FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2022

Start mit Hindernissen Seit 2. August muss der Faktor Nachhaltigkeit in der Anlage- beratung berücksichtigt werden. Für den Vertrieb bedeutet dies in der Praxis einen deutlichen Mehraufwand. Ein Überblick. D ie regulatorischen Anforderungen an die Finanzberatung sind Anfang August erneut gewachsen. Mit der Dele- gierten Verordnung 2017/565 zur Umset- zung der Finanzmarktrichtlinie Mifid II müssen in den individuellen Anlegerprofi- len zusätzlich zu den Kenntnissen und Er- fahrungen sowie den finanziellen Verhält- nissen, den Anlagezielen und der Risikobe- reitschaft auch Nachhaltigkeitspräferenzen der Investoren erfasst werden. Im Vorfeld der Umsetzung sorgte die Frage nach der Anwendung der neuen Regeln in der Pra- xis durchaus für Verunsicherung. Jedenfalls mussten die Markteilnehmer ihre bisher schon aufwendigen Beratungsprozesse um den neuen Punkt ergänzen. Mittlerweile liegen bei Vertrieben und Haftungsdächern erste Erfahrungen vor, und es zeigt sich be- reits, dass das Leben nicht einfacher wird. „Der Aufwand ist jedenfalls gewaltig, und es sind gerade in Bezug auf die zukünfti- gen Reportings noch viele Fragen offen“, beschreibt Finanzadmin-Geschäftsführer Reinhard Magg die Situation. Vor allem die Datenlage vieler Produktanbieter sei derzeit oftmals noch unzureichend und bereite den Wertpapierfirmen Kopfzerbre- chen. Speziell Unternehmen wie etwa die Privatconsult, die sowohl in der Anlagebe- ratung als auch in der Portfolioverwaltung tätig sind, sehen sich gefordert. Dabei stellt die Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen der Kunden die geringere Herausforderung dar, im Bereich der Produktanalyse sind hingegen noch nicht alle Probleme gelöst. Um den Kundenwünschen gesetzeskon- form gerecht werden zu können, müssen alle angebotenen Fonds im Vorfeld ana- lysiert und kategorisiert werden. „Dazu bedurfte es einer Erweiterung beziehungs- weise Neuanschaffung bei diversen Daten- anbietern, um hier ein entsprechendes Produktmatching herstellen zu können. Wir sind aber nun so weit gut aufgestellt, dass wir binnen kürzester Zeit für unter- schiedliche Präferenzen auch Produkte finden können, sofern diese existieren, was vor allem im Bereich der Taxonomie eher die Ausnahme ist“, erklärt Privatconsult- Geschäftsführer Stefan Ferstl. Damit weist er auf ein grundlegendes Problem im Zusammenhang mit dieser neuen Thema- tik hin. Daten fehlen noch Die Akteure verfügen zwar über Tools, um die Berater bei der Produktauswahl zu unterstützen, diese enthalten aber nicht alle benötigten Daten, um passende Fonds aus- findig machen zu können. „Die aktuellen Schwierigkeiten liegen in erster Linie darin, geeignete Produkte zu finden, da die meis- ten Anbieter noch sehr zurückhaltend dabei sind, entsprechende Quoten an nach- » Der Aufwand ist jedenfalls gewaltig, und es sind gerade in Bezug auf die zukünftigen Reportings noch viele Fragen offen. « Rainhard Magg, Finanzadmin Seit August dieses Jahres müssen Vermögensberater ihre Kunden auch zum Thema Nachhaltigkeit aufklären. Die neuen Regeln sind in der Praxis aber nicht ganz einfach umzusetzen. VERTRIEB & PRAXIS Nachhaltigkeitspräferenzen 194 fondsprofessionell.at 3/2022 FOTO: © KANNAPAT | STOCK.ADOBE.COM

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