FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2020

Nach dem Corona-Lockdown ist der Blick nach vorn für viele Versicherer nicht nur rosig. Das Ergebnis ist eingebrochen, die Zinsen bleiben tief. Es muss streng kalkuliert werden. Zinssorgen verlängert Die Coronakrise erschüttert die Versicherungen nicht nur kurzfristig. Vielmehr rückt nun die Hoffnung auf eine bessere Zinsumgebung noch weiter in die Ferne. Auch die FMA schaut genau hin. D er Blick auf den Börsenkurs der zwei größten heimischen Assekuranzen lässt nichts Gutes erahnen. Branchenpri- mus Uniqa war zu Redaktionsschluss nahe ihrem Rekordtief zu haben. Rivalin VIG (Vienna Insurance Group) hat zwar nach ihrem Corona-Absturz auf das Allzeittief aufgeholt. Das ändert aber bei genauerer Betrachtung nichts: Beide Aktien sind nur halb so teuer wie ihr Buchwert (das Eigen- kapital je Aktie)! Ohne in die Aktienanaly- se abzuschweifen: Bei einer so deutlichen Unterbewertung darf man schon mal ins Nachdenken kommen. Bekanntlich lässt ein tiefes Kurs-Buchwert-Verhältnis zwei Deutungen zu: Entweder die Aktie ist gerade ein Schnäppchen oder es gibt Pro- bleme, und die Anleger erwarten, dass sich das auch bald im Buchwert niederschlägt. Einiges deutet auf Letzteres hin. Börsianer betrachten Versicherer ja schon seit Jahren mit Skepsis: Regulierungsdruck, Rückstän- de bei der Digitalisierung, juristische und Performancesorgen bei Lebenspolizzen. Und nun die Corona-Pandemie.Das Tra- gische ist, Corona vermiest nicht nur punk- tuell das 2020er-Ergebnis. Vielmehr zemen- tiert die Krise das Tiefzinsumfeld ein, das auch die österreichischen Versicherer bereits seit Jahren als Bedrohung bezeich- nen. Die EZB macht mit ihrem 1,35 Billio- nen Euro schweren Pandemie-Kaufpro- gramm klar, dass die Nachfrage nach An- leihen künstlich hoch bleiben wird – und die Zinsen folglich niedrig. Der Neben- effekt: Die Versicherer haben es langfristig immer schwerer, die in Hochzinsphasen abgegebenen Garantieversprechen am Kapitalmarkt zu erwirtschaften. Gepaart mit dem Ergebniseinbruch durch den Lockdown, ist die Lage der Branche mo- mentan nicht rosig. Noch keine deutschen Zustände Ein kleiner Schwenk über die Grenzen. In Deutschland stehen aufgrund dieser Umstände rund 20 Versicherer unter enge- rer Aufsicht der Bafin; es soll sogar ein Gesetz gegen Versicherungs-Schiefl G G agen ver- schärft werden. Natürlich ist die Situation nicht direkt vergleichbar. In Österreich gibt es weniger Altkunden mit sehr hohen Garantieverzinsungen von teils vier Pro- zent. Auch sieht man hierzulande meist Kompositversicherer, die somit auch Erträ- ge abseits des schwierigen Lebensgeschäfts haben. Dazu ist die gesetzliche Zinszusatz- rücklage mit 1,1 Milliarden Euro gut dotiert. Und auf Neuverträge ist nur noch ein Garantiezins von 0,5 Prozent erlaubt (Deutschland 0,9 Prozent). Schieflagen sieht die FMA daher derzeit nicht aufzie- hen. Aber: „Es gibt ein sehr enges Moni- toring der Lebensversicherer. Das Tiefzins- umfeld ist eine große Herausforderung“, bestätigt ein Sprecher. » Es gibt ein sehr enges Monitoring der Lebens- versicherer. Das Tief- zinsumfeld ist eine große Herausforderung. « Finanzmarktaufsicht FMA FONDS & VERSICHERUNG Versicherungen nach Corona FOTO: © ANDREY POPOV | STOCK.ADOBE.COM, LUKAS LORENZ, PHILIPP LIPIARSKI | WWW.GOODLIFECREW.COM 174 fondsprofessionell.at 3/2020

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