FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2020

dann kann während der Haltedauer sogar einiges schieflaufen, aber man ist dennoch nicht in Gefahr, einen nennenswerten Ver- lust zu erleiden. So wie Warren Buffett ein- mal gesagt hat, dass man nicht das Ge- wicht einer Person kennen müsse, um fest- zustellen, ob sie dünn oder dick sei, reicht es für die grobe Einschätzung einer Aktie aus, zu wissen, dass sie bei einem Kurs von 150 teuer und bei einemKurs von 50 preis- wert ist. Allerdings kommt bei unserem Konzept noch ein entscheidender Aspekt hinzu, die Einbeziehung des zyklisch adju- stierten Kurs-Gewinn-Verhältnisses, eine Kennzahl, die wir dem Nobelpreisträger Robert Shiller verdanken. Detlef Glow: Warum ist dieser Aspekt so entscheidend? Geben Sie uns ein Beispiel? Keppler: Nehmen wir eines aus der Land- wirtschaft: Wenn Sie Ackerland kaufen möchten, werden Sie den angemessenen Preis nicht anhand der Spitzenernte bemes- sen, die damit erzielbar sein wird. Sie wer- den vielmehr gute und schlechte Ernte- jahre in die Berechnung einbeziehen, um eine Art Durchschnittswert über mehrere Zyklen zu berücksichtigen. Analog ermög- licht uns das Shiller-KGV, den heutigen Wert eines Investments anhand der durch- schnittlichen Ergebnisse in den vergange- nen zehn Jahren zu beurteilen. Heuser: Sehen Sie sich denn sozusagen au- tomatisch als Antizykliker, als Contrarian? Keppler: Keineswegs. Schon unter einer rein philosophischen Betrachtung gibt reines Contrarian-Investing imGrunde nicht sehr viel her. Denn als Fondsmanager hat man » Als Fondsmanager hat man nicht deswegen recht, weil man eine andere Meinung vertritt als andere Investoren. « Michael Keppler, Keppler AM Michael Keppler: „ Ich halte es für gefährlich, mehr oder weniger blind an einer Strategie festzuhalten, nur weil diese zugegebenermaßen in den vergangenen fünf oder sogar zehn Jahren durchaus erfolgreich gewesen ist.“ fondsprofessionell.at 4/2020 51

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=