FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2022

Siegfried Prietl ist seit dem Jahr 2006 Geschäftsführer des Bank Austria Finanzservice . Im Gespräch erklärt der Vertriebsprofi, welche Auswirkungen steigende Zinsen, der Ukrainekrieg und die neuen Vorgaben für die Kreditvergabe auf sein Geschäft haben. D as Bank Austria Finanzservice ist für die heimischen Finanzdienstleister nicht nur ein wichtiges Haftungsdach, in letzter Zeit gewann auch das Kreditge- schäft für das Unternehmen massiv an Bedeutung. In den vergangenen Jahren konnte mit 2.600 Vertriebspartnern ein Neugeschäftsvolumen von über einer Mil- liarde Euro pro Jahr erzielt werden. Wie sich das aktuelle Umfeld mit steigenden Zinsen und neuen FMA-Vorgaben auf das Geschäft der BAF ausgewirkt hat, erklärt der langjährige Geschäftsführer Siegfried Prietl im Gespräch. Herr Prietl, das Jahr 2022 hat für die Branche etliche Herausforderungen bereit- gehalten. Wie hat sich das Umfeld auf das Geschäft des Bank Austria Finanzservice ausgewirkt? Wir sind generell sehr zufrieden mit dem Jahresverlauf, auch das Feedback unserer Vertriebspartner ist sehr gut. Obwohl es natürlich Situationen gibt, an die man vor ein zwei Jahren nie gedacht hätte, etwa das Ende der Niedrigzinspolitik. Dadurch gibt es nun schon einen gewissen Umbruch in der Branche. Während das Wertpapierge- schäft auch in diesem Jahr sehr konstant ist, gab es im Bereich der Bau- und Wohnfi- nanzierung – hier liegt auch im aktuellen Jahr unser klarer Fokus – schon grundsätz- lich Veränderungen. Bis zum Frühjahr war die Frage, ob man einen Kredit variabel oder mit Fixzins aufnimmt, für die Kredit- nehmer leichter zu entscheiden, nun braucht es dafür deutlich mehr Zeit. Bis zum Frühjahr hielten sich bei uns die Abschlüsse zwischen fix und variabel die Waage, mit steigenden Zinsen drehte die Nachfrage in Richtung Fixzins oder einer Mischvariante. Natürlich sind die Finan- zierungen angesichts der steigenden Zin- sen nun teurer als noch vor einem halben Jahr. Wir gehen aber davon aus, dass sich die Situation im zweiten Halbjahr 2023 wieder besser darstellen wird, zumindest aus aktueller Sicht. Ich bin jedenfalls zuver- sichtlich, dass das Bau- und Wohngeschäft im kommenden Jahr wieder eine bedeu- tende Rolle für die Finanzdienstleister spielen wird. Die von der FMA erlassene Verordnung für nachhaltige Vergabestandards bei der Fi- nanzierung von Wohnimmobilien (KIM-VO) hat die Branche die vergangenen Monate stark beschäftigt.Wie haben sich die neuen Regeln bei Ihnen ausgewirkt? Natürlich hatte das Auswirkungen auf den Gesamtmarkt. Die Bank Austria hatte aller- dings immer schon sehr ähnliche Vergabe- kriterien, wie sie nun auch von der FMA verlangt werden. Wir hatten zum Beispiel nie längere Laufzeiten als 35 Jahre, und auch unsere Eigenmittelerfordernisse ent- sprachen immer schon den Anforderun- gen. Insofern hatten die neuen Vorgaben auf uns nicht so massive Auswirkungen. Zudem glaube ich, dass gewisse Vorgaben wohl noch einmal überarbeitet werden und wir vielleicht im nächsten Jahr bereits eine Entschärfung sehen werden. Hierzu gibt es ja auch bereits Signale von den Behörden. „Das Ziel ist eine vollständig digitale Kreditabwicklung“ » Bereits 95 Prozent der Kredite werden bei uns über die App abgewickelt. « Siegfried Prietl, BAF VERTRIEB & PRAXIS Siegfried Prietl | Bank Austria Finanzservice 204 fondsprofessionell.at 4/2022

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