FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2017

223 www.fondsprofessionell.at | 4/2017 Niederösterreich-Wien erstellt. Auf diese Liste angesprochen, erklärte RCM-Geschäftsführer Rainer Schnabl 2016: „Die Drittfondsliste wird derzeit neu aufgesetzt und auch im Hin- blick auf Mifid II evaluiert. Als Fondskom- petenz-Center der Raiffeisenbankengruppe ist es unsere Aufgabe, unsere Partner mit einer validen Liste von Fremdfonds zu servicieren.“ Mittlerweile wurde bekannt, dass sich letztlich auch die RCM für ein Modell mit Preferred Partners, bestehend aus zehn Fondsanbietern, entschieden hat. Ein Blick auf die Liste offenbart auch, dass man hier keine Experimente machen wollte, finden sich doch ausschließlich Namen von großen, international tätigen Fondsgesellschaf- ten auf dieser wieder. Bei der Auswahl der Partner legte man das Hauptaugenmerk aus- schließlich auf die Qualität der Unternehmen und deren Fonds, Marketingbeiträge werden angeblich nicht eingehoben. Für die in der Liste enthaltenen Drittfondsanbieter wird es dadurch schwierig, etwaige Absatzforderun- gen zu stellen. Dass die RCM dank dieser Po- litik die Fäden in der Hand hält und dadurch den Absatz ihrer eigenen Fonds forcieren kann, ist nach Einschätzung von Beobachtern mehr als nur ein angenehmer Nebeneffekt. Derzeit beinhaltet die aus dem Fondsuniver- sum der zehn Partner bestehende Liste rund 60 Fonds, unterteilt in zehn verschiedene As- setklassen. Vor allem die Private-Banking- Abteilungen der acht Raiffeisenlandesbanken sollen mit dieser vorausgewählten Palette unterstützt werden. Schnabl sagt dazu: „Die RCM verfügt über umfassendes Know-how im Bereich Managerselektion. Dieses Know- how stellen wir auch unseren wichtigsten Partnern, den Raiffeisen Landesbanken, den Raiffeisenbanken und den Netzwerkbanken der RBI, zur Verfügung. Wir verstehen uns in diesem Bereich als qualitativer Dienstleister für unsere Partner im Fondsbereich.“ Als fixe Abnehmer dieser Empfehlungsliste zählen dem Vernehmen nach die Raiffeisenlandes- banken NÖ-Wien, Burgenland, Kärnten, Salz- burg und Tirol. Die RLB Steiermark und die RLB Oberösterreich möchten sich den Spiel- raum in der Gestaltung der Drittfondslisten nicht aus der Hand nehmen lassen. Beide In- stitute wollen in Zukunft mit eigenen Master- listen ohne Preferred-Partner-Modell auskom- men. Die Listen sollen ein „sich ständig be- wegender Organismus sein“, der sich des gan- zen Fondsuniversums bedienen kann. Das heißt, die Liste ist nicht in Stein gemeißelt, und die Fondsanbieter sind hier nur als tem- porär zu betrachten. Die Liste der Oberöster- reicher beläuft sich auf etwa 40 Fonds, wäh- rend es bei den steirischen Kollegen um die 60 Produkte sind. Am Ende bedeutet diese Entwicklung natürlich auch für die Berater eine Einschränkung im Vergleich zur bisheri- gen Situation. Trotzdem kann Axel Schweizer, selbstständiger Unternehmensberater und Pri- vate-Banking-Experte, den Masterlisten etwas Positives abgewinnen: „Der Kunde will wis- sen, warum er ein bestimmtes Produkt vorge- schlagen bekommt. Schließlich legt er sein Lebenswerk in die Hände des Beraters. Zwar ist man mit einem Masterlistensystem in sei- nen Möglichkeiten eingeschränkt, man kann dafür aber mit einer höheren Kompetenz in Bezug auf die einzelnen Produkte punkten.“ Für Schweizer liegt das Problem nicht darin, dass dem Berater ein eingeschränktes Uni- versum zur Verfügung gestellt wird, sondern dass im Private Banking in Österreich zu viele Eigenprodukte vertrieben werden. Seiner An- sicht nach sollten es mindestens 70 Prozent Fremdprodukte sein. AZIM EL-MORSI | FP Rainer Schnabl, Raiffeisen KAG: „Wir verstehen uns in diesem Bereich als qualitativer Dienstleister.“ Axel Schweizer, GBV Consulting: „70 Prozent sollen in Fremdprodukte investiert werden.“ Masterlisten im Überblick Bank Austria RCM RLB-OÖ RLB-Steiermark Erste Bank Amundi Allianz GI Blackrock Deutsche AM Fidelity Goldman Sachs Invesco J.P. Morgan Pictet Pimco Pioneer Schroders Alliance Bernstein Blackrock Columbia Threadneedle Deutsche AM Fidelity Goldman Sachs Invesco J.P. Morgan Morgan Stanley Schroders Blackrock Deutsche AM J.P. Morgan Jupiter Comgest Fidelity Franklin Templeton Invesco M&G Nordea Blackrock Carmignac C-Quadrat Credit Suisse DBX Trackers DRI Style DWS Ethna Fidelity Franklin Templeton FvS iShares J.P. Morgan M&G Sarasin Schroders Spängler Aberdeen Allianz Axa Blackrock Candriam Comstage Commerzbank Delaware Investments Deutsche AM DWS Fidelity FvS Henderson Invesco iShares J.P. Morgan Julius Bär LGT Lyxor M&G MFS Morgan Stanley Nomura Nordea Partners Group Parvest Pictet Pictet RAM Robeco Schroders Swisscanto UBAM UBS Vontobel Die Masterlisten von Bank Austria und RCM setzten sich nur aus Fonds aus den Reihen der hier gelisteten Fondsanbieter zusammen. Die restlichen Banken treffen ihre Auswahl nicht nur auf Basis des Fondsanbieters und können sich daher auch kurzfristig ändern. Insgesamt haben es vier Fondsgesellschaften geschafft, sich auf den Masterlisten aller angeführten Banken zu platzieren, nämlich: Blackrock, Deutsche AM, Fidelity und J.P. Morgan. Der gemeinsame Nenner: Sie alle sind mit einem Büro in Österreich vertreten. Auffällig ist außerdem, dass es wechselweise keine Fonds- tochter einer Bank geschafft hat, ein Produkt in der Drittfondsliste der Konkurrenz unterzubringen. Quelle: FONDS professionell

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