei- mischen Akteure laufend verschlechtert. Jüngste Daten der Wirtschaftskammer zei- gen, dass mittlerweile 60 Prozent der Bera- ter über 45 Jahre alt sind, acht Prozent der aktiven Berater überschreiten sogar das Regelpensionsalter. Eine beachtliche Beraterzahl dürfte sich somit bereits Gedanken über eine Nachfol- gelösung machen und einen Weg suchen, die in jahrzehntelanger Arbeit aufgebauten Bestände zu verwerten. Theoretisch stellt dieser Bestand einen beträchtlichen Wert dar, praktisch muss für die Realisierung dieses Werts aber ein Käufer gefunden wer- den. Das ist vor allem im Wertpapier- bereich eine Herausforderung. Denn wäh- rend die Nachfrage nach Versicherungs- beständen vergleichsweise groß ist, findet man für reine Wertpapierbestände kaum Abnehmer, was vor allem rechtliche Grün- de hat. Die Details hängen laut Ronald Holzmann von „The Balance Factory“ hier vor allem von der Ausgestaltung des Ver- triebsvertrags mit demHaftungsdach, über das man abwickelt, ab. Holzmann, der seit 20 Jahren im österreichischen Finanzdienst- leistungssektor tätig ist und die vergange- nen acht Jahre als Niederlassungsleiter der FIL Fondsbank in Wien gearbeitet hat, weiß, wovon er spricht: Kürzlich hat er sich daher mit seinem Unternehmen The Balance Factory selbstständig gemacht. Sein Ziel ist, „als Vermittler die Balance zwi- schen den Parteien herzustellen“ – also jenen Firmen, die an die Unternehmens- übergabe oder einen Verkauf denken, und jenen, die Interesse an einer Übernahme haben. Im Fall von kleineren Vermögens- beratern rät Holzmann allerdings, sich eher mit dem Haftungsdach zu einigen und hier eine Lösung zu finden, da der Auf- wand der Bestandsverwertung, gemessen am möglichen Erlös, sonst rasch zu hoch ist. Für Holzmanns Dienstleistung inter- essanter sind hingegen größere Beratungs- unternehmen, im Idealfall solche mit eige- ner Konzession. Letztere sind zwar über die Jahre weniger geworden, es gibt aber im- mer noch etwa 136 Unternehmen im Be- reich der Wertpapierfirmen (siehe Chart). Große Klientenliste Und ähnlich wie die Vermögensberater sind auch die Gründer von Wertpapierfir- men und Wertpapierdienstleistungsunter- nehmen mittlerweile in die Jahre gekom- men und denken oftmals über einen Ver- kauf nach. Als letztes großes Beispiel wäre etwa der Verkauf des Haftungsdachs Supris an die Privatconsult zu nennen. » Für Übernahmen beziehungsweise Fusionen sorgt die anstehende Pensionie- rungsphase der Baby- boomergeneration. « Günther Kienbacher, Primus Invest Eine Unternehmensübernahme im Bereich der Wertpapierfirmen ist keine einfache Sache. Bis man sich geeinigt hat, gibt es viele Dinge zu klären. Ein externer Berater kann dabei hilfreich sein. VERTRIEB & PRAXIS Unternehmensübergabe 206 fondsprofessionell.at 3/2022 FOTO: © BOJAN | STOCK.ADOBE.COM

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