FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2020

Trostpflaster und heilen allein die Wunden nicht, die – wie ich fürchte – für manche töd- lich sein können. Glauben Sie, dass der Wohnimmobilien- sektor am besten davonkommen wird? Das hängt davon ab, was sich die Menschen leisten können. Der Eigentumswohnbau wird auch eine Delle abbekommen, weil die Kauf- kraft sinken wird und viele bei Investitionen zurückhaltend sein werden. Aber der Bedarf wird nicht sinken, und deshalb ist der Wohn- bau insgesamt für einige Zeit gut abgesichert. Wenn die Menschen eine Inflationsangst ent- wickeln, werden sie vielleicht wieder verstärkt in Immobilieninvestments gehen. Vorsorge- wohnungen sind ein bewährtes und begehrtes Instrument. Die Entwicklung im Wohnbau lässt sich also heute schwer vorhersagen: Es kann so sein, es kann aber auch ganz anders sein. Es gibt mehrere Denkmöglichkeiten. Wir wissen alle nicht, wie die volkswirtschaftli- chen Maßnahmen wirken. Sind Sie ein Optimist? Ich habe Bedenken, dass die Wälle, die wir mit Billionen Euro und Dollar bauen, gegen den Tsunami nicht hoch und stark genug sind, und dass danach nichts mehr zur Verfügung steht. Wenn die Billionenprogramme nicht in der Lage sind, die Verwerfungen einigerma- ßen zu steuern, dann ist es aus. Diese Vorstel- lung verbiete ich mir. Es werden aber riesige Probleme aufpoppen: Arbeitslosigkeit, Kauf- kraftverlust, Verarmung. Davon sind global gesehen Milliarden Menschen betroffen, und das ist eine bedrückende Vorstellung. Wir können, glaube ich, heute schon sagen, dass uns das nicht erspart bleibt. Die Frage ist nur die Dimension. Selbst die geringste Annahme wird uns vor gewaltige Herausforderungen stellen, die die Gesellschaften der verschiede- nen Länder bewältigen müssen. Wie bewerten Sie die wirtschaftlichen Hilfsmaßnahmen der österreichischen und europäischen Regierungen? Rea- giert die Politik richtig? Wir haben die Verantwortung, für die Schwächsten der Gesellschaft zu sorgen. Da- her sind die Programme der Politik richtig. Aber wir zahlen einen hohen Preis für die Senkung der Covid-19-Todesraten. Es gibt weltweit mehr Tote durch die Wirtschaftskri- se, zum Beispiel die Hungertoten, als Covid- 19-Tote. In den Industrienationen ist das an- ders, weil die Erkrankten mit Medikamenten tung um 20 Prozent sinken wird“ » Ich habe Bedenken, dass die Wälle, die wir mit Billionen Euro und Dollar bauen, gegen den Tsunami nicht hoch und stark genug sind. « Hans Peter Haselsteiner, Strabag www.fondsprofessionell.at | 2/2020 141

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