FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2021

Mittendorfer von der Maklerkanzlei Verag und Sprecher der Wirtschaftskammer- fraktion Unabhängiges Wirtschaftsforum (UWF). „Aktuell ist meiner Meinung nach die Stimmung besser als die Lage“, so der langdienende Versicherungsmakler. Zwar seien evidenzbasierte Informationen noch Mangelware, aber aufgrund des BIP-Rück- gangs und der anhaltend hohen Arbeits- losenzahlen müsse klar sein, dass es Auswirkungen geben wird. Er verweist darauf, dass Provisions- rückrechnungen erst mit Storno der Verträge erfolgen. „Da viele Prämienforderungen gestundet sind, sieht man das noch nicht“, so Mittendorfer. Die Stundungen würden das wahre Ausmaß der Lockdowns verschleiern. „Keine Pleitewelle“ Andere Prognosen deuten da- rauf hin, dass sich die Versiche- rungsvermittler statt auf einen spontanen Einbruch auf längerfris- tige Rückgänge einstellen müssen. Laut dem Kreditschutzverband (KSV1870) dürften die Pleitezah- len mäßiger steigen, als früher angenom- men. Und KSV1870-Chef Ricardo-José Vybiral meint, die lang im Raum stehende Insolvenzwelle werde ausbleiben. Er rech- net im Herbst 2021 mit einem langsamen Anstieg der Insolvenzzahlen, die negative Dynamik sollte sich dann 2022 und 2023 fortsetzen.Harte Rücksetzer sind demnach nicht zu erwarten. Selbst wenn die Steuer- stundungen auslaufen, dürften nicht alle Unternehmen gleichzeitig unter Druck ge- raten: Das Covid-19-Ratenzahlungsmodell der Regierung ermöglicht im Extremfall Stundungen bis ins Jahr 2024. Das Ausbleiben der befürchteten großen Insolvenzwelle ist erfreulich. Für die ge- werblichen Versicherungsvertriebler bleibt dennoch ein Problem: Wenn ihnen durch schleichenden Insolvenzanstieg die Einnah- men wegbrechen, haben sie von den dann längst ausgelaufenen Corona-Hilfen selbst nichts mehr. „Ich hatte Gelegenheit, bei der Wirtschaftsministerin vorzubringen, dass wir zeitverzögert betroffen sind. Sie hat mir bestätigt, dass sie das Thema mitgenommen hat. Man muss die kommenden Monate abwarten“, sagt Grandits. Auch die Makler, die die Möglichkeit eines Verlustrücktrags gefordert haben, haben noch nichts Konkretes erreicht. Das Wirtschaftsministerium antworte- te bis Redaktionsschluss nicht auf eine Anfrage. Hoher Zulauf bei Agenten Während der Ausblick für die betroffenen Versicherungsvertrieb- ler ungewiss ist, lassen aktuelle Zahlen bereits eine bessere Sicht auf Gewinner und Verlierer des abgelaufenen Jahres zu. So konnte offenbar der Strukturvertrieb die Schwierigkeiten am Arbeitsmarkt für sich nutzen, um rasch neue Vertriebspersonen anzuwerben – vor allem als versicherungsab- hängige Agenten. Große Firmen Horst Grandits, Fachverbandsobmann der Versicherungsagenten, hat der Wirtschaftsministerin erklärt, „dass wir zeitverzögert betroffen sind“. Christoph Berghammer, Fachverbandsobmann Versicherungsmakler: „Für eine Beurteilung der Situation im Gewerbebereich ist es noch zu früh.“ Unternehmensgründungen Gegenläufiger Trend bei Maklern und Agenten Bei den Versicherungsagenten schnellten die Neugründungszahlen nach oben. Quelle:WKO,VersicherungsmaklerundVersicherungsagenten 950 562 99 138 0 200 400 600 800 1.000 2020 2019 I 2020 2019 Unternehmens- neugründungen Versicherungsagenten Versicherungsmakler und Berater in Versicherungsangelegenheiten » Aktuell ist meiner Meinung nach die Stimmung besser als die Lage. « Rudolf Mittendorfer, Unabhängiges Wirtschaftsforum fondsprofessionell.at 2/2021 173

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