FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2022

Apropos Flächenvertrieb. Der ist das Be- sondere an der Bank 99. Aber welche Ser- vices bekomme ich als Kundin nun bei den 1.400 Postpartnern und welche in den fast 400 Postfilialen? Wo ist der Unterschied? In der klassischen Postfiliale können Sie alles rund ums Bargeld abwickeln: vom Er- lagschein über Abhebungen und Einzah- lungen bis hin zu kleineren Serviceaufträ- gen, Debitkarte nachbestellen, Kontowech- sel beantragen. Da hat die Bank eine App entwickelt, mit der Postmitarbeiter, die nicht direkt auf Finanzdienstleistung ge- schult sind, Bankgeschäfte abwickeln kön- nen. Der Mitarbeiter scannt den QR-Code auf der Debitkarte, erhält so sämtliche Kun- deninformationen und kann dann die gewünschte Transaktion tätigen.Dieses ein- fache System war der Clou, der uns 2020 trotz Pandemie einen guten Start und die ersten 60.000 Kunden beschert hat. Die 1.400 Postpartner wickeln ebenfalls Bar- geldgeschäfte ab. Das können Gemeinde- amt, Trafik, Apotheke oder ein Adeg sein. Wir bieten dort aber keine Produkt- abschlüsse an. Da sind zu viele Aufsichts- vorschriften einzuhalten. Und was bekommt man in den 130 „Bera- ter*innenzentren“, von denen man im Ge- schäftsbericht der Post liest? Diese stationäre Strategie hat sich mit Co- rona etwas verändert. Wir hatten einmal unterschieden in volle Bankfilialen und Servicefilialen. Jetzt haben wir mobile Bankbetreuer. Momentan sind das 55 Per- sonen, großteils Finanzberater aus der ehe- maligen Bawag-Kooperation. Dieses Team vergrößern wir laufend durch Mitarbeiter, die wir direkt in der Bank beschäftigen. Diese mobilen Berater können die volle Produktpalette anbieten, also Kredite und Veranlagungen. In der OeNB-Statistik ist Ihr Beitrag zur Fi- lialdichte ja beeindruckend. Die rund 380 Bank-99-Filialen machen fast 40 Prozent der Zweigstellen der Aktienbanken aus. Na- türlich können Sie die Postämter günstig mitbenutzen. Aber ist ein Banknahversorger denn noch zeitgemäß? In Oberösterreich lässt gerade der „Nahversorgungs-Platz- hirsch“ Raiffeisen mit einem Schließungs- konzept aufhorchen: Die Kunden kommen schlicht nicht mehr in die Filiale. Ich denke, jeder wird weiterhin einen Brief aufgeben oder ein Amazon-Packerl abho- len. Die Post hat einen flächendeckenden Auftrag. Und Bargeldversorgung ist den Österreichern nach wie vor wichtig. Inso- fern ist es für uns in den nächsten zehn, 15 Jahren, wo Bargeld eine Rolle spielt, eine perfekte Kooperation. Aber sicher wird das Digitale wichtiger. Die Post liefert Packerl nach Deutschland und Osteuropa. Will die Bank 99 da auch mal hin? Jetzt machen wir mal Österreich. Haben Sie die Idee schon vorgebracht? Unser Geschäftsmodell ist schon auf Wachstum angelegt.Wir sind nicht an den Start gegangen, um nur zwei oder drei Prozent zu wachsen. Wir stehen jetzt bei 240.000 Kunden und wollen das signifi- kant ausbauen. Wird die Bank wie geplant Ende 2023 den Break-even erreichen? Das ist der Plan. Es hängt natürlich auch von externen Faktoren ab, aber wir sind diesem Ziel mit den Produkten und Kun- den der ING wesentlich näher gekommen. Vielen Dank für das Gespräch. EDITH HUMENBERGER-LACKNER FP » Jetzt machen wir mal Österreich. « Florian Dangl, Vorstand Markt Bank 99 KURZ-VITA: Florian Dangl Seit September 2020 Vorstand Markt der Bank 99. Er leitet das Kreditinstitut gemeinsam mit Bernhard Achber- ger (Vorstand Marktfolge). Dangl startete seine Karriere im Jahr 2000 im Bereich Group Capital Markets der Erste Group. Weitere Stationen: Banca Comercială Română, Volksbank Wien AG (Leiter Vertriebs- management), B52 Holding AG (Blockchainbank). Zuletzt war der gebürtige Badener Vorstand der Denizbank AG Wien für Retail und Wholesale Banking. fondsprofessionell.at 1/2022 251

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