FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2022

fahrung. Wir haben zwei sehr gute Port- foliomanager, und ich bringe Erfahrung aus meiner langen Tätigkeit bei Kapital & Wert mit. Wir haben beispielsweise von 1999 bis 2002 über ein atypisch stilles Beteiligungsmodell 25 Millionen Euro in den Wiener Impfstoffhersteller Intercell investiert, der 2013 mit einem französi- schen Unternehmen fusionierte. Daraus wurde schließlich die Gesellschaft Valneva, die vor Kurzem ihren Covid-19-Impfstoff auf den Markt gebracht hat. Wie sieht Ihr Beteiligungsmodell aus? Stranz: Die Investoren werden in unseren Beteiligungsgesellschaften – in der Regel über einen Treuhänder – als Kommandi- tisten Mitunternehmer, und wir investieren das Kapital in Form von stillen Beteiligun- gen in ein Unternehmensportfolio. Die Streuung bringt eine gewisse Sicherheit. Dieses Modell praktizieren wir erfolgreich seit 2008. Sie legen immer relativ kleine Fonds mit nur 3,5 bis fünf Millionen EuroVolumen auf. Wie viel investieren Sie pro Jahr in Unter- nehmen? Cimbal: Wir legen fix zwei Beteiligungen pro Jahr. Im vergangenen Jahr konnten wir zusätzlich zwei weitere Tranchen platzieren und damit in ein bestehendes Zielunter- nehmen investieren, mit dem wir einen guten Deal vereinbaren konnten, nach- dem Meilensteine erreicht worden waren. Das hat bei unseren bestehenden und auch bei neuen Investoren großen Anklang gefunden. Österreich zählt im internationalen Ver- gleich nicht zu größten Forschungsländern und nicht zu den bedeutendsten Venture- Capital-Standorten. Wie sehen Sie das Investitionsumfeld hierzulande? Stranz: Wir sind gewissermaßen ein Ent- wicklungsland. Es ist schwierig, in Öster- reich eine Venture-Capital-Szene zu etablie- ren,weil es sehr wenige Investoren gibt. Im- merhin stieg zuletzt die Nachfrage, und ich hoffe, dass aus der Morgenluft, die viele ge- wittert haben, Enthusiasmus entsteht,mehr in unsere Wirtschaft zu investieren. Ist diese Perspektive nicht Anreiz genug, in Venture Capital zu investieren? Stranz: Die regulatorischen Herausforde- rungen sind sehr groß, die wirtschaftliche Bildung ist schwach, und Österreich ist nur ein kleiner Wissenschaftsstandort. Es be- steht also bereits in den Schulen Hand- lungsbedarf. Cimbal: Die Österreicher sind sehr konser- vative Anleger und gehen nicht gern aus der Komfortzone heraus. Schauen Sie sich an, wie viele Milliarden noch auf den Spar- büchern liegen! Wie sind denn Ihre Kunden imDurchschnitt aufgestellt? Sind das sehr erfahrene Anle- ger oder eher jüngere? Sind das Leute, die selbst zum Beispiel Techniker sind? Cimbal: Die meisten Investoren sind schon älter und haben ein sehr gutes Einkom- men.Darunter befinden sich beispielsweise Freiberufler, Ärzte, Anwälte, Wirtschafts- treuhänder und Unternehmer. Wie groß ist Ihr Kundenkreis? » Wir leisten Aufklärungsarbeit und punkten mit unserem Produkt, wenn die Gesprächsbereitschaft vorhanden ist. « Thomas Cimbal, Arax FOTO: © GÜNTER MENZL fondsprofessionell.at 1/2022 155

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