FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2021

nen enthalten. „Andere Anbieter haben die Mindestanlagebeschränkungen für ihre bereits bestehenden provisionsfreien oder institutionellen Anteilsklassen aufgehoben“, ergänzt Swan. Tückischer Vergleich Dies zeigt wiederum, dass diese Zahlen nicht gänzlich den Betrag widerspiegeln, den Anleger für ihr Fondsinvestment unterm Strich bezahlen. „Ein direkter Ver- gleich zwischen entbündelten und gebün- delten Anteilsklassen kann irreführend sein, da Anleger bei der Zeichnung von provi- sionsfreien Anteilsklassen die Beratungs- kosten direkt aus der eigenen Tasche zah- len“, betont Swan. Es sei daher wichtig, bei einem Vergleich auch diese „entbündelten“ Vertriebskosten zu berücksichtigen. Ein Indiz über deren Höhe gibt eine Auswertung des europäischen Branchen- verbands Efama. Diese widmete sich der Frage, wie sich bei den „gebündelten“ An- teilsklassen die Gebühren auf die verschie- denen Akteure verteilen. In der Studie glie- dern die Autoren die laufenden Kosten eines Fonds in die einzelnen Komponen- ten. Demnach fließen den Fondsmanagern selbst „nur“41 Prozent der Kosten zu, dem Vertrieb 38 Prozent. Der Rest verteilt sich auf allgemeine Verwaltungskosten, die Ver- wahrstelle sowie Steuern (siehe Grafik „Wo die Gebühren hinfließen“ nächste Seite). Mit dieser Analyse will der Lobbyver- band dem Eindruck entgegentreten, die laufenden Kosten würden zur Gänze in die Kassen der Produktanbieter fließen. „Der gebündelte Kostenausweis schafft ein Pro- blem bei der Zuordnung“, schreibt Efama- Researchdirektor Bernard Delbecque in der Studie. Es sei nicht klar, inwieweit Fondsmanagement, Vertrieb und Beratung das Kostenniveau beeinflussen. „Dies führt bisweilen dazu, dass einige Marktbeobach- ter die von den Fondsmanagern einbehal- tenen Gebühren falsch einschätzen, da sie nicht wissen, dass ein großer Teil der Kos- ten von Vertriebsgesellschaften und Bera- tern verursacht wird.“ Vehementer Widerspruch Diese Deutung stößt beim Vertrieb auf Widerspruch. Stellvertretend für den Bran- chenzweig ergreift Hartmut Petersmann, Gründer und Leiter des Petersmann Insti- tuts für den unabhängigen Finanzberater, das Wort. „Die Fondsbranche verbreitet den Duktus, dass die Kosten für den Ver- trieb die Gesamtgebühren eines Fondsin- vestments in die Höhe treiben“, sagt Peters- mann. „Diesem Eindruck muss vehement widersprochen werden.“ Denn es seien gerade die Fondsanbieter, die mit ihrer Gebührengestaltung wesentlich das Preis- gefüge beeinflussen und letztlich die Kosten- belastung für die Endkunden bestimmen. » Die Anleger tendieren dazu, ihr Vermögen in kostengünstigere UCITS umzuschichten. « Giles Swan, ICI Global Billig bevorzugt Volumenanteil der Fonds, die im untersten Preisviertel liegen In den günstigsten UCITS-Fonds liegt vergleichsweise viel Geld. Anleger schichten augenscheinlich gezielt um. Quelle: InvestmentCompany Institute 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 2020 2019 2018 2017 2016 2015 2014 2013 Aktien Anleihen Günstige Frischware Durchschnittliche laufende Kosten von UCITS-Fonds Ein Generationenwechsel vollzieht sich. Günstige Fonds lösen ältere, teurere Vehikel ab. Nur selten reduzieren Anbieter die Preise. Quelle: InvestmentCompany Institute 0,0 % 0,5 % 1,0 % 1,5 % 2,0 % 2020 2019 2018 2017 2016 2015 2014 2013 Aufgelöste oder verschmol- zene Fonds Neu auf- gelegte Fonds Aufgelöste oder verschmol- zene Fonds Neu auf- gelegte Fonds Aktien Anleihen VERTRIEB & PRAXIS Fondskosten 216 fondsprofessionell.at 4/2021 FOTO: © ICI GLOBAL

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