FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2021

Die österreichischen Privatbanken müssen darüber nachdenken, wie sie ihre Einnahmen vergrößern, sonst droht ein weiterer Margenschwund. Die Pandemie hat den Instituten indes bis jetzt wenig Probleme bereitet. Harter Preiskampf Das Private Banking muss bei der Preissetzung wieder selbst- bewusster werden, sagt nicht nur eine Studie. Auch betroffene Banker fordern ein Umdenken. D as Pandemie-Jahr 2020 fand für die österreichischen Privatbanken einen unerwartet positiven Ausklang. Nicht nur dass die Erholung der Kapitalmärkte nach dem März-Absturz genug Möglichkeiten bot, positive Renditen abzuliefern, viel er- staunlicher ist, dass in diesem turbulenten Jahr mancherorts historische Erfolge bei den Neukunden berichtet werden. Das ist ein auffälliger Kontrast zur im Vorjahr oft geäußerten Befürchtung, wonach das Social Distancing die im Private Banking so sensible Akquise zum Erliegen bringen würde. Das Gegenteil war der Fall. Belohnung für Akquisebemühung „2020 war bei den Neukunden und den Volumina eines der besten Jahre“, sagt etwa Stefan Neubauer, Vorstandsmitglied der zur Raiffeisenbank International (RBI) gehö- renden Kathrein Privatbank. Ausschlag- gebend war nicht nur ein Zulauf von Kunden aus dem Raiffeisen-Universum. Man habe in den vergangenen Jahren die Akquise ausgebaut. „Das hat sich 2020 materialisiert“, so Neubauer. Kollege Werner G. Zenz, Vorstandssprecher im Bankhaus Spängler, machte ähnliche Erfahrungen: „Wir hatten in unserem über 190-jährigen Bestehen noch nie so viele Neukunden wie 2020. Wir hätten uns das im März nicht vorstellen können“, so Zenz. Die Nettoneuinvestitionen seien im dreistelli- gen Millionenbereich gestiegen. Auch hier machte sich der bereits länger laufende Ausbau der Akquise bezahlt; darüber hin- aus seien im Vorjahr „so viele Kundenkon- takte wie nie“ gesetzt worden. Diese Kon- taktdichte, sagt Zenz, dürfte nicht unbe- merkt geblieben sein – die meisten Kun- den kommen ja auf Empfehlung. „Wir sehen, dass in schwierigen Zeiten ein Anker gesucht wird, wo eine intensive Betreuung besteht. Es waren auch bisher unbetreute Vermögen dabei. Aber nicht wenige haben von anderen Banken zu uns gewechselt“, so Zenz. Verrechnung von Negativzinsen Und noch eine Anomalie lässt sich 2020 beobachten: Ausgerechnet das Tiefzinsum- feld, das den Banken ansonsten das Leben schwer macht, kurbelte das Geschäft in der Vermögensverwaltung an. „Seit einigen Monaten berechnen Privatbanken fast flächendeckend Minuszinsen, vor allem dort, wo es nur Einlagen gibt. Angesichts dessen haben viele Kunden das Geld lieber investiert. Sicher haben zu einem Teil auch die Negativzinsen mitgeholfen“, sagt Alex- ander Eberan, Leiter des Private Bankings der Steiermärkischen Sparkasse (früher Krentschker). Sein Haus verbuchte im Jahr 2020 Zuwächse beim verwalteten Ver- mögen um gut zehn Prozent. Auch andere aus der Branche bestätigen, dass sich die Institute bei reinen Einlage- » Seit einigen Monaten berechnen Privatbanken fast flächendeckend Negativzinsen. « Alexander Eberan, Steiermärkische Sparkasse Private Banking BANK & FONDS Private Banking FOTO: © GINA SANDERS | STOCK.ADOBE.COM, SPÄNGLER, ZEB 246 fondsprofessionell.at 1/2021

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