FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2018

232 www.fondsprofessionell.at | 1/2018 cherung). Andere Robos treten bei Lebensver- sicherungen höchstens als Vermittler auf. Au- ßerdem bietet Finabro seit einigen Tagen die Möglichkeit einer betrieblichen Altersvorsor- ge. Mehrere Firmen machen bereits mit, so Co-Gründer Søren Obling. Investiert wird nur in ETFs. Obling ist mit dem Begriff Robo-Advisor übrigens eher unglücklich: „Er wurde in den USA von der bestehenden Industrie geschaf- fen, um uns unschmackhaft zu machen: In einem Sektor, wo Beratung so wichtig ist, klingt Robo unsympathisch.“ Geholfen hat es der „alten“ Industrie nichts. Die Robos bauen dort enormen Gebührendruck auf: Betterment und Wealthfront, zwei der US-Marktführer, die je über zehn Milliarden Dollar verwalten, beraten mit Fees ab 0,25 Prozent pro Jahr. Für Spannung sorgt in der heimischen Fi- nanzbranche indes, mit welcher Bank Finabro zusammenarbeiten wird. „Wir sind mit Ban- ken in intensiven Gesprächen für Kooperatio- nen“, bestätigt Obling, der dazu noch nicht mehr verraten will. Dahinter steht jedenfalls jede Menge Poten- zial. Die Wachstumsstory der Robos hängt am Ende weniger vom Direktgeschäft als von den Kooperationen ab. Scalable ging im Septem- ber mit der ING Diba Deutschland eine viel- beachtete Allianz ein: Allein in den ersten sie- ben Wochen dürften über 100 Millionen Euro eingesammelt worden sein. Die ING Diba wollte das Modell bei Erfolg in anderen Län- dern ausrollen. Ein Sprecher zeigte sich aber auf Nachfrage deutlich zurückhaltend zum Rollout in Österreich: Es gebe keine konkre- ten Pläne. Die ING Diba Austria würde Sca- lable eine Basis von rund 527.000 Kunden bringen. EDITH HUMENBERGER-LACKNER | FP vertrieb & praxis I finanzberatung Foto: © Wolf Heider-Sawall Im Interview: Florian Prucker, Mitgründer und Co-Geschäftsführer von Scalable Capital „Unsere Kunden sind ruhiger “ FONDS professionell sprach mit Florian Prucker, Mitgründer und Co-Chef des Robo-Advisors Scalable Capital mit Sitz in München und London. Prucker ist gebürtiger Innsbrucker und war davor unter anderem bei Goldman Sachs tätig. FONDS professionell: Herr Prucker, wie hoch waren die Abflüsse, als es an den Aktienmärkten im Februar so stark bergab ging? Florian Prucker: Es war natürlich eine spannende Zeit. Aber im historischen Mittel waren das keine großen Bewegungen. Netto gab es keinen Abfluss. Das ist auch der Unterschied zwischen Brokerage und Ver- mögensverwaltung. Wir haben ja ein laufen- des Mandat vom Kunden. Das inkludiert, dass, wir schauen, ob das Portfolio noch den vorgegebenen Zielen entspricht, wenn sich der Markt stärker bewegt. Deswegen sind Vermögensverwaltungskunden ruhiger. Sie wollen kräftig wachsen. Sprechen Sie in Österreich mit Banken oder Firmen konkret über eine Kooperation wie die mit ING Diba oder mit Siemens? Es ist kein Geheimnis, dass B2B ein zentraler Bestandteil der Wachstumsstrategie ist. Ich kann jetzt nicht mehr dazu sagen. Aber wir haben in allen unseren Märkten einen engen Dialog mit Partnern, um Kooperationen zu finden. Werden die großen Banken in Öster- reich bei Robo-Advice eher mit eigenen Lösungen auf den Markt gehen oder doch eher imWhite Label? White Labelling ist das Stichwort. Ich glaube, so ein Modell, wie wir es mit der ING Dib- haben, werden wir im Markt nur sehr selten sehen. Die ING Diba hat historisch keine Vermögensverwaltung und Anlageberatung. Wir kannibalisieren da kein bestehendes Ge- schäft. Für die anderen Institute trifft das nicht zu. Die wollen in der digitalen Welt unter der eigenen Marke auftreten und müssen schau- en: Wie passt die digitale Vermögensverwal- tung zu meinem bisherigen Angebot von der Servicetiefe oder vom Pricing her? Wie sieht es mit neuen Produkten aus, etwa Pensionsvorsorge? Wir kooperieren mit Firmen wie Siemens, die ihren Mitarbeitern unsere Vermögensverwal- tung für ihre private Altersvorsorge empfeh- len. Das ist auch ein zentraler Kanal, um die Produktseite weiterzuentwickeln. Derzeit sind wir ja eine reine Depotlösung. In Großbritannien haben wir hingegen bereits ein Produkt, über das Leute unabhängig vom Arbeitgeber steuerermäßigt in einem Pensi- onsmantel vorsorgen können. Das wollen wir auch mit Unternehmenskun- den angehen. Vielleicht auch in Österreich. Etwa auch in einem Versicherungsmantel, denn in Kontinentaleuropa ist das Thema be- triebliche Altersvorsorge sehr versicherungs- lastig. Wie viele Ihrer Anleger sind eigentlich Firmen oder Institutionelle Investoren? Das geben wir noch nicht bekannt. Aber vom fast Blue-Chip-Unternehmen bis zu einer nicht unbeträchtlichen Anzahl von kleineren GmbHs legen viele bei uns ihre Überschuss- liquidität an. Für die ist es spannend, dass man das Risiko bei uns sehr granular wählen kann. Insbesondere wenn sie im Moment nicht ausschütten wollen, weil Investitionen anstehen, aber Negativzinsen am Konto zu befürchten sind. Wir vermarkten das Produkt noch nicht, weil es nicht zuletzt wegen der Geldwäschebestimmungen aufwendig ist. Aber das wird gut angenommen, und wir wollen es ausbauen. Florian Prucker denkt laufend an neue Produkte – etwa solche im Versicherungsmantel.

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