FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2021

Die Versicherungsaufsicht will den Konsumentenschutz national und europaweit weiter ausbauen. Das macht Peter Braumüller , Bereichsleiter der Versicherungsaufsicht in der FMA und Vizevorsitzender der Eiopa, im Gespräch mit der Redaktion klar. B ei der Einführung der Versicherungs- vertriebsrichtlinie IDD schrammte die Branche an einem Provisionsverbot vorbei. Das Thema ist aber nicht vom Tisch, bestä- tigt Peter Braumüller, langjähriger Bereichs- leiter für die Versicherungsaufsicht in der österreichischen Finanzmarktaufsichtsbe- hörde (FMA) und stellvertretender Vorsit- zender der europäischen Versicherungsauf- sicht Eiopa. Im Interview verrät Braumüller, der zwischen März und Ende August 2021 interimistisch die Eiopa-Leitung innehatte, mit welchen neuen Themen sich die Auf- seher befassen: aufsichtsrechliche Mystery- shopper, Versicherungsprodukte, die ihren Wert belegen müssen,mehr Weiterbildung und ein europaweites Garantiesystem für Versicherungsausfälle. Herr Braumüller, im November 2020 hat die Eiopa Stakeholder gebeten, ihre Erfah- rungen mit der Versicherungsvertriebs- richtlinie IDD mitzuteilen. Ein Eiopa-Bericht soll bis Ende 2021 folgen. Wie ist die Stim- mung jetzt? Die Implementierungwar ja für Versicherer und Vermittler aufwendig. Die große Aufregung hat sich gelegt.Wirt- schaftsvertreter sehen die IDD inzwischen im Grunde als wirksames Instrument an. Nun ist die Frage, wie es weitergeht, ins- besondere, wie weit die IDD mit Mifid II aus dem Wertpapierbereich harmonisiert wird. Welche Themen sind da vorrangig? Zum einen die Provisionsthematik und zum anderen die Unterscheidung zwi- schen professionellen Kunden und Klein- anlegern.Hier geht es um die Frage, ob wir die Kategorie des professionellen Kunden aus der Mifid II auch im Versicherungs- bereich haben wollen. Das Stichwort Provisionen macht Vermitt- lern immer Sorgen. Wie realistisch ist es, dass im Zuge einer IDD-Revision ein Provi- sionsverbot kommt? Hier muss man kurz ausholen: Die IDD- Revision, die schon laufen sollte,wurde kürz- lich von anderen EU-Bestrebungen einge- holt: Die Eiopa hat unlängst von der EU- Kommission einen „Call for advice“bekom- men. Unter dem Titel „Call for advice regar- ding certain aspects relating to retail investor protection“ werden von uns Vorschläge für einen besseren Schutz der Retailinvestoren erwartet. Dieses Papier nimmt eindeutig As- pekte einer IDD-Revision vorweg. Wir wer- den wohl das zuerst abarbeiten, die IDD kommt später dran. Und in diesem Call for advice ist das Provisionsthema ausdrücklich adressiert .Die Eiopa wird dazu also Stellung nehmen müssen. Wie stehen Sie als Aufseher dazu? Als Aufsicht geht es uns um Transparenz. Den Kunden muss völlig klar sein, wie die Stellung des Vermittlers oder Beraters ist. In Ländern, wo die Provision vorherrscht, wird argumentiert, dass das System zum Funktio- nieren des Versicherungsmarktes beiträgt. Beratung gegen Entgelt würde die Lücken beimVersicherungsschutz vergrößern.Das ist sicher nicht wünschenswert.Natürlich war es aber immer Linie der Aufsicht, dass es bei provisionsfreienModellen einfacher ist, nega- „Die Diskussion über Provi- sionen wird stattfinden“ » Im Call for advice ist das Provisionsthema ausdrücklich adressiert. Die Eiopa wird Stellung nehmen müssen. « Peter Braumüller, FMA/Eiopa FOTO: © GÜNTER MENZL 152 fondsprofessionell.at 3/2021 FONDS & VERSICHERUNG Peter Braumüller | FMA

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=