FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2021

Es buhlen im Internet insgesamt immer mehr Anbieter und Produkte um die Anle- gergunst. Macht es die wachsende Kon- kurrenz schwieriger, neue Kunden zu gewinnen? Ja, und das spiegelt auch unsere Kunden- umfrage wider. Die Anleger investieren viel im Onlineuniversum, beispielsweise in ETFs, und sehr oft werden – zu meiner großen Überraschung – auch Kryptowäh- rungen genannt. Die Crowdfundingbranche ist mit der Über- zeugung gestartet, keine externen Ver- triebspartner zu benötigen, weil das Inter- net alles regelt. Heute suchen viele Platt- formen sehr wohl Unterstützung über Affi- liate-Programme oder Tippgebermodelle. Wie ist Ihre Einschätzung dazu? Man muss unterscheiden: Das Affiliate- Marketing ist eine technische Kooperation mit einem Verlinkungssystem zur Generie- rung von Leads. Das hat in den ersten Jah- ren sehr gut funktioniert, ist aber seit der Corona-Pandemie schwächer geworden. Die Zusammenarbeit mit Vermögensbera- tern ist etwas anderes. Ich bin dafür offen, aber praktisch ist es schwierig, weil die Ver- triebskosten, die Emittenten zahlen, nicht für eine doppelstöckige Vermittlungsstruk- tur ausreichen. Dazu kommt noch, dass interessierte Vermittler zu hohe Provisions- erwartungen haben. Das kann nicht funk- tionieren. Deshalb geben wir das Geld für Marketing aus, um eigene Kunden aufzu- bauen. Das Crowdinvesting steht immer wieder in der Kritik, weil die Produkte anders als Fonds und Wertpapiere nur geringfügig reguliert sind. Wie sehen Sie das? Wir sind zwar vergleichsweise schwach reguliert, aber wir sind nicht unreguliert. In Deutschland, wo wir auch aktiv sind, wur- de im Sommer per Gesetz der Anleger- schutz sogar verstärkt. Sie sagen selbst, dass Sie bei Crowdinvest- ments letztlich Risikokapital vermitteln. Ist das den Anlegern bewusst? Unsere Kunden sind nicht – wie manch- mal von Konsumentenschützern unterstellt wird – arme Kleinanleger, sondern größ- tenteils sehr erfahrene Investoren, die wis- sen, was sie tun. Deshalb haben wir Kun- den, die immer wieder investieren und bei vollem Risikobewusstsein nach eigenen Angaben bis zu 20 Prozent ihres Risiko- anteils in Crowdinvesting investieren. Ist den Investoren auch bewusst, dass sie sich nicht an einer Immobilie beteiligen, sondern dass sie lediglich den Projektent- wicklern risikobehaftete Darlehen geben? Ja, die meisten Kunden wissen das genau. Wie sieht denn Ihre Performance konkret aus? Wie viele Ausfälle gab es bei Ihren vermittelten Projekten bisher? Wir sind die einzige Plattform, die das in einer Leistungsbilanz, die jeder einsehen kann, öffentlich zugänglich macht. Bisher sind nur zwei Projekte teilweise ausgefallen, bei acht weiteren ist der Ausgang unsicher. In 29 Projekten sind die Auszahlungen ver- spätet. Wir halten die Verspätung aber für keine Katastrophe, weil es dafür Verzugs- zinsen gibt. 76 Projekte sind komplett zu- » Wir sind die einzige Plattform, die ihre Leistungsbilanz für jeden zugänglich macht. « Andreas Zederbauer, Dagobertinvest fondsprofessionell.at 4/2021 143

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