FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2018

230 www.fondsprofessionell.at | 1/2018 vertrieb & praxis I finanzberatung Foto: © Montri | stock.adobe.com, Savity; Spängler D ie Geschwindigkeit, mit der manche Robo-Advisors wachsen, ist atembe- raubend – und für die traditionelle Ver- mögensverwaltung zunehmend alarmierend. Bestes Beispiel ist Scalable Capital. Im März 2017 wies die deutsch-britische Anlageplatt- form mit Austro-Hintergrund erst ein verwal- tetes Vermögen von 200 Millionen Euro aus. Bei solchen Summen konnte ein klassischer Vermögensverwalter noch ungerührt mit den Schultern zucken. Doch nur ein Jahr später peilt Scalable neue Dimensionen an: „Ganz sicher wollen wir 2018 die Milliarde knacken“, sagt Florian Prucker. Der gebürtige Inns- brucker ist Mitgründer und Co-Geschäftsfüh- rer des Unternehmens, das 2016 den Betrieb aufnahm und mittlerweile in Deutschland, Großbritannien, Österreich und der Schweiz tätig ist. Auf den Zeh getreten Das Geld wird bei Scalable ausschließlich in ETFs angelegt – ein häufiges Muster bei Robo-Advisors: Denn ETFs verursachen geringe Kosten und lassen gleichzeitig eine breite globale Diversifizierung zu. Für die eta- blierten Fondsanbieter, deren Margen gerade aufgrund der ETFs schwer unter Druck gera- ten sind, ist der Erfolg der ETF-lastigen Ro- bo-Advisors nun ungefähr so angenehm wie ein Tritt auf einen ohnehin schon geschwol- lenen Zeh. Und die Expertenprognosen tragen kaum zur Linderung des Schmerzes bei: Be- reits in zwei Jahren könnten die digitalen Asset Manager einen Marktanteil von fünf Prozent des verwalteten Vermögens auf sich vereinen, heißt es bei der Unternehmensbera- tung Bain. Die „Assets under Robo-Manage- ment“ dürften bis 2020 mindestens um den Faktor zehn steigen. Diese Schätzung gilt für den deutschen Markt, wo es mittlerweile rund 20 Robo-Dienste gibt. Zahlen für Österreich sind kaum zu eruieren. Zum Beispiel gibt Finabro, die aktuell spannendste heimische Plattform, die mittlerweile sogar die betrieb- liche Vorsorge abdeckt, noch überhaupt keine Zahlen bekannt. Aber es ist klar, dass auch hierzulande die Robo-Verwalter den ange- stammten Anbietern sehr deutlich Marktan- teile abknöpfen werden. Das müssen sie näm- lich, wenn sie überleben wollen. Unter den digitalen Beratern werden es nur die sehr Gro- ßen überhaupt in die Gewinnzone schaffen. Kein Robo unter einer Milliarde „Man kann einen Robo-Advisor nicht unter einer Milliarde verwaltetem Vermögen profi- tabel betreiben“, sagt Scalable-Mann Prucker im Gespräch mit FONDS professionell. „Wir haben nur ein Produkt: die Vermögensverwal- tung. Für die zahlt uns der Kunde 75 Basis- punkte per annum, davon bekommt noch die Depotbank ihren Anteil“, so Prucker. Bei einem Stand von rund 70 durchwegs hoch qualifizierten Mitarbeitern und einem teuren Affiliate-Programm zur Kundengewinnung kann man sich ausrechnen, dass vorerst un- term Strich selbst dann noch nichts übrig bleibt, wenn die AuM-Milliarde geknackt ist. Das bedeutet, dass das Wachstum weiter kräf- tig vorangetrieben werden muss. Der in München angesiedelte deutsche Marktführer Scalable unternimmt derzeit die größten Bemühungen um die Austro-Kun- den – etwa indem das Steuerreporting zur Verfügung gestellt wird. Der Anleger muss seine ausländischen Einkünfte ja aufwendig versteuern. Es ist aber anzunehmen, dass die Konkurrenz um österreichische Klienten zunimmt, denn laut dem Branchenmagazin „ETF-Extra“ deutet die Anbieter-Pipeline da- rauf hin, dass sich die deutschen Robo-Platt- formen allein heuer auf rund 40 verdoppeln werden. Das erzeugt Wettbewerbsdruck. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass sich in diesen Kampf um die Robo-Marktanteile heimische Großbanken und Vermögensver- walter nicht einschalten. Zum Teil ist die „Zurückhaltung“ verständlich: Ein kosten- günstiges Anlageprogramm könnte das bishe- rige Preisgefüge infrage stellen und mögli- cherweise sogar zu einer Kannibalisierung be- stehender Anlageprodukte führen. Anderer- „Robo-Advisors“, also automatisierte Finanzberatung, gewinnen auch in Österreich an Bedeutung. Die geringe Größe des Landes ist aber eine Herausforderung. Robos: Größe entscheidet Robo-Advisors streuen das Geld automatisch je nach Risikobereitschaft und Anlageziel. Meist setzen sie die günstigen ETFs ein. Traditionelle Asset Manager müssen um Marktanteile bangen, wenn sie nichts unternehmen. » Man kann einen Robo- Advisor nicht unter einer Milliarde verwaltetem Vermögen profitabel betreiben. « Florian Prucker, Scalable Capital

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