FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2021

Etliche Banken mit Sitz im Ausland versenden Abschiedsbriefe an österreichische Kunden. Die Art des Rückzugs gefällt nicht allen. Doch Banken, die hierzulande ihren Kernmarkt haben, freuen sich. Kapitulation und Gewinner Größere und kleinere Vermögen in Österreich sind derzeit ordentlich in Bewegung . UBS, Credit Suisse, FFB, ING und andere gehen. Manch ein Kunde ist verzweifelt , manch ein Banker jubiliert. H underttausende Österreicher müssen sich momentan Gedanken über eine neue Heimat für ihr Geld machen. Die UBS geht und – auffällig – ihre Schweizer Rivalin Credit Suisse (CS) gleich mit; die FIL Fondsbank (FFB) sagt ebenso Ade wie die ING. Und Schelhammer & Schattera, die älteste noch existierende Privatbank des Landes, will sich mit der Capital Bank ver- schmelzen.Wenn man sich vor Augen hält, wie viele Banken allein in den vergangenen fünf Monaten ihren Abschied verkündet haben, ist das eine Menge für einen so klei- nen Markt. Verdruss bei Kunden Im Prinzip ist die Konsolidierung ja kei- ne Überraschung – ein margen- und zins- schwaches, aber technisch und regulato- risch aufwendiges Umfeld zwingt weniger gut aufgestellte Anbieter zur Aufgabe. Wirklich spannend ist aber das Wie,Wann und Warum. Und diesbezüglich geht es hinter den Kulissen rund. Erheblicher Verdruss hat sich zum Bei- spiel bei den Kunden aufgebaut. Besonders gilt das, wenn die Sprache auf die Credit Suisse kommt. Die Schweizer übertragen ihr österreichisches Private Banking näm- lich nicht als solches einer anderen Bank, sondern haben mit der Liechtensteinischen Landesbank Österreich (LLB) nur eine Empfehlungsvereinbarung geschlossen. Zwar sei die LLB eine hervorragende Wahl, sagen alle, mit denen man spricht, aber dass die CS den Markt via „Referral Deal“ verlässt, sorgt für Kopfschütteln. Denn die an einen sensiblen Umgang mit ihrem Ver- mögen gewöhnten Privatbankkunden füh- len sich ruppig vor die Tür gesetzt: Hier wurde kein Deal gemacht, wo eine andere Bank bestehende Verträge und langjährige Betreuer übernimmt. Stattdessen müssen sich Kunden einzeln um ein neues Konto und neue Verwaltungsverträge kümmern. Dazu gesellt sich noch ein erheblicher Auf- wand beim Vermögenstransfer: Fragen vom Finanzamt „Einige Kunden sind verzweifelt, denn imGrunde hat jeder Wechsel eine Meldung an das Finanzamt zur Folge. Da gibt’s bei einem hohen Anteil Rückfragen“, sagt ein Private Banker, der nicht genannt werden möchte. Die Credit Suisse habe in Öster- reich jedes Vertrauen verspielt. Ein anderer Chef einer Privatbank sieht es ebenso: „Das ist kein Rückzug, das ist eine Kapitulation.“ Der Schritt kam viel früher als in der Bran- che erwartet und sei nicht optimal in einem Markt, der vom Vertrauen lebt. Ein CS- Sprecher hingegen verteidigt den Rückzug als „strategische Entscheidung mit einer klaren Vision, wie wir die verschiedenen von Credit Suisse Austria bedienten Kun- densegmente ansprechen wollen“. Was er damit meint: Ihre sehr vermögenden Kun- den (Ultra-High-Net-Worth Individuals, » Das ist kein Rückzug, das ist eine Kapitulation. « Privatbanken-Chef BANK & FONDS Private Banking 234 fondsprofessionell.at 2/2021 FOTO: © ©MICHAIL PETROV | STOCK.ADOBE.COM

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