FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2022

Warum? Zum einen, weil wir in der Vergangenheit gezeigt haben, dass wir die dafür notwen- dige Alpha-Komponente mitbringen, zum anderen, weil wir aufgrund unserer welt- weiten Aufstellung bewusst auf Selektivität in einem globalen Marktumfeld setzen. Auch damit wird es natürlich nicht einfach sein. Aber ein wie gesagt schwieriges wirt- schaftliches Umfeld und eine erhöhte Vola- tilität können dabei helfen. In Märkten, in denen sozusagen alles eine Korrelation von eins aufweist, wäre es sicher schwieriger, vergleichbare Ergebnisse zu erzielen. Ist es bei einemso ausgeprägtenVertrauen in die eigene Alpha-Fähigkeit nicht eine Art Widerspruch, dass Ihre Gesellschaft gerade verkündet hat, sie werde das ETF-Geschäft in Deutschland und Österreich ausbauen? Um es ganz klar zu sagen: ETFs sollten als eine Produkthülle gesehen werden, die wir dafür nutzen können, um den Kunden unsere Investmentlösungen zugänglich zu machen. Die Zeiten, in denen der ETF gleichzusetzen war mit ausschließlich nach Marktkapitalisierung gewichteten passiven Strategien, sind längst vorbei. Wenn Sie unsere ETF-Plattform insgesamt betrachten, dann finden Sie dort eine breite Palette unterschiedlicher Produkte, die Anlegern einen intelligenten und vor allem kosten- effizienten Zugang zu den unterschied- lichsten Märkten und Themen ermögli- chen. Darunter sind auch aktiv gemanagte Portfolios, die nichts mehr mit einem Beta- Investment zu tun haben, das in der Ver- gangenheit als Synonym für ETFs stand. Worauf setzen Sie dabei in erster Linie? Mittelfristig weiterhin auf ein auch künftig starkes Wachstum in den USA. Wir sind nach wie vor der Ansicht, dass der US- Verbraucher die Hauptantriebskraft für die- ses Wachstum sein wird. Die Vereinigten Staaten haben auch vor dem Hintergrund der aktuellen Krise ihre Energieunabhän- gigkeit erfolgreich ausgebaut, wovon Euro- pa derzeit weit entfernt ist. Die USA könn- ten auch vom in Europa notwendigen Auf- bau von Unabhängigkeit in der Energiever- sorgung in den nächsten zehn bis 15 Jah- ren profitieren. Das betrifft nicht nur die erneuerbaren Energien, sondern auch den Export von Flüssigerdgas und den Bau ent- sprechender Terminals sowie den eventuell notwendigen Ausbau von Kernkraftkapazi- täten, um die nächsten drei bis fünf Jahre zu überbrücken in einer Welt, in der der Alte Kontinent seine Abhängigkeit von Russland wird verringern müssen. Wobei der Energiesektor nur ein Beispiel für die Attraktivität des US-Aktienmarktes ist. Für europäische Aktien scheinen Sie eher schwarzzusehen. So hart würde ich das nicht ausdrücken. Aber ich denke, es gibt eine Reihe von An- lagethemen, die uns veranlassen, eher ande- re Regionen der Welt zu bevorzugen. Zum einen ist die technologische Innovations- kraft im europäischen Markt im Vergleich zu anderen Teilen der Welt unterrepräsen- tiert. Europa ist ein eher wertorientierter Aktienmarkt, der ja partiell auch in zykli- schen Erholungsphasen sehr gut abge- schnitten hat. Es gibt sogar Bereiche, die unter fundamentalen Gesichtspunkten durchaus attraktiv sind, etwa der Banken- sektor.Wenn es zu einer Art zyklischen Ver- besserung aufgrund steigender Zinssätze bei gleichzeitig höherer Kreditvergabe infolge einer früher oder später wieder anziehenden Wirtschaftsaktivität kommt, kann das ein attraktives Investment sein. Wovon lassen Sie in Europa die Finger? Auf lange Sicht hängt der Erfolg amAktien- markt von der Wachstumskraft einzelner Unternehmen ab. Einige der dafür notwen- digen Treiber finden wir eher in anderen Regionen der Welt. Das sind neben der technologischen Innovationskraft zum Bei- » Die Zeiten, in denen der ETF gleichzusetzen war mit nach Marktkapi- talisierung gewichteten passiven Strategien, sind längst vorbei. « Luke Barrs, Goldman Sachs AM FOTO: © TOM BIRTCHNELL 116 fondsprofessionel.at 3/2022 MARKT & STRATEGIE Luke Barrs | Goldman Sachs AM

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