FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2021

Gesellschaften sind bereit, eine Prämie zu bezahlen, wenn sie durch einen Zukauf eine bestimmte Größe erreichen.“ Rücke der Käufer durch das übernommene Volu- men etwa unter die Top 5 oder Top 10 in Europa oder gar weltweit, könne dies einen Anreiz für einen Preisaufschlag darstellen. Denn im Zuge des Konkurrenz- und Kostendrucks sehen insbesondere die gro- ßen Asset Manager ihr Heil in einem Fak- tor: noch mehr Größe. So entwickelte sich das französische Haus Amundi mit einer beispiellosen Einkaufstour, die von Pioneer Investments über Sabadell Asset Manage- ment bis nun hin zu Lyxor reicht, zum größten börsennotierten Fondsanbieter Europas. Die Pariser spielen zudem in der weltweiten Topliga mit und schwangen sich zum Treiber der Konsolidierung auf. Neue Märkte Eine Volumensteigerung allein muss nicht den Ausschlag für eine Übernahme geben. „Eine wichtige Rolle spielen auch die Märkte, die das zum Verkauf stehende Investmenthaus bedient“, sagt KPMG- Expertin Schmitz. Das umfasse einerseits Anlageklassen, die der Käufer vielleicht nicht so umfassend abgedeckt habe, ande- rerseits Vertriebskanäle,mit denen der Käu- fer sich neue Absatzwege erschließe. „Dies kann etwa ein exklusiver Bankvertrieb sein“, so die Branchenkennerin. „Daneben kann eine Übernahme Wege in neue Absatz- märkte ebnen, etwa in Asien. Besonders China rückt dabei in den Fokus.“ Ein Beispiel für ein solches Motiv ist die Transaktion zwischen Ameriprise Financial und der BMO Financial Group. Die Columbia-Threadneedle-Mutter kauft der kanadischen Banque de Montréal (BMO) das Asset-Management-Geschäft in Europa, Asien, Nahost und Nordafrika ab. „Die Übernahme stellt eine außergewöhnliche Wachstumschance dar“, erläutert Ted Trus- cott, Vorstandschef von Columbia Thread- needle. „Die Transaktion bringt unsere Stra- tegie voran und verbessert unsere geografi- sche Verbreitung und unsere Diversifizie- rung nach Anlageklassen, sodass wir mehr Kunden bedienen und ihrer Bedürfnisse besser erfüllen können.“ Manchmal wiederum liegt der Reiz im Fondsgeschäft an sich. Denn dieses birgt für manche Akteure, besonders Banken, bestimmte Vorzüge. „Eaton Vance passt perfekt zu Morgan Stanley“, sagte James Gorman, Vorstandschef von Morgan Stan- ley, bei der Ankündigung des Megadeals im Oktober 2020. „Die Übernahme fügt sich in die Strategie unseres Instituts ein, verstärkt auf stabilere Gebühreneinnahmen zu setzen.“ Die Erträge aus dem Asset Ma- nagement seien eine gute Ergänzung zum Investmentbanking mit seinen mitunter schwankenden Erträgen. Hohes Niveau Dies ist auch der Grund,warummanche Banken ungern ihre Fondstöchter herge- ben mögen – obgleich sie den Verkaufs- erlös gut gebrauchen könnten. So kursiert die Geschichte, dass die Verhandlungen über eine Fusion der Deutsche-Bank-Toch- ter DWS mit dem Asset Management der UBS an der Frage scheiterten, wer die Mehrheitskontrolle über das vereinte Haus erhalten solle. Die beteiligten Gesellschaf- ten haben nie offiziell bestätigt, dass solche Gespräche stattgefunden haben. Diese Beispiele untermauern, dass das erkaufte Volumen nicht der allein aus- schlaggebende Faktor für den Kaufpreis ist. „Die strategische Komponente und die » Das Asset Management ist ein Wachstumsfeld, und viele Akteure müssen auch wachsen. « Maren Schmitz, KPMG Was Käufer für verwaltetes Vermögen bezahlen Name Verwaltetes Vermögen Kaufpreis Käufer Volumen-Kaufpreis-Verhältnis Wells Fargo AM 603 Mrd. US-Dollar 2,1 Mrd. US-Dollar GTCR und Reverence Capital Partners 287,1 Legg Mason 806 Mrd. US-Dollar 4,5 Mrd. US- Dollar Franklin Resources (Franklin Templeton) 179,1 Lyxor* 124 Mrd. Euro 825 Mio. Euro* Amundi 150,3 BMO AM** 124 Mrd. US-Dollar 845 Mio. US-Dollar Ameriprise (Columbia Threadneedle) 146,7 Eaton Vance 507 Mrd. US-Dollar 7,0 Mrd. US-Dollar Morgan Stanley 72,4 Merian 22,4 Mrd. Pfund 390 Mio. Pfund Jupiter Asset Management 57,4 Die Grafik zeigt das Verhältnis von verwaltetem Vermögen zum Kaufpreis ausgewählter Übernahmen in der Asset-Management-Branche (bei Ankündigung der Transaktion). Je höher das Volumen-Kaufpreis-Verhältnis, desto „günstiger“ ist der Kaufpreis. * inVerhandlung | ** inEuropa,Asien,NahostundNordafrika Quelle:Unternehmensangaben fondsprofessionell.at 2/2021 215

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