FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2021

Die Privatanleger müssen zahlreiche Kosten tragen, betont Petersmann. Neben dem Entgelt für das Portfoliomanagement kämen die Gebühren für die Verwahrstelle und die Transaktionskosten hinzu. Auch das Depot, in dem die Fondsanteile lagern, ist selten kostenfrei. Wichtig zu wissen ist auch, dass mit der Bestandsprovision nicht nur der Vermittler bezahlt wird, sondern auch die Marge der Plattformen und Maklerpools. „So schnei- det sich jeder in der Kette ein Scheibchen ab“, resümiert Petersmann. „Das zahlt am Ende der Verbraucher.“ Mengenrabatt Der Kostenexperte sieht in erster Linie die Fondshäuser in der Pflicht. „Die Anbie- ter sollten sich Gedanken über ihre Preise für die jeweiligen Vertriebskanäle machen und vielleicht auch ihre Politik diesbezüg- lich überdenken“, regt Petersmann an. „Warum sollte ein 34f-Vermittler mit gro- ßem Kundenbestand, der genauso viel Volumen betreut wie manch ein institutio- neller Investor, nicht dieselben Konditio- nen erhalten?“ Die Retailkunden würden es danken, denn sie zahlen nicht nur höhe- re Gebühren als professionelle Investoren, obendrauf kämen noch die Steuern auf gegebenenfalls erstattete Bestandsprovisio- nen und Servicegebühren, so Petersmann. Aber auch die Berater sieht er in der Pflicht. „Der Vertrieb hält die Hebel in der Hand, um ein Umschwenken bei den Pro- duktanbietern herbeizuführen“, sagt Peters- mann.Wenn Vermögensverwalter oder 34f- Berater Mittel von teuren Anbietern abzie- hen, würden diese früher oder später an ihrer Preispolitik arbeiten müssen. Durch die Bestandsprovision war der Anreiz bis- lang nicht gegeben, stets den günstigsten Anbieter auszusuchen. „Mittlerweile hat sich dies geändert“, betont Petersmann. „Mit niedrigeren Kosten können Berater bei ihren Kunden punkten.“ Mehr Spielraum Denn ein Berater erbringe eine echte Dienstleistung gegenüber seinen Kunden, wenn er günstigere Investments auswählt, die das gleiche Ergebnis einfahren, meint Petersmann. „Um einen Prozentpunkt ge- ringere Kosten verschaffen dem Berater entweder einen erweiterten Spielraum beim Risikoprofil, den er in eine Mehr- rendite ummünzen kann.“ Oder er könne diese Ausgaben schlichtweg einsparen. „Stellt er diese Ersparnis seiner Serviceab- rechnung gegenüber, wird er die Kosten seiner Dienstleistung sehr gut rechtfertigen können“, argumentiert Petersmann. Somit zeigt sich: Eine gute Leistung kann am Ende sogar Geld sparen. SEBASTIAN ERTINGER FP » Jeder in der Kette schneidet sich ein Scheibchen ab. « Hartmut Petersmann, Petersmann Institut für den unabhängigen Finanzberater Wo die Gebühren hinfließen Anteil an den Gesamtkosten aktiver Retailfonds Anbieter und Vertrieb teilen sich den Löwenanteil der Gebühren. In vielen anderen Branchen bleibt dieser Schlüssel ein Geheimnis. Quelle:Efama,FitzPartners Steuer 3 % + + Verwahrung 2 % Sonstige 3 % Verwaltungskosten 13 % Fonds- management 41 % Vertrieb/Beratung 38 % Vertrieb kostet Verteilung der Gesamtkosten aktiver Retailfonds Die Efama-Studie, die sich auf Daten des Analysehauses Fitz Partners stützt, schlüsselt detailliert die Gebührenverteilung auf. Quelle:Efama,FitzPartners 0,0% 0,5% 1,0% 1,5% 2,0% Alle Mischfonds Anleihen Aktien Fondskosten imDurchschnitt Vertriebs-/Beratungskosten imDurchschnitt 1,19 % 0,77 % 0,85 % 0,49 % 1,07 % 0,69 % 1,04 % 0,64 % fondsprofessionell.at 4/2021 217 FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH

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