FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2022

spiel die Fortschritte, die wir im Gesund- heitswesen sehen und in spezifischen Berei- chen wie der Biotechnologie, Genomik und Präzisionsmedizin. Ein Bereich, in dem Europa sehr gut aufgestellt ist und über erstklassige Unternehmen verfügt, betrifft Themen wie die Bekämpfung des Klimawandels und die Notwendigkeit von mehr ökologischer Nachhaltigkeit. Hier stehen europäische Unternehmen an vor- derster Front – ob es um eine saubere Energieerzeugung, um Ressourceneffizienz oder um Nachhaltigkeit in der Wasserver- sorgung geht. Hat die jüngste Entwicklung Ihre Erwartung für die Emerging Markets verändert? Ich würde nicht von einer signifikanten Veränderung unserer mittel- bis langfristi- gen Erwartung an die Entwicklung der Schwellenländer sprechen. Die Anlageklas- se insgesamt ist natürlich nach wie vor sehr heterogen und zum Teil noch überaus ineffizient. Man darf nicht vergessen, dass wir von einem Universum von rund 25 sehr unterschiedlichen Volkswirtschaften sprechen. Aber die Anlagemöglichkeiten sind enorm. Allein die Gruppe der Schwel- lenländer außerhalb Chinas umfasst mehr als 1.000 Unternehmen, deren Marktkapi- talisierung über zwei Milliarden US-Dollar beträgt.Was generell für ein Investment in den Emerging Markets spricht, ist die Tat- sache, dass es im Zuge der jüngsten Ent- wicklung zum Teil zu erheblichen Bewer- tungsabschlägen gekommen ist. Einzelne Märkte notieren inzwischen im unteren Viertel ihres durchschnittlichen langfristi- gen Bewertungsniveaus. In Bezug auf China zeigen sich einige Inves- toren skeptisch aufgrund der zunehmenden Abhängigkeit desWestens von der dortigen Wirtschaft. War das der Grund dafür, dass Ihr Unternehmen einen Schwellenmarkt- fonds Ex-China aufgelegt hat? Keineswegs, imGegenteil, das Interesse vie- ler Anleger an einem Investment in China ist durchaus hoch. Es ist eher die enorm gestiegene Komplexität des chinesischen Aktienmarktes, die uns zur Auflage des Goldman Sachs Emerging Markets Ex-Chi- na Equity Portfolios veranlasst hat. Aus unserer Sicht ist es sinnvoll, ein Engage- ment in China von einem Investment in anderen Schwellenländern zu trennen. Was meinen Sie mit „Komplexität des chi- nesischen Aktienmarktes“? Der Zugang zu chinesischen Aktien hat sich mit dem wachsenden ADR-Markt und dem Hongkong-Aktien-Connect-Pro- gramm in den vergangenen Jahren deut- lich weiterentwickelt. Hinzu kommen die traditionellen On- und Offshore-Märkte. Zudemwar in den vergangenen 18 Mona- ten eine deutlich geringere Korrelation zwischen chinesischen Aktien und vielen anderen Emerging Markets zu beobachten. Und nicht zuletzt hat China inzwischen ein Gewicht von 35 Prozent im MSCI Emerging Markets erreicht. Zusammenge- nommen sind das gute Argumente für ei- ne separate Berücksichtigung chinesischer Aktien in einem Schwellenländerportfolio, die wir für durchaus sinnvoll halten. Von daher hat die Auflage des neuen Fonds nichts mit Skepsis gegenüber einem Invest- ment in chinesische Aktien zu tun, son- dern vielmehr das Ziel, den Anlegern eine flexible Option zu ermöglichen, ein ganz- heitliches Schwellenmarktaktienengage- ment aufzubauen. Vielen Dank für das Gespräch. HANS HEUSER FP KURZ-VITA: Luke Barrs Seit etwas mehr als 13 Jahren arbeitet Luke Barrs für Goldman Sachs Asset Management. Von London aus leitet er seit August das Team für fundamentale Aktieninvestments in der EMEA-Region und Asien. Sein Wirtschaftsstudium hat er zuvor an der Universität von Oxford absolviert. » Aus unserer Sicht ist es sinnvoll, ein Engage- ment in China von einem Investment in anderen Schwellenländern zu trennen. « Luke Barrs, Goldman Sachs AM fondsprofessionell.at 3/2022 117

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