FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2021

Die Zukunft im Blick Bei vielen Fondsboutiquen wird das Thema Generationenwechsel so langsam virulent, denn die führenden Köpfe nähern sich dem Rentenalter. Sie haben ihre Unternehmen gut vorbereitet. I m deutschen Mittelstand sind sie immer wieder anzutreffen, die Geschichten von großen Firmenpatriarchen, die einfach nicht loslassen können.Hans Riegel junior ist ein Paradebeispiel dafür. 70 Jahre lang stand der Sohn des Firmengründers an der Spitze des Bonner Süßwarenimperiums Haribo. Zu dem heiklen Thema, wer denn einmal seine Nachfolge antreten soll,wollte sich Riegel selbst im Alter von 81 Jahren nicht präzise äußern. Als er im März 2013 mit 90 Jahren verstarb, hinterließ er viele offene Fragen – und schickte Haribo auf einen Schlingerkurs. Patriarchen, die nicht abtreten, Alt-Un- ternehmer, die innovative Entwicklungen blockieren, Söhne, die in die Fußstapfen ihrer Väter treten sollen, obwohl sie es gar nicht möchten: All das sind Konstellatio- nen, die den Erfolg eines Unternehmens empfindlich beeinträchtigen können. Da- bei lassen sich solche Probleme meist ver- meiden, wenn der Generationenwechsel von langer Hand geplant wird. Wer einen Blick auf die deutschen Fondsboutiquen wirft, stellt schnell fest, dass auch hier das Thema Generationen- wechsel so langsam virulent wird. Immer- hin ist ein Großteil der Unternehmen vor rund 20 Jahren oder früher aus der Taufe gehoben worden. Viele Gründer stehen bis heute als geschäftsführende Gesellschafter oder Vorstandsvorsitzende an der Spitze ihrer Firmen, die meisten sind älter als 55 Jahre. FONDS professionell wollte in Erfahrung bringen, wie es Sachen „Next Generation“ in der Branche aussieht, und hat mit unabhängigen Vermögensverwal- tern gesprochen, die Fonds anbieten. Frühe Vorbereitung Hendrik Leber, Gründer und geschäfts- führender Gesellschafter der Frankfurter Investmentboutique Acatis, hat jedenfalls nicht vor, sein Unternehmen zu leiten, bis er 90 ist. „Ich habe mich verpflichtet, bis zum Alter von 70 Jahren in der Firma zu bleiben“, sagt der heute 64-Jährige. Bis dahin laufen auch noch andere Verpflich- tungen, die er in Gremien außerhalb von Acatis eingegangen ist, daher passe dieser Zeitraum recht gut. Wichtig war es ihm aber, den Generationenwechsel in der Fondsboutique früh vorzubereiten. „Das ist ein Thema, das auch der Aufsichtsrat immer wieder adressiert“, berichtet Leber. Halber Generationensprung Daher wurden bei Acatis für die Zu- kunft bereits zwei Geschäftsführer be- stimmt, die deutlich jünger sind als Leber selbst. Von einem „halben Generations- sprung“ spricht er. „Auch auf der Ebene unter der Geschäftsführung haben wir Schlüsselpersonen definiert, die die Firma tragen könnten, wenn es plötzlich nötig würde“, berichtet der Unternehmensgrün- der. Diese Mitarbeiter sind zwischen 35 und 40 Jahre alt, hier kommt tatsächlich die nächste Generation ans Ruder. Namen möchte Leber aber noch nicht nennen. „Gemeinsam mit den Geschäftsführern in spe und den Schlüsselführungskräften haben wir bestimmte Überlegungen ange- stellt, etwa wie die Firma im Jahr 2030 aus- sehen soll, wer die Wettbewerber oder die zentralen Produkte sein werden, an wel- chen Standorten wir vertreten sein wollen“, Großvater und Enkel: Wenn Firmen- lenker ihre Unternehmen gut an die junge Generation übergeben möchten, ist eine frühzeitige Planung unerläss- lich. Viele deutsche Fondsboutiquen haben schon eine Strategie. VERTRIEB & PRAXIS Generationenwechsel 196 fondsprofessionell.at 4/2021 FOTO: © SANJA | STOCK.ADOBE.COM

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