FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2020

Während des Sturms ist das Sicher- heitsbedürfnis von Anlegern besonders groß. Da Immobilien ein sehr hohes Vertrauen genießen, wurde nach einem kurzen Schock- moment wieder kräftig investiert. Sicherer Beton Die infolge der Maßnahmen gegen die Corona-Rezession gewach- sene Angst vor einer Geldentwertung kam auch Immobilien zugute, obwohl einzelne Sparten aufgrund der Pandemie massiv leiden. E in Ereignis wie die Corona-Pandemie war für alle heute aktiven Kapital- marktteilnehmer neu. Bemerkenswert ist dabei, dass diese zwei völlig konträre Aus- wirkungen zeigte: Einerseits löste sie den abruptesten konjunkturellen Einbruch der letzten Jahrzehnte aus, andererseits moti- vierte dies weltweit Regierungen zu den umfangreichsten Stützungsmaßnahmen zur Stabilisierung der Volkswirtschaften beziehungsweise zur Rettung möglichst vieler Arbeitsplätze. Ersteres hätte die Kapi- talmärkte in eine beispiellose Baisse treiben müssen, Zweiteres löste so große Angst vor einem massiven Inflationsanstieg aus, dass viele Anleger in Sachwerte flüchteten. Damit ist zu erklären, dass Gold, Aktien und auch Immobilien nach dem ersten Schock im März tendenziell teurer statt billiger wurden. Die offenen Immobilienfonds verzeich- neten heuer bis Juli nach Angaben der Ver- einigung Österreichischer Investmentgesell- schaften Nettomittelzuflüsse in Höhe von 126 Millionen Euro. Nur im März haben die Anleger mit 108 Millionen Euro eine größere Summe abgezogen, nachdem die Regierungen weltweit den Lockdown an- geordnet hatten. Das entsprach gerade ein- mal 1,2 Prozent des kumulierten Vermö- gens aller Fonds, das Ende Februar bei 9,3 Milliarden Euro lag. Schon wenig später beruhigte sich die Investorenseele. Im April und Mai flossen nur noch 20 Millionen Euro ab, bevor im Juni wieder mehr als 130 Millionen Euro in die Fonds investiert wurde. Von Tristesse es also keine Spur, weiß Kurt Rossmüller, Vorstand der Union Investment Real Estate Austria AG, zu be- richten: „Die Anleger waren seit Ausbruch des Virus deutlich aktiver. Wir haben zwar mehr Mittelabflüsse beobachtet, aber unterm Strich stehen netto Zuflüsse in den Büchern.“ Auch die Crowdinvestingplattformen melden positive Geschäftsentwicklungen. Rendity steigerte den Umsatz im ersten Halbjahr 2020 nach eigenen Angaben um 120 Prozent auf zirka elf Millionen Euro. Dagobertinvest platzierte etwas mehr als elf Millionen Euro und erreichte damit ein Plus von acht Prozent. In Summe haben die österreichischen Crowdfundingplatt- formen mehr als 30 Millionen Euro Inves- titionskapital für Immobilienprojekte akquiriert – mit hohen Zinsversprechen, die bis zu acht Prozent pro Jahr reichen und mit hohen Risiken behaftet sind. Demgegenüber gelten offene Immo- - bilienfonds mit ihren breit gestreuten Port- folios als sicherer und rentierlicher Sach- wert – und das suchen die Investoren. Aktuellen Umfragen zufolge nimmt das Bewusstsein dafür zu, dass mit Spareinla- gen durch die Nullzinsen kein Vermögens- zuwachs möglich ist und die Inflation Gut- haben langsam auffrisst. „Daher läuft das Immobiliengeschäft trotz Corona weiter“, » Das Immobilien- geschäft läuft trotz Corona weiter. « Peter Karl, Erste Immobilien KAG SACHWERTE OIF FOTO: © EYEWAVE | STOCK.ADOBE.COM, ALEXANDER SCHLEISSING 146 fondsprofessionell.at 3/2020

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