FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2021

tive Anreize zu verhindern. Die Diskussion um die Provisionen wird nicht zu vermeiden sein. Sie wird stattfinden. Wie sie ausgeht, kann ich nicht sagen. Die Wertpapieraufsicht Esma stellt anläss- lich einer Mifid-II-Revision klar ein Provisi- onsverbot in den Raum. Sie empfiehlt der EU-Kommission eine Provisionenstudie. Soll so eine Untersuchung auch für den Versicherungsvertrieb gemacht werden? Wir haben keine eigene Untersuchung in Auftrag gegeben. Aber es wäre zweifelsohne interessant zu fragen,wie groß die Problema- tik wirklich ist. Sonst führen wir die Diskus- sion in ein paar Jahren wieder. In welchen Bereichen greift der Call for advice noch der IDD-Revision vor? Ganz generell wird sehr stark gefordert, die Unterschiede zwischen IDD und Mifid zu hinterfragen; zum Beispiel die divergieren- den Offenlegungsregeln. Außerdem soll ge- prüft werden, ob der Wünsche-und-Bedürf- nis-Test und die Geeignetheitsprüfung nach der IDD in manchen Bereichen auch ein- facher gehen. Für einen Landwirt ist kaum nachvollziehbar,warum er bei einer Traktor- versicherung detailliert nach seinen Wün- schen gefragt wird. Gleichzeitig soll aber beurteilt werden, wie der Wünsche-und-Be- dürfnis-Test online gehandhabt wird. Dort besteht nämlich die Gefahr, dass er nicht ernst genommen wird. Erwähnt wird auch Open Insurance und Digitalisierung. Welche Pläne gibt es da? Da geht es um den Datenaustausch ent- lang der Wertschöpfungskette. Zum Bei- spiel ist momentan die Papierform der Regelfall; wenn ich digital kommunizieren möchte, muss ich das vereinbaren. Man könnte das umkehren. Wir wollen auch, dass digitale Geschäftsbeziehungen nicht mehr zwingend durch Papier unterbrochen werden. Ein junger Konsument erwartet heute nicht, dass er einen Brief bekommt, wenn der Prozess einmal digital begonnen hat. Und dann beschäftigt uns die künstli- che Intelligenz (KI, Anm.). Das betrifft Vergleichsplattformen, aber auch was im Hintergrund digitaler Vermittlung abläuft. Da stellt sich die Frage von Algorithmen, die aus Parametern wie dem Beruf und dem Wohnort errechnen, „von dem kön- nen wir ruhig 100 Euro mehr verlangen“. Sogar IT-Profis geben zu, dass ihnen KI mitunter entgleitet. Oft ist nicht klar, wie die Maschine zu Ergebnissen kommt. Oder sie liefert fragliche Resultate, etwa genderge- triebene Bonitätsurteile.Wie sehr kann eine Aufsicht da überhaupt noch eingreifen? Diese Frage stellt sich auch die Aufsichts- community sehr stark. Es werden Proxies diskutiert. Das sind Variablen wie die Post- leitzahl, aus denen abgeleitet wird, dass etwa jemand weniger verdient.Wir wollen wissen, was da verwendet wird. Natürlich wird das ein harter Kampf. Wer jemals einen Flug online gebucht hat, weiß, da ändern sich die Preise nicht nur minütlich, sondern auch wenn jemand anderer rein- schaut. Aber wenn wir Kundenschutz ernst nehmen, dürfen wir das nicht einfach auf- geben. Als FMA haben wir unsere IT-Kompeten- zen aufgerüstet, damit wir solche Systeme » Ich kann mir vorstellen, dass wir künftig Mystery- shopping machen. « Peter Braumüller, FMA/Eiopa fondsprofessionell.at 3/2021 153

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