FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2022

mal zehn Quadratmeter anstatt auf zwei- mal 15 Quadratmeter fällt. Ich glaube, dass viele Menschen gern ein Extrazimmer hät- ten für das Homeoffice, aber das kostet schätzungsweise 150 bis 180 Euro im Mo- nat. Und ob sie das Geld haben oder inves- tieren wollen, ist die spannende Frage. Meidlinger: Es könnte in Zukunft ähnlich wie beim Auto Sharing-Modelle für Büros geben, und zwar dergestalt, dass es in einemWohnhaus zum Beispiel fünf kleine abgeschlossene Räume gibt, die man flexi- bel als Büro mieten kann. Das wäre eine Lösung für das Dilemma, dass sich nicht jeder ein zusätzliches Zimmer leisten kann und dass wir Ressourcen schonen sollten. Kannman leistbaresWohnenmit qualitativ hochwertigem Bauen – ich rede nicht von einer Luxusimmobilie mit Edelausstattung – verbinden oder muss man für die Leist- barkeit Abstriche bei der Qualität der Bau- stoffe und Ausstattung machen? Baert: Wer nachhaltig bauen will,muss eine Mindestqualität in allen Bereichen einhal- ten. Es macht keinen Sinn, die billigsten Jalousien zu nehmen, die nach drei Jahren repariert und nach fünf Jahren getauscht werden müssen, weil es keine Ersatzteile mehr gibt. So kann man weder leistbar noch nachhaltig bauen! Die reine Kosten- optimierung ist jedenfalls zu kurz gedacht. Wenn ich keine gediegene Ausstattung wähle, ob das jetzt die Badewanne oder die Bodenfliese ist, hat meine Hausverwaltung mehr zu tun. Außerdemmüssen die Woh- nungsgrundrisse den Bedürfnissen der Mieter entsprechen, damit die Vermietung gut läuft. Das liegt im Interesse unserer Anleger und somit auch in unserem. Meidlinger: Es muss nicht ein Mercedes sein, aber eine gewisse Qualität muss erfüllt sein, auch wenn sie initial in den meisten Fällen ein bisschen mehr kostet. Damit bleiben die Instandhaltungs- und Erhal- tungskosten in einem vernünftigen Rah- men, und das lohnt sich langfristig. Die Immobilienwirtschaft ist von einem Nachfrageüberhang gekennzeichnet, des- halb sind Grundstücke, Bauleistungen und Material teuer geworden.Wo befinden sich die Stellschrauben in der Kalkulation, damit sich ein Projekt trotzdem noch lohnt? Baert: Es gibt eine Menge Stellschrauben, aber keine Kalkulation ist wie die andere. Wir leben in einem dynamischen System. Entwicklungen, die früher zehn Jahre gedauert haben, passieren heute in fünf: Mal sind es die Zinslandschaften,mal sind es die Baukosten, mal sind es die gesetzli- chen Auflagen und die Nebenkosten. Des- halb muss man Konzepte ständig anpassen. Wir versuchen zu antizipieren, was kommt, und aus der Gemengelage neue Konzep- tionen zu entwickeln. Das gelingt uns sehr gut.Wir haben eine Versprochen-gehalten- Bilanz in den letzten zehn Jahren, in der es wirklich kaum Abweichungen gibt. Damit meinen Sie die geplanten Projektent- wicklungs- und Gesamtinvestitionskosten imVergleich zu den tatsächlichen. Baert: Die Planerfüllung ist uns trotz stei- gender Baukosten extrem gut gelungen. Die Kosten und die Mieteinnahmen pro » Wir leben in einem dynamischen System. Entwicklungen, die früher zehn Jahre gedauert haben, passieren heute in fünf. « Michael Baert, IFA fondsprofessionell.at 2/2022 163

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