FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2021

Wagner: Wir betrachten unser Investment in das gelbe Edelmetall bewusst als eigenes Segment, denn es übernimmt, ähnlich wie das Anleihensegment, eine Absicherungs- funktion, um Verluste so gut wie möglich zu vermeiden in Situationen, in denen die Aktienmärkte einmal stärker unter Druck geraten. Eine solche Ausrichtung bringt natürlich in bestimmten Phasen eine durchaus höhere Volatilität mit sich. Ich bin allerdings bereit, entsprechend höhere Schwankungen in Kauf zu nehmen, weil ich davon überzeugt bin, dass sich ein Investment in Goldwerte mittel- bis lang- fristig insgesamt gewinnsteigernd für unse- re Fondsanleger auszahlen wird. An dieser Stelle unterscheiden wir uns bewusst von vielen traditionellen Mischfonds, die auf Goldanlagen oft ganz verzichten. Glow: Aber ist es angesichts einer so hohen Aktienquote nicht recht mutig zu sagen, man strebe mittelfristig eine Rendite über der eines Rentenportfolios mit einemnied- rigeren Risiko als die Anlage in Aktien an? Wagner: Mutig ist hier aus meiner Sicht der falsche Begriff. Denn für mich ergibt die klassische Unterscheidung, Aktien als risi- koreich und Anleihen als risikoarm zu cha- rakterisieren, immer weniger Sinn. In der heutigen Zeit greift es zu kurz, das Risiko eines Fonds nur über dessen Volatilität zu definieren. Denn am Ende geht es doch darum, nicht nur das investierte Kapital un- serer Kunden zu steigern, in Zeiten einer ansteigenden Inflation ist auch der Erhalt der Kaufkraft dieses Kapitals von immer größerer Bedeutung. Das geht seit gerau- mer Zeit aber nur noch unter Inkaufnah- me einer gewissen Schwankungsbreite der Anlagen. Es stimmt schon, dass einige Aktienpositionen im Fonds eine relativ hohe Volatilität zeigen. Andererseits weisen viele unserer Positionen ein im Vergleich zumGesamtmarkt deutlich geringeres Beta auf und erzielen zum Teil attraktive und langfristig steigende Dividenden. Nicht umsonst fällt mein Fonds in rückläufigen Phasen oft weniger stark als Mischfonds, die vielleicht nur 30 oder 40 Prozent, dafür aber viel risikoreichere Aktien halten. Glow: Wennman sich die Branchengewich- tung anschaut, fällt auf, dass Sie bestimmte Sektoren deutlich über-, andere aber klar untergewichten. Was steckt dahinter? Wagner: ImGrunde sind es mehrere Grün- de, die dahinter stehen. Zum einen spielt dabei unsere generelle Philosophie eine Rolle.Wir betrachten den Kauf einer Aktie nicht einfach nur als Investment in ein Wertpapier, sondern als eine langfristige Unternehmensbeteiligung. Wobei eine be- sondere Betonung hier auf dem Adjektiv „langfristig“ liegt. Denn es geht dabei nicht nur um eine lang anhaltende Bindung an ein Unternehmen, ein durchaus gewollter Zusatzeffekt ist eine möglichst geringe Umschichtungshäufigkeit im Fonds. Zum anderen sind wir davon überzeugt, durch die Konzentration auf bestimmte Bran- chen unseren Investoren ein Investment in Unternehmen mit einem echten Wett- bewerbsvorteil bieten zu können. Heuser: Inwiefern? Wagner: Wir suchen bewusst nach Unter- nehmen, die sich durch eine Art Schutz- wall vor der Konkurrenz abschirmen kön- nen, wodurch es ihnen gelingt, im Ver- gleich zumWettbewerb höhere Margen zu erwirtschaften, eine höhere Rentabilität zu erzielen und einen höheren Cashflow zu generieren. Ein Unternehmen, in das wir investieren, sollte sich zudem überwiegend selbst finanzieren können, um seine Fremdverschuldung möglichst gering zu halten. Insgesamt führt das zu gesünderen Bilanzen bei den Unternehmen, nach denen wir suchen. Nicht zuletzt spielt die Qualität des Managements für unseren Investmentstil eine entscheidende Rolle. » Aktien als risikoreich und Anleihen als risiko- arm zu charakterisieren, ergibt für mich immer weniger Sinn. « Guy Wagner, Banque de Luxembourg Investments MARKT & STRATEGIE Fondsmanager in Kreuzverhör | Guy Wagner | Banque de Luxembourg Investments 56 fondsprofessionell.at 4/2021 KREUZ VERHÖR FOTO: © ANNA ALBU

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