FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2021

Durchwachsener Rückblick: Die Ver- sicherungsmakler hatten im Vorjahr ein Umsatzplus. Doch gleichzeitig mussten viele Corona-Hilfen bean- tragen. Nun heißt es weiter zittern vor dem Ausmaß der Pleitewelle. Bitteres Plus Neue Zahlen zur bisherigen Corona-Bilanz des gewerblichen Versicherungsvertriebs beinhalten erstaunliche Details. Unter anderem hatte der Strukturvertrieb enormen Zulauf. M it der voranschreitenden Durch- impfung der Bevölkerung und dank der wärmeren Außentemperaturen besteht nach über einem Jahr Covid-19 erstmals real die Aussicht auf eine langfristige Kon- trolle des Pandemiegeschehens. Das sorgt für Optimismus unter Österreichs Wirt- schaftstreibenden. So liegt der Bank Austria Konjunkturindikator erstmals seit einem Jahr wieder im positiven Bereich. Offene Fragen Kein richtiges Aufatmen ist indes aus dem gewerblichen Versicherungsvertrieb zu hören. Branchenvertreter geben sich momentan sehr verhalten: Selbstständige Versicherungsmakler und -agenten befan- den sich bis jetzt zwar nicht direkt im Corona-Epizentrum und hatten sogar ein relativ gutes Jahr, sie müssen aber nach wie vor damit rechnen, stark zeitverzögert von einer Schockwelle erfasst zu werden. „Ende Juni soll die Kurzarbeit auslaufen, dann wird man sehen, wie viele in die Arbeitslosigkeit kommen. Auch die Rück- zahlung der Steuerstundungen beginnt dann“, sagt Horst Grandits, Obmann des Fachverbands der Versicherungsagenten in der Wirtschaftskammer. In den vergange- nen Monaten hat die Regierung diverse Zuschüsse, Steuerstundungen und die Kurzarbeit verlängert. So konnte die davor für das erste Quartal 2021 befürchtete Plei- tewelle verhindert werden. Nun fährt der Staat seine aktive Förderrolle aber definitiv zurück. Innerhalb der Wirtschaftskammer weise nichts darauf hin, dass die Kurzarbeit noch einmal verlängert wird, so Grandits. „Dann ist die große Frage, wie es weiter- geht.“ Zu befürchten sei, dass auch viele Private ihre Reserven aufgebraucht haben und bei Versicherungsverträgen sparen. Noch keine Klarheit über Verluste Bis jetzt hätten sich die Auswirkungen der Corona-Pandemie in Grenzen gehal- ten, sagt auch Christoph Berghammer, Ob- mann des Fachverbands der Versicherungs- makler und Berater in Versicherungsange- legenheiten. Eigentlich bestand ja die Be- fürchtung, nach dem ersten Quartal 2021 könnte es vor allem in der Gewerbeversi- cherung schlimm werden. Denn dann melden die Unternehmen die Zahlen des vergangenen Jahres. Bei rückläufigem Ge- schäft muss die Versicherung den Unter- nehmen geleistete Prämien gutschreiben. Damit muss auch der Makler oder Agent einen Teil der bereits erhaltenen Provisio- nen rückerstatten. Für eine Beurteilung der Situation im Gewerbebereich sei es noch zu früh, sagt Berghammer. Bis alle Mel- dungen retourniert und die Rückzahlun- gen berechnet sind, werde es noch dauern. Deutlicher wird bei der Prognose Rudolf » Wenn die Unter- stützungsmaßnahmen auslaufen, ist die große Frage, wie es weitergeht. « Horst Grandits, Fachverbands- obmann der Versicherungsagenten FONDS & VERSICHERUNG Versicherungsvertrieb 172 fondsprofessionell.at 2/2021 FOTO: © THOMAS REIMER | STOCK.ADOBE.COM, TINEFOTO.COM | MARTIN STEINTHALER, GERALD LECHNER

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=