FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2020

Kitzberger: Wir schaffen leistbare Mietwoh- nungen und konzentrieren uns im städti- schen Bereich auf die Nachverdichtung, das heißt, die bestmögliche Nutzung bestehen- der Objekte, wo schon eine Infrastruktur vorhanden ist, ohne dass weiteres Grün- land verbaut wird. Dadurch werden die Städte doch noch mehr und noch dichter zubetoniert. Holzinger: Nein, denn wir beseitigen soge- nannten „städtebaulichen Missstand“ wie bei unserem Projekt in der Breitenfurter Straße. Häuser, die über die Baulinie hin- ausstehen, werden abgebrochen und durch einen zurückversetzten Neubau ersetzt. Kitzberger: Wir wollen nicht auf der grünen Wiese bauen, wo im Umfeld die Nahversorgung und die Infrastruktur erst geschaffen werden müssen. Welche geografischen Ziele haben Sie, und welche Kriterienmuss die Objektlage erfül- len?Warumbauen Sie als oberösterreichi- sches Unternehmen auch in Wien, obwohl es hier ohnehin schon teuer ist? Holzinger: Wir sind nicht nur in Wien tätig, sondern haben kürzlich unser erstes Pro- jekt in Linz zur Zeichnung aufgelegt. Hier würden wir sehr gern weitere Projekte durchführen. Wien ist interessant, weil die Förderungen des Landes nach wie vor sehr gut sind. In Niederösterreich und damit auch im Wiener Umland sind sie für uns im Moment nicht optimal. Sollte sich das ändern,wäre zum Beispiel St. Pölten durch- aus interessant für uns. Sie haben vorhin gesagt, dass Sie nur kleine Projektemachen wollen. Spricht das nicht gegen Wien oder Innsbruck, wo die Preise in guten Lagen hoch sind? Holzinger: Wir stehen grundsätzlich allen Städten offen gegenüber und haben uns auch Projekte in Melk und Eisenstadt an- gesehen. Diese haben für uns nicht gepasst. In Graz werden wir aus heutiger Sicht in den nächsten Jahren nicht bauen, weil hier bereits sehr viele Anbieter tätig sind. Kitzberger: Und wir haben Bedenken, dass es in den kommenden Jahren ein Über- angebot in Graz geben könnte. Außerdem haben wir gesehen, dass uns angebotene Projekte davor schon durch mehrere Hände gegangen sind. Wie schaffen Sie es, im Konkurrenzkampf inWien neue Projekte anzubinden? Kitzberger: Wir bekommen zwei Drittel der Liegenschaften aus dem Privatbesitz, also nicht über den öffentlichen Markt. Projekte von Maklern sind für uns meistens zu teuer. Holzinger: Es ist auch in Linz nicht einfach, weil die Stadt kleiner ist. Hier haben wir zwei Jahre für unser erstes Projekt benötigt. Warum bauen Sie nur mit Förderungen? Geht es nicht auch ohne? Holzinger: Doch, es geht auch ohne. Aber das Bauherrenmodell beruht schon darauf, dass man Förderungen nach dem jeweili- gen Landesgesetz in Anspruch nimmt, um gewisse Steuerbegünstigungen zu erlangen. Denn durch die Förderung kann der Inves- tor die auf 15 Jahre verkürzte Abschrei- bung (1/15 Afa) vornehmen. Sind Steuervorteile für die Investoren im- mer ein entscheidendes Anlagekriterium? Holzinger: Die 1/15 Afa bringt ein Prozent in der Bruttorendite. Das ist für den Anle- ger durchaus attraktiv. Kitzberger: Ein Investor, der seine Betei- ligung ohne Fremdkapital zeichnet, be- kommt dadurch 15 Jahre die Miete steuer- frei.Das ist ein Vorteil gegenüber einer Vor- sorgewohnung oder einem Bauherrenpro- jekt ohne begünstigte Abschreibung. Viele nützen die Förderungen und Steuer- vorteile für unrealistische Prognosen, die langfristig nicht aufgehen … Kitzberger: Daran ist nicht die Förderung schuld. Sie bringt aber einen weiteren Vorteil: Durch die mit der Förderung ver- bundene Deckelung der Mieten können die Investoren mit einer durchgehenden » Wir schaffen leistbare Mietflächen und setzen durch Sanierung städtebauliche Akzente. « Julia Holzinger, Wertsecure SACHWERTE Julia Holzinger + Harald Kitzberger | WertSecure FOTO: © MARLENE FRÖHLICH | LUXUNDLUMEN 144 fondsprofessionell.at 3/2020

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