FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2021

Der erfahrene Private Banker Raimund Enengl hat sich vor zwei Jahren selbstständig gemacht. Im Interview berichtet er über seine Erfahrung als Certified Foundation and Estate Planner und erklärt, welches Potenzial er beim Thema Generationenmanagement sieht. I mmer mehr Vermögen wird durch Erb- schaften und Schenkungen an die nächste Generation weitergegeben. In der Finanzberatung ist es daher wichtig, sich frühzeitig mit der nächsten Kundengene- ration zu beschäftigen. Aber nicht nur der Beziehungsaufbau zur Erbengeneration wird wichtiger, auch bestehende Kunden sollten auf die Themen Vererben, Nachfol- geplanung und Generationenwechsel an- gesprochen werden. Dass dies nicht immer leicht ist und in vielen Fällen eine sehr heikle Angelegenheit darstellt, weiß der langjährige Private Banker und mittlerweile selbstständige Vermögensberater Raimund Enengl zu berichten. In seinen 28 Jahren Berufserfahrung hat er nicht nur die Aus- bildung zum „Certified Financial Planner“, sondern auch die zum „Certified Founda- tion and Estate Planner“ absolviert. Damit ist Enengl ein Experte, wenn es um die Themen Vererben, Nachfolgeplanung und Generationenwechsel geht. Welche Erfah- rungen er in der Praxis gemacht hat und welches Potenzial er für Berater in diesem Bereich sieht, erklärt er im Gespräch. Herr Enengl, Sie haben nach 28 Jahren im Bankbetrieb vor etwa zwei Jahren denWeg in die Selbstständigkeit gewagt. Wie kam es dazu? In der Bank ist das Korsett immer enger geworden, dies lag natürlich auch an auf- sichtsrechtlichen und regulatorischen The- men. Aber die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen. Wenn man eine gute Posi- tion in der Bank hat und auch sonst gut vernetzt ist, gibt man das natürlich ungern auf. Unternehmerisch tätig zu sein hatte aber immer schon einen großen Reiz für mich. Und imNachhinein kann ich sagen, dass war die beste Entscheidung meines Lebens. Ich kann meinen Klienten zum Glück ein breit gefächertes Angebot bereit- stellen. Anlageberatung beispielsweise ma- che ich ab einem frei verfügbaren Vermö- gen von einer Million Euro. Ansonsten bin ich etwa auch im Bereich der Immobilien- finanzierung tätig und arbeite hier mit ei- nigen Bauträgern zusammen. Bei Ihrer Klientel ist die Beschäftigung mit der nächsten Kundengeneration die Basis für einen erfolgreichen Vermögensüber- gang. Viele denken aber zuerst an Steuer- berater oder Notare, wenn es ums Vererben geht. Welche Rolle spielt Ihrer Meinung nach der Vermögensberater? Der Vermögensberater spielt hier eine ent- scheidende Rolle. Durch den Berater er- folgt in der Regel die Initialzündung für die Beschäftigung mit dem Thema Vermö- gensübertragung und Vererben. Eine wich- tige Aufgabe in diesemZusammenhang ist es, Bewusstsein für das Thema an sich zu schaffen und die Dinge voranzutreiben. Das Thema ist zumeist latent vorhanden, wird aber in der Regel von den Klienten nicht gern aufgegriffen. Junge Menschen beschäftigen sich meist nicht mit dem Tod, Ältere meiden das Thema ebenfalls. Inner- halb der Familie ist das Erben eine sensible Angelegenheitund sehr häufig tabu. Für ei- nen externen Berater, der außerhalb der Familiendynamik steht, ist es da oft einfa- cher, dieses sehr emotionale Thema anzu- „Das Potenzial ist enorm – es gilt daher, es zu heben“ » Durch den Berater erfolgt in der Regel die Initialzündung für die Beschäftigung mit dem Thema. « Raimund Enengl, Taurus Investment SPEZIAL | ERBEN & VERERBEN Raimund Enengl | Taurus Investment FOTO: © MARLENE FRÖHLICH 192 fondsprofessionell.at 2/2021

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