FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2021

Bye, bye, BRIC Fonds, die in Brasilien , Russland , Indien und China investieren, wurden lange Zeit als Stars gefeiert. Doch 20 Jahre nach der Erfindung des BRIC-Konzepts ist die Erfolgsgeschichte zu Ende. E inst galten sie als die neuen Sterne am Investmenthimmel. Die Fonds sollten die Chancen nutzen, die sich in vier auf- strebenden Schwellenländern boten. Vier Länder mit einer jungen Bevölkerung und hohem Wirtschaftswachstum. Es war der damalige Chefvolkswirt der US-Invest- mentbank Goldman Sachs, Jim O’Neill, der diesen vier Staaten einen Namen gab: BRIC. Das war vor genau 20 Jahren. Brasilien, Russland, Indien und China, so schrieben die Autoren einer Goldman- Sachs-Studie damals, könnten bis 2050 die wirtschaftliche Vorherrschaft in der gesam- ten Welt erringen. Den vier Regierungs- chefs gefiel der neue Kunstname so gut, dass sie ihre Zusammenkünfte bald unter der offiziellen Bezeichnung „Gipfeltreffen der BRIC-Staaten“ abhielten. Fast 50 BRIC-Fonds In den USA wie in Europa legte eine Fondsgesellschaft nach der anderen BRIC- Produkte auf. Allein in Deutschland gab es zu Spitzenzeiten fast 50 Fonds mit den vier Buchstaben im Namen. Und bei den Anlegern kam die neue Investmentidee hervorragend an. All das ist lange her. Heute, zwei Jahr- zehnte nach O’Neills bahnbrechender Idee, machen BRIC-Fonds kaum noch von sich reden. Von den ehemals fast 50 Fonds sind mittlerweile nur noch fünf übrig (siehe Tabelle Seite 106). Viele Gesellschaften haben ihre Sondervermögen mit breiter aufgestellten Emerging-Markets-Portfo- lios verschmolzen. Brillante Idee Goldman Sachs Asset Management verabschiedete sich imNovember 2020 endgültig von O’Neills Produktschöp- fung und gab bekannt, den GS BRICs Equity mit einem Aktienfonds zu ver- einen, der in die Schwellenländer insgesamt investiert. War das BRIC- Konzept am Ende also nichts weiter als eine ausgezeichnete Marketingidee, die eine Weile richtig zog? Die Verkaufsargumente klangen zu- mindest ebenso einfach wie logisch: Die BRIC-Staaten seien die Märkte der Zukunft, hieß es. Durch ihre ganz unterschiedlichen Stärken korrelierten sie untereinander kaum. Zudem gebe es gute Synergieeffekte. „Aus Marketingperspektive waren BRIC- Fonds eine brillante Idee, die allerdings auch eine fundamentale Berechtigung hatte“, sagt Andreas Köchling, Fondsanalyst bei Scope Analysis. „Es war durchaus ein gutes Konzept, aus dem großen, heterogenen Universum der Emerging Marktes die vier Volkswirtschaf- ten herauszunehmen, die damals maßgeb- lichen Einfluss auf die gesamte Weltwirt- schaft hatten“, erklärt er. China und Indien Schöne Grüße und tschüss: Seit 2001 die BRIC-Idee geboren wurde, galten entsprechende Fonds unter Anlegern gut zehn Jahre lang als Trauminvestments für paradiesische Renditen. Doch diese Reise hat ihr Ende gefunden. Viele Grüße aus dem Anlegerparadies MARKT & STRATEGIE 20 Jahre BRIC 104 fondsprofessionell.at 4/2021 FOTO: © MARCHELLO74, OLENS, STEPHAN HAERER, TMAX, BY-STUDIO | STOCK.ADOBE.COM

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