FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2022

steigenden Preise für herkömmliche Ener- gieträger gut entwickelt. Beides sind Berei- che, die alles andere als Ökoworld-spezi- fisch sind, weil sie den strengen Basiskrite- rien unserer Fonds nicht entsprechen. Das gilt im Übrigen auch für die am Markt wieder aufgeflammte Begeisterung für Unternehmen aus demBereich der Energie- gewinnung aus Atomkraft, die seit Jahres- beginn laut EU-Taxonomie als nachhaltig klassifiziert werden. Ein Investment in all die genannten Bereiche schließen wir nach wie vor bewusst aus. Daher ist es kein Wunder, dass wir unter dem reinen Perfor- mancegesichtspunkt sozusagen nach hin- ten durchgereicht wurden. Und dennoch sind wir mit dem für das Gesamtjahr 2021 erzielten Ergebnis durchaus zufrieden. Heuser: Obwohl der Fonds auch 2021 hin- ter Peergroup und Index zurückblieb? Funk: Wir konnten trotz einer Marktent- wicklung, die sich über weite Strecken als gegenläufig zu unseren Anlageprinzipien gezeigt hat, im vergangenen Jahr einen Wertzuwachs von immerhin über 20 Pro- zent für unsere Anleger erzielen. Geholfen hat dabei unter anderem unsere Ausrich- tung auf erneuerbare Energien, die im Zu- ge der Diskussion um eine hohe Abhän- gigkeit vieler Länder von fossilen Energie- trägern zum Teil deutlich profitiert haben und auch künftig weiter zulegen werden. Wichtig ist beim Ansatz der Ökoworld seit jeher: Es geht um eine gesunde Gewinn- orientierung, aber nicht um eine Gewinn- maximierung um jeden Preis. Über die Drei- und Fünfjahresbetrachtung sind An- leger mit unseren Fonds gut gefahren. Glow: Dennoch werden Sie natürlich am Ende daran gemessen, was mit einem Investment in die Gruppe weltweit anlegen- der Aktienfonds möglich gewesen wäre. Funk: Wobei man bei solchen Vergleichen doch immer die Frage stellen muss, wie legitim entsprechende Gegenüberstellun- gen tatsächlich sind. Selbst wenn man die Betrachtung auf die Gruppe der weltweit investierenden Aktienfonds mit einer dezi- diert ökologischen Ausrichtung beschränkt, so war diese Gruppe 2009, dem Jahr, in dem ich die Verantwortung für den Ökoworld Ökovision Classic übernommen habe, noch ziemlich überschaubar. Inzwi- schen ist sie enorm groß, was dazu führt, dass man oft Äpfel mit Birnen vergleicht. Heuser: Wie meinen Sie das? Funk: Manche Fondsmanager, die ihren Ansatz als nachhaltig bezeichnen, ziehen neben dem erwähnten Öl- und Gassektor oder der Nuklearindustrie inzwischen sogar ein Investment in Waffenhersteller in Betracht.Das käme für uns niemals infrage. Bei uns gilt hier die Nulltoleranz.Denn ein Anleger würde sich damit Werte ins Port- folio holen, die er imGrunde gar nicht ha- ben will. Oder er wäre eventuell an einem Dieselskandal beteiligt, was er eigentlich vermeiden wollte. Am Ende liefe der Anle- ger Gefahr, in Unternehmen zu investieren, die nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems sind. Das kann ihm bei unseren Fonds nicht passieren. Glow: Am Ende ist das aber doch eine Fra- ge der Rahmensetzung. Und einen solchen Rahmen versucht die EU ja gerade durch die Taxonomie zu definieren. Funk: Wobei aus meiner Sicht gerade der Krieg in der Ukraine mit seinen schreckli- chen Folgen für die dort lebenden Men- schen dazu benutzt wird, die ursprünglich gute Idee hinter der Taxonomie mehr und mehr aufzuweichen und am Ende sogar den Green Deal in Frage zu stellen.Die Ur- sprungsidee der Taxonomie hätte meiner Ansicht nach die Chance gehabt, in Bezug auf die Definition von Nachhaltigkeit in der Kapitalanlage zu einer Art Exportschla- ger für andere Regionen der Welt zu wer- den. Inzwischen aber ist deren Glaubwür- digkeit auf der Strecke geblieben. Die der- » Über die Drei- und Fünfjahresbetrachtung sind Anleger mit unseren Fonds gut gefahren. « Alexander Funk, Ökoworld MARKT & STRATEGIE Fondsmanager im Kreuzverhör | Alexander Funk | Ökoworld 52 fondsprofessionell.at 2/2022 KREUZ VERHÖR FOTO: © CORNELIS GOLLHARDT

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