FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2021

gen auch fremdfinanziert werden. Der große Vorteil des Baurechts ist aus Sicht des Investors, dass er neben der Gebäude-Afa und den Finanzierungskosten auch den Baurechtszins steuerlich geltend machen kann. Das ist übrigens die einzige Möglich- keit, Grund und Boden abzuschreiben. Wie groß ist denn der Baurechtsmarkt- anteil bei Wohnimmobilien? Der Marktanteil ist sehr gering, weil das Thema eine untergeordnete Rolle spielt. Wir waren 2014 ein Vorreiter bei diesem Thema. Mittlerweile steigt die Nachfrage sowohl bei gemeinnützigen als auch bei privaten Bauträgern, und das liegt an den seit 2007 steigenden Grundstückspreisen. Wie kommen Sie an Grundstücke für neue Projekte heran? Wir sind beinahe ausverkauft und haben Bedarf an Grundstücken. Wir versuchen, über Makler, Vermögensberater, Treu- händer und Gemeinden Grundstücke zu akquirieren. Außerdem nehmen wir mit Eigentümern Kontakt auf, die über geeig- nete Grundstücke verfügen. Dazu laufen gerade Gespräche in Oberösterreich. Sind die Gespräche mit Eigentümern, die nicht verkaufen müssen, einfacher? Ja, weil sie gar nicht wissen, wie sie das Geld aus dem Verkauf veranlagen sollen. Und viele hängen emotional an ihrem Grundstück, weil es ein Erbstück ist. Das Bauen kommt für sie aber oft nicht in Frage. Deshalb müssen andere Flächen umgewidmet und erschlossen werden. Sie bauen vorwiegend in kleineren, teil- weise unbekannten Gemeinden. Gibt es dort überhaupt einen Bedarf? Auch in Adlwang und Perg besteht ein Bedarf nach unseren Wohnungen, die vor allem für Junge, Alleinerziehende mit einem Kind und ältere Menschen interes- sant sind, weil sie günstiger und damit leist- barer sind als herkömmliche Wohnungen. Außerdem wird das Leben auf dem Land wieder interessant.Das war wegen der Prei- se in den Städten bereits vor den Corona- Ausgangsbeschränkungen so. „LeistbaresWohnen“ ist in den Großstädten besonders gefragt. Dennoch ist Wertbau hier – mit Ausnahme von Villach – nicht vertreten. Warum ist das so? Graz ist für uns ein Thema, hier sehen wir allerdings eine Überhitzung des Wohnungs- marktes. In Wien prüfen wir drei Projekte. Dazu muss man wissen: Wir haben für „All in 99“ drei Bautypen entwickelt und suchen Grundstücke, die dazu passen. Der herkömmliche Projektentwickler erwirbt zuerst das Grundstück und entwickelt dann die darauf passende Immobilie. In den großen Städten beschäftigen wir uns zurzeit intensiv mit der Frage, wie bereits versiegelte Flächen – zum Beispiel Park- plätze – genutzt werden können. Umweltschutz und Nachhaltigkeit sind seit geraumer Zeit zentrale Themen in derWirt- schaft.Wie nachhaltig sind Ihre Massivholz- häuser wirklich? Der Holzanteil beträgt 80 Prozent, wobei das Holz überwiegend aus heimischen Wäldern kommt. Wir verwenden bis auf den Estrich keinen Beton und damit kei- » Graz ist für uns ein Thema, hier sehen wir allerdings eine Überhitzung des Wohnungsmarktes. « Mario Deuschl, Wertbau FOTO: © GÜNTER MENZL fondsprofessionell.at 3/2021 141

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