FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2021

ter erwartet, dass der Anteil des Umwelt- centers am gesamten Geschäftsvolumen heuer in Richtung 15 Prozent geht. Auch das Kundenplus im Jahr 2020 von 7,5 Pro- zent stamme großteils aus der grünen Schiene.Wobei das Green Banking zusätz- lich für eine überregionale Diversifizierung der Kundenstruktur sorgt. „Wir staunen oft selbst, weil Menschen aus der Ferne auf uns aufmerksam werden“, so Pupeter. In- zwischen sei Gesamtösterreich das „Ein- zugsgebiet“, ergänzt Haselgrübler. Heimat für Gemeinwohlmitglieder Über das Bundesland hinaus wurde die Raika Gunskirchen im Jahr 2019 einem größeren Personenkreis bekannt. Damals legten die Oberösterreicher ein eigenes „Gemeinwohlkonto“ für die Mitglieder der „Genossenschaft für Gemeinwohl“ (GfG) auf und bieten diesen seither eine finan- zielle Heimat. Die GfG hatte jahrelang an einer eigenen „Bank für Gemeinwohl“ gearbeitet, scheiterte aber letztlich an der Aufsicht. Mehrere hundert Vereinsmitglie- der haben laut Pupeter ein Gemeinwohl- konto in Gunskirchen. Große Marketingbudgets, um neue Ein- leger anzulocken, gebe es nicht. Die meis- ten Kunden gewinne man durch Mund- propaganda und über das Internet, sagt Ha- selgrübler. Außerdem docken immer mehr Vereine an, die selbst aus einem nachhalti- gem Blickwinkel arbeiten. Und die bereits bestehenden Kunden sind ebenfalls ein Wachstumsfaktor: „Wir waren traditionell die Zweitbank. In den letzten Jahren hat sich das gedreht. Kunden, die uns kennen- gelernt haben, verlegen oft das Girokonto zu uns. Jetzt sind wir tendenziell die Hauptbankverbindung“, so Haselgrübler. Mittlerweile funktioniere das UC auch hinsichtlich Profitabilität: Es ist natürlich überschaubar, aber wir sind rentabel“, sagt Pupeter. Nur in den ersten drei Jahren habe man „etwas dazulegen müssen“. Apropos Profite: Einnahmen aus der Wertpapiervermittlung spielen im UC noch kaum eine Rolle. Zwar würden die Einleger aufgrund der Niedrigzinssituation vermehrt über Fonds oder Wertpapiere nachdenken, aber: „Wer zu uns kommt, will, dass seine Veranlagung einen Impact hat“, so Haselgrübler. Fonds oder Wert- papiere seien da vielen zu indirekt. Bei Fonds setzt man auf die sektoralen Anbie- ter Kepler (RLB OÖ) und Raiffeisen KAG. Freilich dürfte gerade das grüne Fonds- geschäft künftig in der Bank auch abseits des UC wachsen: Neu am Plan der Raika Gunskirchen steht der Aufbau des Private Bankings, verrät Pupeter. Hier soll haupt- sächlich mit Fondslösungen gearbeitet wer- den. Vermögende Kunden werden derzeit „allgemein“mitbetreut. Soeben wurde aber eine eigene Spezialistin aufgenommen. Und man hat Kernwerte fürs Private Ban- king definiert: „Nachhaltigkeit ist einer davon“, sagt Haselgrübler. Der Umwelt- gedanke aus demUC fasst also auch in der „gewöhnlichen Bank“ Fuß. Die Anfänge Wie kam es eigentlich zur Idee des Um- weltcenters? „Ich war schon lang in der Branche und habe die Notwendigkeit ge- sehen, das Bankgeschäft in diese Richtung zu verändern“, sagt Pupeter. Er habe sich bereits in den 90er-Jahren bei der deut- schen Umweltbank beteiligt. „Das hat mir immer gefallen“, so der Bankmanager. „Das ist das Schöne an der Genossenschaftsbank, dass wir selbst entscheiden können“, sagt er. Die anfänglichen Bedenken der Raiffeisen- Kollegen und die Angst vor dem Ausfall der Investitionen seien teils nachvollziehbar. „Die Projektrisiken sind die größte Heraus- forderung für uns. Man hat uns da am Anfang sehr auf die Finger geschaut“, so Pupeter. Modell für den Sektor Mittlerweile werden die Gunskirchener Nachhaltigkeitsexperten jedoch offenbar mehr als nur toleriert: „Wir haben ein Bewertungsmodell für den Bereich Photo- voltaik (PV) entwickelt, das am Sektor aus- gerollt werden soll. Üblicherweise geht so etwas von der Landesbank aus. In diesem Fall haben wir es gemacht“, sagt Pupeter. Gunskirchen gilt als erste Bank, die ein Konto mit dem Österreichischen Umwelt- zeichen UZ-49 gelabelt bekam. Dass nun vereinzelt auch andere, größere Konkurren- ten UZ-49-Konten bewerben, löst bei Pupeter keinen „Brotneid“ aus, wie er sagt. „Gott sei Dank bieten das jetzt auch andere an. Wir freuen uns über jeden Kunden, aber wir freuen uns auch über jeden Nach- ahmer.Wenn wir die Klimawende schaffen wollen, dann müssen noch viel mehr Ak- teure aufspringen“, sagt Pupeter. Er wünscht sich hier mehr regulatorische Unterstützung: Während ein gut besicherter Hypothekar- kredit mit 50 Prozent Eigenkapital hinter- legt werden muss, sind für eine gewöhn- liche PV-Finanzierung 100 Prozent nötig. Käme es hier zu Erleichterungen, wäre das ein „Riesen-Multiplikator“, so Pupeter. EDITH HUMENBERGER-LACKNER VITA: Kristina Haselgrübler Studierte Wirtschaftswissenschaften in Linz (JKU) sowie an der East Tennessee State University. Haselgrübler ist seit 2014 im Umweltcenter, seit 2019 als Leiterin tätig. Es sei nicht leicht gewesen, eine Führungsperson zu finden, die den Umweltgedanken lebt, sagt Bankchef Pupeter. Nun sucht Haselgrübler selbst Mitarbeiter: Ein Faible für Nach- haltigkeit sollte vorhanden sein. KURZ-VITA: Hubert Pupeter Der promovierte Ökonom (JKU-Linz) arbeitet seit 1975 im Bankensektor. Seit 1983 in der Geschäftsleitung und ab 1994 als Vorstandschef der Raiffeisenbank Gunskirchen. FP » Wer zu uns kommt, will, dass seine Veranlagung einen Impact hat. « Kristina Haselgrübler, Raiffeisenbank Gunskirchen fondsprofessionell.at 4/2021 247

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