FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2020

nicht deswegen recht, weil man eine andere Meinung vertritt als andere Inves- toren. An bestimmten Extremwerten mag sich Value-Investing zwar als konträr erwei- sen. Aber Sie behalten in der Regel nur dann recht, wenn Ihre Logik stimmt und Ihre Berechnungen richtig sind. Nur das definiert, ob eine Aktie attraktiv bewertet ist oder eben nicht. Heuser: Mit der Performance Ihrer Fonds in den zurückliegenden Jahren werden aber weder Sie noch Ihre Anleger zufrieden sein. Wie lange halten Sie das noch durch? Keppler: Zugegeben, die vergangenen Jahre waren für uns alles andere als ein Zucker- schlecken, was die Entwicklung der verwal- teten Assets und die Performance in einem Fonds wie etwa dem Global Advantage Major Markets High Value betrifft. Einmal abgesehen von einer überdurchschnittli- chen Wertentwicklung im Jahr 2017 und einem zufriedenstellenden Ergebnis im ver- gangenen Jahr haben wir als Value-Investor es in den zurückliegenden Jahren alles an- dere als einfach gehabt. Die Frage ist aber weniger, ob wir das weiter durchhalten, denn ich werde doch nicht nach mehr als 40 Jahren, in denen ich dieses Konzept er- folgreich verfolge,meinen Anlagegrundsät- zen untreu werden. Die Frage ist eher, wie lang unsere Anleger die Geduld und das Vertrauen in unsere Anlagephilosophie be- halten werden, umweiter dabei zu bleiben. Die jüngste Entwicklung hinsichtlich der Mittelzuflüsse in unsere Fonds stimmt mich allerdings zuversichtlich. Glow: Inwiefern? Keppler: Es dürfte niemandem entgangen sein, dass das Segment der Value-Investoren sich in den vergangenen Jahren durchaus verändert hat. Viele wertorientierte Fonds- manager haben angesichts der Marktent- wicklung ihre Grundsätze verändert oder sind ganz vom Markt verschwunden. Uns gibt es immer noch, obwohl oder eben ge- rade weil wir unseren Prinzipien treu ge- blieben sind. Immerhin verwalten wir ins- gesamt immer noch rund eine Milliarde US-Dollar in unseren Publikums- und Spe- zialfonds.Das hängt neben einer intensiven Betreuung unserer Kunden wahrscheinlich damit zusammen, dass wir offenbar eine bestimmte Art von Anlegern ansprechen. Glow: Was meinen Sie konkret mit „einer bestimmten Art von Anlegern“? Keppler: Es sind vor allem unternehmerisch geprägte Anleger, die in unsere Fonds inves- tieren. Darunter sind neben Family Offices und unabhängigen Vermögensverwaltern auch selbstständige Unternehmer. In diesen Kundengruppen verzeichnen wir speziell in den vergangenen Monaten wieder Mit- telzuflüsse. Zudem sind gerade in der jün- geren Zeit einige unserer ehemaligen Kun- den zu uns zurückgekehrt, nachdem sie dem Value-Investment eine Zeitlang den Rücken gekehrt hatten. Viele haben er- kannt, dass Technologiewerte zwar her- vorragend gelaufen sind, inzwischen aber böse abgestraft werden, sobald es mit den Erträgen nicht mehr läuft wie erwartet. Man erinnere sich nur an die jüngsten Entwicklungen um einen Wert wie SAP. Heuser: Mit welchen Argumenten können Sie denn Ihre Anleger noch überzeugen in einer Zeit, damancher Beobachter behaup- tet, Value-Investing sei tot? Keppler: Es gibt genügend Beispiele aus der Vergangenheit, die belegen, dass es nicht sinnvoll ist, sich an ein Investment zu klammern, nur weil es in der jüngeren Ver- gangenheit gute Ergebnisse erzielt hat. Das war 1989 so, als sich der japanische Aktienmarkt in der Folge glatt halbiert hat. Und das war auch 1980 so, als viele Anleger den Zeitpunkt verpasst haben, aus dem Ölsektor auszusteigen, nur weil der sich in den siebziger Jahren nahezu ver- zehnfacht hatte. » Uns gibt es immer noch, obwohl oder eben gerade weil wir unseren Prinzipien treu geblieben sind. « Michael Keppler, Keppler AM MARKT & STRATEGIE Fondsmanager im Kreuzverhör | Michael Keppler | Keppler Asset Management 52 fondsprofessionell.at 4/2020 KREUZ VERHÖR FOTO: © GARY SPECTOR

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