FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2018

231 www.fondsprofessionell.at | 1/2018 seits scheint sich international die Überzeu- gung durchzusetzen, dass Robo-Advice un- verzichtbar ist, will man den Anschluss an be- stimmte Kundengruppen nicht verlieren. In Deutschland sind unter anderen im Umfeld von Volksbanken-, Raiffeisen- und Sparkas- sensektor ebenso digitale Verwalter im Einsatz wie bei der Deutschen Bank oder der Com- merzbank. Älteste Privatbank als Vorreiter In Österreich ist hingegen ein Salzburger Traditionshaus, das dem Private Banking zu- geordnet wird, digitaler Vorreiter. Spängler hat Mitte Februar still und heimlich als erste Bank des Landes eine automatisierte Finanzbera- tung installiert, die Kundengelder langfristig ohne menschliches Zutun mithilfe von ETFs verwalten soll. Bei der ältesten Privatbank Österreichs kann man sich für die Onlinever- waltung per Video identifizieren und den Ver- trag digital unterzeichnen. Werbung dafür macht Spängler vorerst allerdings noch nicht. Umso überraschender war es für die Bank, dass etliche Kunden sofort bei „Carl“ – so der Name der digitalen Onlineverwaltung – an- docken wollten. „Dass es so gut angenommen wird, hätten wir nicht erwartet“, sagt Michael Rampler, Leitung Business Development, ohne detaillierte Zahlen zu nennen. Geschick- terweise wurde der Zugang zu Carl so gestal- tet, dass sich dabei durchaus auch Klienten für die konventionelle Beratung gewinnen lassen. Wer Carl-Kunde werden will, durchläuft den üblichen Fragenkatalog zu Risikobereitschaft und Anlagezielen. Dann wird man aber noch einmal vor die Wahl gestellt, reiner Online- kunde zu werden, oder lieber doch zur Bera- tung ins Haus zu kommen. 50 Prozent neh- men das in Anspruch, so Rampler. Solche Quoten könnten bald auch andere Banken da- zu bewegen, Robo-Advice als Instrument zur Kundenakquise einzusetzen. Ein bisschen musste sich die Bank dabei aber von existierenden Prinzipien lösen. Zum Beispiel beträgt die Einstiegssumme bei Carl 30.000 Euro. In der klassischen Vermögens- verwaltung ist man bei Spängler unter 100.000 Euro nicht dabei. Carl verlangt pro Jahr 1,25 Prozent Gebühr bei einem Anlage- volumen bis 300.000 Euro, darüber sind es 0,95 Prozent (ohne Produktkosten; rund 0,25 Prozent zieht ETF-Anbieter selbst ab). Die großen Banken des Landes stehen hin- gegen noch ohne Lösung da. Aus der Volks- bankengruppe heißt es, es gebe definitiv Plä- ne, einen Robo zu implementieren. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass die Union Investment, der exklusive Volksbanken- Fondspartner, in Deutschland bereits den Ad- visor Visual Vest betreibt. Andererseits könnte ein Beitrag zu einer Austro-Lösung ebenso gut aus demWiener Start-up-Hub Wexelerate kommen, an dem die Volksbanken beteiligt sind. Die Raiffeisen-Bankengruppe wiederum sondiert den Markt. Die Erste Group erarbei- tet „Konzepte in diese Richtung“. Savity punktet mit Ethik Inzwischen hat sich eine andere Gesell- schaft mit konkreteren Ambitionen in Stellung gebracht: Seit Dezember 2017 ist der Anlage- roboter „Savity“ online. Savity kommt aus dem Haus der Wiener Wertpapierfirma Advi- sory Invest, die bisher nur institutionelle Gel- der veranlagte. Savity hebt sich in Details vom klassischen Robo-Angebot ab. Das Haus bezieht erstens klar Position zum Thema Ethik in der Geldanlage und setzt zweitens nicht nur ETFs ein. Savity wird privat aus den Eigenmitteln von neun Partnern aus dem Umfeld von Advisory Invest finanziert, zu dem auch die erfahrene Finanzexpertin Karin Kisling gehört. Auch Kisling verweist auf die Schwierigkeit, in kleinen Märkten rentabel zu arbeiten: „Wir wollen mit Savity nach Deutschland. In neun Monaten will ich 1.000 Kunden haben“, sagt sie. Wenn das gelingt, entspricht es einem Vermögen von zehn Mil- lionen Euro, denn die Einstiegsschwelle liegt bei 10.000 Euro. Punkten könnte Savity im bereits hart umkämpften deutschen Markt mit seinen Nischenthemen: Im Rahmen von „Savity Green“ fließt das Geld ausschließlich in nach- haltige Anlageprodukte. Kislings klare Ansa- ge: „Wenn man nach Nachhaltigkeitsprinzi- pien investiert, kann man nicht in ETFs gehen. Es gibt keine ETFs, die hier unsere Anforderungen zufriedenstellend erfüllen. Da nehmen wir UCITS- Fonds, die diese Krite- rien umsetzen.“ Doch auch abseits der Nachhaltigkeit fährt Savity keine reine ETF-Strategie: Auf die kos- tengünstigen Indexfonds setzt man nur in rei- fen und stark gehandelten Märkten. In Berei- chen wie Schwellenländer- oder Hochzinsan- leihen würden hingegen klassische Wertpa- pierfonds bessere Erträge erwirtschaften. Savity hat außerdem eigens für das Robo- Publikum den „Savity Legends“ aufgelegt, der die Investmentstrategien von Warren Buf- fett, Leda Braga oder Bert Flossbach nach- baut. Das Produktsortiment werde laufend erweitert. „Soeben sind Sparpläne dazuge- kommen. Ein absolutes Muss. Wir sind selbst überrascht, wie sehr die Kunden da ansprin- gen“, so Kisling. Alle Augen auf Finabro Einzigartig in Österreich, aber auch in Deutschland ist das Angebot bei Finabro. Der digitale Berater aus Wien ging im Sommer 2017 online und hat unter anderen die Uniqa als Finanzier an Bord. Finabro ragt aus dem Angebot des Mitbewerbs heraus, weil es die einzige Plattform am deutschsprachigen Markt ist, die eine Lebensversicherung anbie- tet (im Rahmen einer Helvetia-Lebensversi- Soren Obling, Mitgründer und Chef von Finabro, bastelt an Kooperationen mit Banken. Karin Kisling, Mitgründerin von Savity, will mit ihrem Robo-Advisor bald auch in Deutschland starten.

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