FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2020

In den Geschäftsberichten der Versiche- rer ist die Warnung vorm Zinsrisiko denn auch deutlich nachzulesen.Doch wer muss eigentlich bereits Eigenmittel hernehmen, umGarantietöpfe aufzufüllen, und wie lan- ge verkraftet die Branche so ein Umfeld? Darüber sprechen nur die wenigsten gern. Bei der VIG verweisen die Töchter Donau und Wiener Städtische auf ihre kapital- starke Mutter. Uniqa schwieg generell. Alle anderen betonen bei einem Rund- ruf der Redaktion, dass sich die Herausfor- derungen zwar nicht leugnen lassen; gleichwohl – so die Grundaussage – ernte man gerade jetzt den Lohn, wenn man sich früh mit Produkten und Investment- konzepten gegen das Umfeld gestemmt hat: Polizzen ohne garantierten Rech- nungszins im Lebensbereich sind heute bei vielen Anbietern genauso Standard wie alternative, höher verzinste Anlagen. Natürlich würden alle Langfristinvesto- ren auf die Probe gestellt, bestätigt etwa Axel Sima, Investmentchef der Generali Versicherung AG.Wie lang das Zinsniveau noch erträglich ist, verrät er nicht. Er ver- weist hingegen auf Chancen in neuen Bereichen. „Die Generali investiert verstärkt in Alternative Investments – Private Equity, Private Debt, Infrastruktur“, so Sima. Ein Trend, den auch die OeNB-Zahlen wider- spiegeln: Österreichs Versicherer sind der- zeit mit rund 1,3 Milliarden Euro in sol- chen alternativen Fondsthemen investiert – und nehmen damit doppelt so viel Geld in die Hand wie noch zu Beginn 2017. Der Zuwachs kommt vorwiegend aus Zukäu- fen (nicht aus Bewertungsgewinnen), er- klärt ein OeNB-Statistiker. Bei der Allianz Österreich weist eine Sprecherin „Garantiesorgen“ ebenfalls zu- rück. Aufgrund diversifizierter Veranlagung und strenger Bilanzstrukturführung (Ma- nagement von Laufzeiten) gehe sich mo- mentan alles gut aus. Außerdem arbeite man seit fünf Jahren mit Produktalternati- ven zum garantierten Rechnungszins. Zwar verfestige die Pandemie die Tiefzins- erwartungen, aber die bestehenden Garan- tien könnten „aus heutiger Sicht langfristig selbst bei unverändert niedrigen Zinsen ohne die Verwendung von Eigenmitteln finanziert werden“, so die Sprecherin. Natürlich wird aber die Renditelage im Lebensbereich immer prekärer: „Wie sich die anhaltend niedrigen Zinsen auf die Gewinnbeteiligung auswirken, bleibt abzu- warten“, gibt die Sprecherin zu bedenken. Abkoppelung vom Zinsumfeld Auch die österreichische Ergo muss nun angesichts der Krise ihren begonnenen Strukturwandel zielstrebig weiterführen. Ergo ist stark im Lebensgeschäft (Nummer vier bei den Marktanteilen). Vorstandschef Philipp Wassenberg arbeitet daran, das Schaden-Unfall-Segment zu vergrößern, um sich von den Auswirkungen der Zins- entwicklung unabhängiger zu machen,wie er der Redaktion sagt. Im Lebensbereich wiederum gebe es seit 2016 mit „Ergo fürs Leben“ ein Hybridprodukt, eine Mischung aus klassischer und fondsgebundener Ver- sicherung, das auch in der längeren Nied- rigzinsphase Rendite ermöglichen soll. Heuer kam die fondsgebundene Lebens- versicherung „Ergo fürs Sparen“ dazu. „Durch Hybridprodukte wollen wir suk- zessive den Umfang der Garantien reduzie- ren und uns damit von der Zinsentwick- lung weiter abkoppeln“, so Wassenberg. Diese Abkoppelung, die auch alle ande- ren vorantreiben, sorgt dafür, dass das einst stolze Lebensgeschäft seit Jahren am abstei- genden Ast ist. 2018 waren in Österreich erstmals die abgegrenzten Nettoprämien aus dem Nichtlebensgeschäft höher, zeigt eine OeNB-Analyse. 2019 fuhr der Lebens- bereich erneut ein Prämienminus von 2,1 Prozent ein. Innovationen wie Hybrid- produkte oder Kombi-Polizzen, die auch Krankheits- oder Arbeitsmarktrisiken ab- Axel Sima, Chief Investment Officer der Generali Versicherung AG, setzt unter anderem auf Alternative Investments. Philipp Wassenberg, Vorstandschef der Ergo in Österreich, will stärker im Segment Schaden/Unfall und bei Firmenkunden wachsen. » Wir investieren verstärkt in Alternative Investments – Private Equity, Private Debt, Infrastruktur. « Axel Sima, Generali fondsprofessionell.at 3/2020 175

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