FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2018

229 www.fondsprofessionell.at | 1/2018 zwischen Finanz-Establishment und Krypto- Community ist der Marktführer Bitcoin in die Kritik geraten. Dabei geht es nicht nur um die kurstechnischen Unsicherheiten, sondern auch um die Struktur des virtuellen Zahlungsmit- tels: Grundstein des Codes sind sogenannte „Blocks“, in denen weltweit jede einzelne Transaktion auf jedem einzelnen Computer des Bitcoin-Netzes gespeichert wird. Die Ge- samtheit dieser Blocks wird in der Folge zur „Blockchain“. Die Berechnung der Trans- aktionen und die geringe Speicherkapazität der einzelnen Blocks führen zu extrem langen Verarbeitungszeiten, mitunter liegen Tage zwi- schen Aufgabe und Ausführung einer Order. „Derzeit kann das Bitcoin-Netzwerk fünf bis sieben Transaktionen pro Sekunde durchfüh- ren“, erklärt Zuckerberg. Hauptkonkurrent Ethereum schafft immerhin 100. Verglichen mit den professionellen und bereits institutio- nalisierten Spezialisten für Zahlungsverkehr sind beide Zahlen aber lächerlich: Der Kredit- kartenhersteller Visa schafft 2.000 Transaktio- nen pro Sekunde. Dienstleistungskette Womit wir bei dem Thema wären, „das gern von Leuten in den Raum gestellt wird, die vielleicht smarter klingen wollen, als sie sind“, meint Zuckerberg. „Da fällt dann nämlich sehr schnell der Satz: Bei Bitcoin bin ich mir nicht sicher, aber Blockchain hat garantiert Zukunft.“ Dabei hat die Aus- sage – solange sie nicht als Partysteh- satz missbraucht wird – durchaus Relevanz. Denn über die Blockchain- Technologie könnten zahl- reiche Dienst- leistungen abge- wickelt werden, bei denen derzeit noch Mittels- männer gebraucht werden. Sogenannte Smart Con- tracts können dann die Arbeit von Immobilien- maklern und Finanzbera- tern übernehmen, aber auch Mittelsmänner in Showbusiness, Logis- tik und Gesundheitswesen ersetzen oder elek- tronische Wahlgänge ermöglichen. Einer der Pluspunkte wäre, dass diese Kontrakte dann vollkommen transparent auf jedem Computer des jeweiligen Blockchain-Netzwerks liegen würden. Die Verträge wären somit vollkommen fäl- schungssicher, die elektronischen Dokumente könnten de facto auch nicht mehr gehackt werden, weil man dazu jeden Computer des Netzwerks kompromittieren müsste. Das Pro- blem: „Warum sollte jemand ohne Belohnung Rechenleistung für die Dienstleistungen Drit- ter zur Verfügung stellen?“ Stellt man eine solche für das Zustan- dekommen einer Transaktion von Bitcoin oder dem kom- plexeren Ethereum, bei dem die erwähnten Smart Contracts bereits bei der Entwicklung ko- diert wurden, zur Ver- fügung, schöpft man die entsprechende Währung als Entgelt. Der Vorgang ist als „Mining“ bekannt. Eine Blockchain al- lein enthält dieses Belohnungssystem nicht. Das ginge nur, wenn man die Kette an ein finanziell po- tentes Unter- nehmen wie etwa Amazon koppelt. Aller- dings wäre dann der ursprüngliche Sinn einer Kryptowährung verloren, wonach es ein vollkommen freies Zahlungsmittel geben sollte, dessen höchst- mögliche Menge streng beschränkt sein soll – bei Bitcoin sind das genau 21 Millionen Einheiten. Krypto-Investments Genau diese Beschränkung macht Bitcoin zu einem besonderen Investitionsgut. Denn andere Kryptowährungen verfügen entweder über aufgeweichte Beschränkungskriterien oder – wie Ethereum – über gar keine. Und genau diese künstliche Verknappung lockt inzwischen auch diverse Investmentfonds an, die Bitcoin näher bei Gold als bei einer Währung sehen. „Vergleicht man die Volatilitäten und das Verknappungsprinzip, hat dieser Vergleich durchaus etwas für sich“, meint Zuckerberg. Allerdings gibt es auch Unterschiede. So sei Gold eben Gold und weise ganz spezifische Eigenschaften auf, neben Bitcoin könnten aber unendlich viele Kryptowährungen mit exakt den selben Charakteristika aufpoppen. Dazu hat Gold einen gewissen physischen Wert – und: „Soweit ich weiß, kann man bislang aus Bitcoin keinen Ehering machen. Zumindest noch nicht.“ Am Ende bleibt Skepsis Damit bleibt die digital höchst versierte Social-Media-Expertin und selbst definierter weiblicher „Math-Geek“ beim Thema Kryp- towährungen relativ skeptisch – insbesondere was die intransparente Schöpfung neuer Wäh- rungen via ICOs betrifft. Die ansonsten ex- trem zukunftsoffene Unternehmerin fasst ihre nüchterne Sichtweise anhand der Tatsache zusammen, dass Richard Bransons Virgin Galactic inzwischen Reservierungen für pri- vate Weltraumflüge gegen Bitcoin annimmt: „Sie bezahlen also mit etwas, das es nicht gibt, für etwas, das es nie geben wird. Na ja.“ HANS WEITMAYR | FP Randi Zuckerberg hat Sinn für Humor. Ihren Vortrag für den FONDS pro- fessionell Verlag hielt sie in einem Stilmix aus Festlichkeit und Bit- coin-Grunch-Chic. Ihre Analyse zur interaktivsten aller Währungen fiel hingegen recht nüchtern aus. » Manche Leute, die vielleicht smarter klingen wollen, als sie sind, sagen gern: ›Bei Bitcoin bin ich mir nicht sicher, aber Block- chain hat garantiert Zukunft.‹ « Randi Zuckerberg – Fakten Geboren: 1982 in Westchester, County New York Lebensmittelpunkt: New York Familiäre Besonderheit: Schwester von Marc Zuckerberg Berufliche Stationen: Fox, Facebook, Zuckerberg Media Aktuelles Buch: „Dot Complicated“ Vertreten auf: Instagram, LinkedIn … und natürlich Facebook Sonstiges: betreibt einen eigenen Radiosender, der ebenfalls Dot Complicated heißt

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