FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2022

andererseits durchaus Einstiegsmöglich- keiten durch gezielte, selektive Käufe. Wo sehen Sie die Möglichkeit zumEinstieg? Auf einen kurzen Nenner gebracht bei Unternehmen, die über eine starke Position innerhalb ihrer jeweiligen Branche, eine klare Preissetzungsmacht sowie über eine robuste Bilanz und die Fähigkeit der Wei- tergabe ihrer Kosten an Kunden verfügen. Das zusammengenommen bringt uns die Hebelwirkung, nach der wir mit unseren Investments suchen.Man darf wahrschein- lich nicht damit rechnen, dass sich das be- reits innerhalb von drei oder sechs Mona- ten auszahlt. Auf Sicht von drei bis fünf Jahren aber schon angesichts des Niveaus, das die Märkte inzwischen erreicht haben. Dass Sie in Ihrer Position dem aktiven Management das Wort reden, darf dabei wohl nicht verwundern. Aber doch mit gutem Grund. Ich glaube man darf sich nichts vormachen in Bezug auf die Zeit, die vor uns liegt. Denn für risikoorientierte Investments wird die vor uns liegende Phase alles andere als einfach. Und damit meine ich die nächste Dekade, die nach unserer Erwartung sehr viel grö- ßere Herausforderungen mit sich bringen wird, als wir sie während der vergangenen zehn Jahre erlebt haben. Wie lässt sich das Ihrer Ansicht nach in konkreten Zahlen ausdrücken? Nehmen wir das einfache Beispiel eines klassischen 60-40-Portfolios aus Aktien und Anleihen. Damit hätte man in den vergan- genen zehn Jahren eine Rendite von etwa zehn Prozent bei einer Volatilität von etwa 8,5 Prozent erzielt. Das ist ein sehr positives Ergebnis, das es so in der Geschichte noch nie über einen solchen Zeitraum gegeben hat.Wenn wir aus der heutigen Perspektive nach vorn schauen, sieht das vollkommen anders aus, was die Ausgangsbasis in Bezug auf Bewertungen, Zinssätze und Wirt- schaftswachstum angeht. Da sollte man eher mit einer Rendite von vier bis fünf Prozent rechnen, und das bei ähnlicher oder sogar noch höherer Volatilität. Wahr- lich eine Herausforderung, um Anlegern mit einem definierten Renditeziel zumin- dest näherungsweise die Renditen zu bie- ten, die in den vergangenen zehn Jahren relativ leicht zu erreichen waren. Was sind denn konkret Ihre Alphaziele? Bei einer jährlichen Marktrendite von zehn Prozent über einen Zeitraum von zehn Jahren ein Alpha in der Größenordnung von drei bis vier Prozent zu erzielen, ist sicher ein erfreuliches Ergebnis. Den glei- chen Mehrwert von drei bis vier Prozent in einem Markt zu erreichen, der über die nächste Dekade jährlich nur eine Rendite in der gleichen Größenordnung von drei bis vier Prozent abwirft, ist etwas voll- kommen anderes, denn wir sprechen dann sozusagen von einer Verdopplung des Marktbetas. Wir sind dennoch zuversicht- lich, das schaffen zu können. » Für den Großteil des Sommers hat eine phasen- weise hohe Volatilität zu einem deutlichen Anziehen der Kurse geführt, was sich nach kurzer Zeit aber als Bärenmarktrallye erwies. « Luke Barrs, Goldman Sachs AM fondsprofessionel.at 3/2022 115 FOTO: © TOM BIRTCHNELL

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