FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2022

kleine Kapitalzuschüsse gibt. Für die Entwicklung der Aktien- und Immobilienmärkte werden histori- sche Szenarien durchgespielt. Be- sonders spannend: Am Ende des Spiels wird aufgelöst, um welchen Zeitverlauf es sich gehandelt hat, pro Runde vergeht ein Jahr. Insgesamt wird bis zu 20 Run- den gespielt. Kosten und steuerliche Themen werden nicht abgebildet, das würde sonst zu komplex. „Es soll auch immer noch ein Spiel bleiben. Trotzdem sehen wir den Effekt, dass wir Menschen durch das Spiel mehr Finanzverständnis vermitteln“, so Tritsch. Und hier liegt auch der große Vorteil: Die Kunden bauen spielerisch Know-how auf und be- kommen so ein besseres Gefühl dafür, wann der richtige Zeitpunkt für ein Invest- ment ist. Und der Berater kann mit Kun- den dadurch auf einer professionelleren Ebene über die Anlage sprechen. Am Ende führt dies zu deutlich mehr Umsatz. Dabei ist den beiden Beratern wichtig zu betonen, dass es nicht nur um den Umsatz geht. „Zum einen geht es darum, den Teil- nehmern Finanzwissen zu vermitteln, am Ende geht es aber auch darum, das Image des Finanzberaters zu verbessern. Aktuell liegt ein Großteil des Vermögens in Öster- reich und in Deutschland unverzinst auf Sparkonten, es gilt also, die breite Masse davon zu überzeugen, dass es langfristig sinnvoller ist, das Kapital zu investieren. Hier können das Spiel und der Berater als Spielleiter eine ganz wichtige Rolle einneh- men“, sind sich die Spieleentwickler sicher. Kurs und Lizenzmodell Das Onlinespiel kann schließlich nicht einfach heruntergeladen werden, es ist nur für Finanzberater zugänglich: Diese müs- sen vorab einen achtwöchigen Kurs besu- chen und bekommen dann eine Lizenz. „Wir lehren die Berater, wie sie die Kunden auf das Spiel ansprechen und zumMitma- chen motivieren.“ Die Schulung kostet 1.500 Euro plus Umsatzsteuer. Am Ende der Ausbildung gibt es eine Abschlussarbeit und eine Präsenta- tion, danach ist man lizenzierter Spielleiter. Die monatlich kündbare Lizenz ist für etwa 300 Euro zu ha- ben. Wer sich ein Jahr bindet, zahlt circa 250 Euro, bei zwei Jahren fal- len monatlich rund 200 Euro an. „Berater, die damit arbeiten, kön- nen substanziell mehr Umsatz ge- nerieren“, erklärt Tritsch. „Aus un- serer Erfahrung kann ich sagen, dass man die jährlichen Kosten in der Regel bereits mit einem Spiele- abend wieder hereingeholt hat. Im Schnitt haben die bisherigen Spiel- runden einen Provisionsumsatz von 5.000 Euro eingebracht. Schließlich können bis zu 15 Leute gleichzeitig mitspielen, der Ver- mögensberater fungiert als Moderator.“ In einem ersten Schritt wurden nun sechs Finum-Berater zu Spielleitern ausge- bildet. Bis zum Ende des Jahres wird laut Oberenzer bereits die Hälfte des österreichi- schen Finum-Teams das Spiel einsetzen können. Zudem setzten mittlerweile auch Berater aus Deutschland auf das Online- game. „Neben Finum arbeiten wir mit FP Finanzpartner und Standard Life zusam- men“, sagt Oberenzer. Standard Life habe begonnen, die Maklerbetreuer als Spiellei- ter ausbilden zu lassen. GEORG PANKL FP Das Spiel als Onlinegame Neben dem klassischen Brettspiel gibt es „My First Million Game“ nun auch online. Hier agiert ein Spielleiter aus dem Finanzsektor als Moderator und steuert so zwischen den Spielrunden zusätzlich Wissenswertes aus der Branche bei. Parallel zum Spiel selbst läuft ein Videochat, in dem der Spielleiter, aber auch die Spieler untereinander kommunizieren können. Von der Idee zum Spiel Von der Idee zum fertigen Brettspiel war es ein langer Weg. Die Schritte können bei einem Blick auf die Pinnwand im Büro von Oberenzer und Tritsch nachvollzogen werden. fondsprofessionell.at 1/2022 203 FOTO: © GEORG PANKL, MY FIRST MILLION GAME (3)

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