FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2021

Warum? Grandi: Rüstungsproduzenten haben eine ganz andere Dynamik, sie sind etwa oft von einigen wenigen Abnehmern abhän- gig. Space-2.0-Firmen hingegen haben alle Kundentypen von der Versicherung bis zu Landwirtschaft, Energieversorgern, Flug- gesellschaften, Logistik und mehr. Wir be- trachten das Weltraum-Ökosystem als uni- versell. Praktisch jeder Sektor unserer Wirt- schaft wird auf die eine oder andere Weise von Weltraumtechnologie profitieren. Sie exkludieren Waffenproduzenten. Was ist mit Anbietern, deren Produkte geheim- dienstlich verwendet werden? Man denke an den Pegasus-Skandal, wo sich Spyware auch gegen Bürger richtet? Grandi: Unsere ESG-Investment-Charta gibt den Rahmen für diese Themen vor. Beim Datenmanagement verlangen wir von den Unternehmen, dass sie sich an nationale Richtlinien, etwa die Daten- schutzgrundverordnung, halten, aber auch, dass sie strenge Datenkontrollverfahren an- wenden. Aus diesem Grund hilft ein akti- ver Ansatz, derartige Skandale zu meiden. Wie schwierig ist es, in der „Weltraum- nische“ genugWachstumstitel zu finden? Deslogis: Es ist nicht schwierig. Im Gegen- teil: Wir stoßen hier auf eine hohe Band- breite an Unternehmen mit signifikantem Wachstum. Es gibt Satelliten- und Raketen- unternehmen, aber auch die Nutzer der Satellitendaten und Unternehmen, die das Entstehen dieser neuen Ära ermöglichen, etwa Unternehmen für 3-D-Industrie- designsoftware, 3-D-Drucker, die spezifische Teile und Raketentriebwerke drucken, oder Halbleiter- und Cloud-Anbieter, die es er- möglichen, die Daten aus dem Weltraum zu sammeln, zu analysieren und dann in allen möglichen Anwendungen zu nutzen. Können Sie uns Beispiele nennen, wo bestehende Industrien künftig auf Space- Technologien zurückgreifen werden? Deslogis: Versicherungsunternehmen nut- zen zum Beispiel Satellitendaten, umÜber- schwemmungen, Brände oder andere Er- eignisse zu erkennen, sodass sie schnell rea- gieren können.Wir sehen auch eine wach- sende Nachfrage von Energieunternehmen, die Satellitenbilder verwenden, um etwa ein Leck in der Pipeline zu entdecken. Wie groß ist Ihr Investmentuniversum? Grandi: Von rund 170 Unternehmen, die in Frage kommen, schaffen es 130 durch unseren ESG-Filter. Wie erwähnt werden Unternehmen ausgeschlossen, deren Um- sätze zu mehr als fünf Prozent aus Rüstung stammen. Darüber legen wir eine Finanz- analyse, für die wir uns die Kennzahlen und die mögliche Upside ansehen. Daraus erhalten wir ein Portfolio von rund 25 bis 30 Unternehmen. Was kann man im Echiquier Space hin- sichtlich Alpha, Volatilität und Wachstum- schancen erwarten? Grandi: Einige Titel in unserem Portfo- lio haben Bewertungsmultiples weit unter dem globalen Markt.Natürlich muss man mit einer höheren Volati- lität rechnen, aber es handelt sich auch um ein sehr innovationsge- triebenes Portfolio. Über die Zeit ist es wirklich das Wachstum, das im Vordergrund steht.Wir inves- tieren mit langfristigem Fokus. Vielen Dank für das Interview. EDITH HUMENBERGER-LACKNER FP Analystin Emilie Deslogis (r.) und Portfoliomana- ger Rolando Grandi sorgen für die Zusam- mensetzung des „Echi- quier Space“, der im Mai 2021 aufgelegt wurde. » Wir stoßen hier auf eine hohe Bandbreite an Unternehmen mit signi- fikantemWachstum. « Emilie Deslogis, LFDE FOTO: © XYZ fondsprofessionell.at 4/2021 113

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