FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2021

Wie hat sich das Fondspolizzengeschäft im Vergleich zur klassischen Lebensversiche- rung geschlagen? Vor allem die EZB-Zinspolitik, hat dazu geführt, dass wir auf der Renditeseite im Bereich der Klassischen aus Kundensicht weniger Chancen sehen. Dementspre- chend gibt es einen spürbaren Trend in Richtung fondsgebundene Lebensversiche- rung. Die Zinssituation zwingt die Sparer einfach, etwas mehr Risiko zu nehmen. Das Neugeschäft hat dementsprechend um mehr als 15 Prozent gegenüber dem Vor- jahr zugelegt. Im Bereich der Lebensver- sicherung kommt mittlerweile rund die Hälfte des Neugeschäfts aus der Fonds- gebundenen und der prämienbegünstigten Zukunftsvorsorge (PZV). Der Löwenanteil entfällt dabei auf das fondsgebundene Geschäft. Unsere Strategie sieht daher vor, das Fondspolizzengeschäft in Zukunft noch deutlich zu stärken. Andererseits sind wir ein Komplettanbieter und haben die Klassische weiterhin im Angebot, weil wir überzeugt sind, dass es weiterhin Kunden gibt, für die sie das passende Instrument ist. Wir wollen daher den Beratern die Mög- lichkeit bieten, aus dem kompletten Pro- duktangebot auswählen zu können. Sie wollen also trotz der unattraktiven Zinssituation weiterhin an der klassischen Lebensversicherung mit Garantiezins fest- halten? Wir stehen weiterhin zu diesem Produkt. Natürlich verliert die Klassische durch die ökonomischen Rahmenbedingungen ein bisschen an Bedeutung, sie bleibt aber nach wie vor ein wichtiges Instrument. In Deutschland haben sich etliche Versi- cherungen bereits vom Geschäft mit klas- sischen Lebensversicherungen getrennt, auch wenn die Rechnungszinssätze dort höher und die durchschnittliche Vertrags- laufzeit länger waren. Manmuss sich doch die Frage stellen, wie lang es noch dauern wird, bis wir in Österreich eine ähnliche Entwicklung sehen werden? Wir sind aufgrund von Solvency II auch an- gehalten, diese Effekte und deren Auswir- kungen für Jahre und Jahrzehnte zu kalku- lieren. Daher kann man aus unserer Sicht sagen, dass wir das bei einer gleichbleiben- den Entwicklung lang in die Zukunft fort- setzen könnten. Der Effekt wäre allerdings, dass langfristig Gewinnbeteiligungen unter Druck geraten würden und abgesenkt wer- den müssten. Deshalb gibt es keinen Grund,warumwir in diesemUmfeld nicht weiter an der Produktlinie festhalten sollten. Wir können zudem davon ausgehen, dass wir in der aktuellen Größenordnung einen langfristigen Boden für die Zinsentwick- lung gefunden haben. Ich rechne jedenfalls nicht damit, dass wir ein deutlich höheres Minus bei den Zinsen sehen werden. Inso- fern gilt es, das Geschäft darauf einzustellen – und das gelingt uns sehr gut. » Als Versicherungsbranche haben wir natürlich das Glück, von der gesamten Krise bisher noch nicht so stark betroffen zu sein. « Ralph Müller, Wiener Städtische fondsprofessionell.at 1/2021 163

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