FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2021

der Aktienseite einmal etwas turbulenter zugeht. Sie können sich nicht vorstellen, wie viele Ideen für Themenfonds wir aus diesem Grund schon verworfen haben. Geben Sie uns ein Beispiel? Wir haben zum Beispiel schon mehrfach mit der Auflage eines entsprechenden Pro- dukts für den Sektor Nanotechnologie ge- liebäugelt. Von einem rein intellektuellen Standpunkt aus betrachtet mag das auch heute noch als vermeintlich attraktives „Thema“ erscheinen. Aber unter Portfolio- management- und Liquiditätsüberlegun- gen sind wir immer wieder zum Schluss gekommen, dass es ein zu enges Thema ist, aus dem der Fonds gespeist werden könn- te. Aus dem gleichen Grund werden Sie bei uns auch in Zukunft keinen Themen- fonds unter dem Label „Haustiere“ oder „Elektrofahrräder“ finden. Beides sind viel zu enge Sektoren, als dass sich ein Themen- fondsmanager auf die Suche nach attrak- tiven Investments begeben sollte. Wenn man sich die Performance Ihrer Themenfonds genau anschaut, könnteman allerdings zu dem Schluss kommen, dass viele zum falschen Zeitpunkt aufgelegt wurden. Einige der neuen Fonds haben sich in den ersten ein oder zwei Jahren nach ihrer Auf- lage tatsächlich zunächst weniger positiv entwickelt als der Vergleichsindex MSCI Welt. Aus der heutigen Perspektive würde ich dennoch sagen, dass alle 15 Themen- fonds, die wir bisher aufgelegt haben, ihre Aufgabe gut gemeistert haben. Für jeden ablesbar ist das nicht nur anhand der be- reits angesprochenen Volumens-, sondern auch an der Performanceentwicklung. Ab einem Vergleichszeitraum von drei Jahren und darüber hinaus übertreffen alle ihre Benchmark. Das zeigt mir, dass wir auch bei der Kundenbetreuung einen guten Job gemacht haben, weil unsere Kunden die Funktionsweise und die Langfristigkeit von Themenfonds inzwischen verstanden und auch akzeptiert haben. Wie meinen Sie das? Natürlich durchlaufen auch Themenfonds schwierigere Phasen, zumal jeder seine Be- sonderheiten aufweist. Über einen ange- messen langfristigen Zeitraum sind sie demWeltindex jedoch überlegen. Dass un- sere Kunden das verstanden haben, lässt sich schon daran ablesen, dass es bei starker Volatilität an den Aktienmärkten in der Regel zu deutlich höheren Abflüssen bei anderen, oft regionalen Aktienstrategien oder auch bei Indexstrategien kommt, aber in sehr viel geringerem Maß bei den The- menfonds. Welche sonstigen Aspekte stehen im Aus- tausch mit Ihren Vertriebspartnern imVor- dergrund? Gerade an den etablierten Börsen sind die Bewertungen zum Teil bereits extrem ange- spannt. Ein für eine auskömmliche Perfor- mance notwendiges Wachstum wird sich nur durch die selektive Beimischung von Schwellenländern erzielen lassen. Das wird aber nur über einen aktiv verwalteten An- satz sinnvoll sein, denn gerade die Emer- ging Markets sind längst nicht mehr die homogene Anlageklasse wie noch vor zehn Jahren, wie die aktuelle Entwicklung von China zeigt. Deshalb werden wir das The- ma Schwellenländer über ein aktiv gema- nagtes Investment im kommenden Jahr in den Vordergrund stellen. Aber auch alter- native Anlagen werden angesichts der der- zeit schwierigen Anlagelandschaft und der wahrscheinlich höheren Volatilität mehr und mehr ein Thema für unsere Kunden. Wir zählen als Pictet-Gruppe zu den Pio- nieren in diesem Segment, verwalten dort heute ein Vermögen von über 48 Milliar- den US-Dollar und bieten eine breite Palet- te von Strategien an, die Aktien, festverzins- liche Wertpapiere und Multi-Asset-Strate- » Gerade an den etablierten Börsen sind die Bewertungen zum Teil bereits extrem angespannt. « Luca Di Patrizi, Pictet AM FOTO: © LEA KLOOS (2) 206 fondsprofessionell.at 4/2021 VERTRIEB & PRAXIS Luca Di Patrizi | Pictet AM

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