FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2021

Privates Investorenkapital ist in der österreichischen Unterneh- menswelt nicht verankert. Und weil es keine Private-Equity-Kultur gibt, fehlen Anlagemöglichkeiten für Privatkunden. RWB-Managerin Birgit Schmolmüller hofft, dass sich das bald ändert. N ach der Einführung des AIFM-Geset- zes 2013 mit einer überaus strengen Regulierung geschlossener Fonds haben sich die meisten Emissionshäuser zurück- gezogen. Nicht so die RWB-Gruppe: Die 2006 gegründete und in Innsbruck ansässi- ge Österreich-Tochter des bayerischen Pri- vate-Equity-Spezialisten zeigt weiter Prä- senz. Seit dem Marktantritt hat RWB Aus- tria insgesamt rund 120 Millionen Euro Umsatz mit privaten Anlegern gemacht. Das ist beachtlich, weil die RWB-Dach- fonds wegen des AIFM-Gesetzes nur an vermögende Privatkunden verkauft werden dürfen. Den übrigen Interessenten kann der Private-Equity-Spezialist „nur“ eine fondsgebundene Lebensversicherung anbieten, bei der die Prämien über einen luxemburgischen Spezialfonds in ETFs und Private Equity angelegt werden. Das Produkt kommt gut an, erklärt Geschäfts- führerin Birgit Schmolmüller imGespräch mit FONDS professionell. Das Thema Private Equity wird in Öster- reich stiefmütterlich behandelt. Im vergan- genen Jahr kam aber ein bisschen Bewe- gung in den Markt. Wie bewerten Sie das? Die Entwicklung ist prinzipiell sehr positiv, wobei sie leider erst angestoßen wurde, als die Wirtschaft wegen der Coronakrise Unterstützung benötigte. Es gab jedoch schon davor Bedarf nach Private Equity, und darauf haben der Branchenverband AVCO wie auch wir immer hingewiesen. Jede Volkswirtschaft benötigt Private Equity als Wirtschaftsförderungsinstrument – auch Österreich. Denn die Investoren stellen Unternehmen primär nicht in der Krise, sondern insbesondere für Nachfolgere- gelungen, Wachstum oder Expansionen Kapital zur Verfügung. Hier hinkt man in Österreich im internationalen Vergleich hinterher. Was muss sich tun, damit die gute Stim- mung für Private Equity erhalten bleibt? Es muss in unserem Land eine positive Grundeinstellung entstehen. Das gilt für die Politik ebenso wie für die Wirtschaft und die Unternehmer. Zurzeit hat das Thema eine höhere Aufmerksamkeit, und darauf lässt sich mit Informationen über die Stärken von Private Equity aufbauen. Für die Unternehmen ist es nicht nur eine Finanzierungsquelle: Investoren können zumUnternehmenserfolg viel mehr beitra- gen, beispielsweise aus technologischer Sicht oder imMarketing. Haben Sie noch Hoffnung, dass es in Öster- reich eines Tages wieder erlaubt sein wird, Privatkunden einen Private-Equity-Fonds, noch dazu wie in IhremFall einen diversifi- zierten Dachfonds, anbieten zu dürfen? Das AIFM-Gesetz kam 2013 als Schnell- schuss auf den Markt und wurde seither nur geringfügig verbessert. Wir haben schon viele Gespräche mit den politischen Parteien geführt und hoffen, dass sie fruch- ten, weil die Kritik an diesem Gesetz – nicht nur von uns – gerechtfertigt ist. Dass es bisher nicht zu entscheidenden Ände- rungen des Gesetzes kam, liegt wahrschein- lich weniger amWillen unserer Gesprächs- „Privatkunden auszuschlie- ßen ist ein großer Fehler “ » Es wäre gut, das AIFM-Gesetz neu aufzusetzen. Das hätte einen großen volkswirt- schaftlichen Nutzen. « Birgit Schmolmüller, RWB SACHWERTE Birgit Schmolmüller | RWB FOTO: © CHRISTIAN FORCHER 148 fondsprofessionell.at 1/2021

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