FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2021

waren schon allein durch die Bevölke- rungsstärke wichtige Märkte. China galt als Werkbank, Russland als Rohstofflieferant der Welt. „Und Brasilien stand als riesiges Land stellvertretend für alle Staaten des südamerikanischen Kontinents“, sagt Exper- te Köchling. Hohe Wachstumsraten Anders als die meisten Entwicklungs- und Schwellenländer hatten die vier BRIC-Staaten eine aus- reichende Zahl an Unterneh- men, in die investiert werden konnte, und Börsen, die auch für große Fonds liquide genug waren. Zudem verzeichneten die vier Volkswirtschaften hohe Wachstumsraten. „Daher war es wirklich eine gute Idee, die- ses Akronym zu schaffen, unter dem die vier großen Staaten zusammengefasst wurden“, sagt Köchling. Aufgrund des hohen Wirt- schaftswachstums, das die vier Ländern verzeichneten, kann- ten die Kurse von BRIC-Fonds bis zur Finanzkrise auch nur eine Rich- tung: aufwärts. Kurz geschüttelt, erholten sich die BRIC-Produkte bis 2012 wieder. „Doch dann geschah das Erwartbare: Die Länder haben sich völlig unterschiedlich entwickelt“, sagt Köchling. Im Zehnjahresrückblick In der Tat sind unter den Akronym BRIC Volkswirtschaften vereint, deren Entwicklungen im Zehnjahresrückblick kaum unterschiedlicher sein könnten. „Ins- besondere Russland und Brasilien haben unter fallenden Rohstoffnotierungen sowie unter Mängeln in ihrer wirtschaftspoliti- schen Ausrichtung gelitten“, erklärt Daniel Winkler, Multi-Asset-Stratege bei H&A Global Investment Management. Zur Erin- nerung: Die Rohstoffpreise sind seit 2011 recht kontinuierlich gesunken und zogen erst zuletzt wieder deutlich an. Auch Indien habe in den vergangenen Jahren klar enttäuscht. Das Land entwickle sich aber im Großen und Ganzen so wie Anfang dieses Jahrhunderts erwartet, erläu- tert Winkler. „Von den vier Staaten schöpft lediglich China sein volles Potenzial aus“, erklärt er. Immerhin ist die chinesische Wirtschaftsleistung mit 14 Billionen US- Dollar mehr als doppelt so hoch wie die der übrigen Mitglieder der BRIC-Gruppe zusammengenommen. Auch ein Blick auf die Kapitalmärkte der BRIC-Länder spricht klar von Heteroge- nität. „Im vergangenen Jahr etwa hat der brasilianische Aktienmarkt ein Plus von 26 Prozent erzielt, während es in Indien ledig- lich sechs Prozent waren“, weiß Köchling. Noch viel deutlicher werden die Unter- schiede, wenn man die Währungsentwick- lung der vergangenen zehn Jahre betrachtet: Der chinesi- sche Renminbi legte gegen- über dem Euro fast 20 Prozent zu, der russische Rubel hinge- gen verlor beinahe 50 Prozent. Der indische Rupie büßte mehr als ein Fünftel ihres Werts ein, der brasilianische Real sogar fast zwei Drittel. „Es ist nicht sinnvoll, solche Länder in einen Topf zu wer- fen“, sagt Andreas Köchling. Denn auch wenn die Börsen untereinander nicht korrelie- ren, bedeutet dies noch längst nicht, dass sie sich gegenseitig auffangen können. Für institu- Matthias Thiel, Warburg Invest: „Wir glauben nicht an eine realistische Chance für ein Comeback der BRIC-Aktienfonds.“ Andreas Köchling, Scope Analysis: „Es geschah das Erwartbare: Die vier Länder haben sich völlig unterschiedlich entwickelt.“ Schwankender Kurs Wertentwicklung in Prozent Die BRIC-Größen Schroder ISF BRIC und Templeton BRIC verzeichneten auf Zehnjahressicht immer wieder starke Einbrüche. Quelle: Mountain-View,Baha;Teletrader 80% 100% 120% 140% 160% 180% 200% 220% I 2020 I I I I I 2015 I I I I ’11 Schroder ISF BRIC Templeton BRIC fondsprofessionell.at 4/2021 105 FOTO: © WARBURG INVEST; SCOPE ANALYSIS

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=