FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2020

dukte für Kleinanleger und Versicherungs- anlageprodukte. Bei all diesen Regulierun- gen gibt es unterschiedliche Vorgaben für die Informationen, die den Anlegern vor- gelegt werden müssen. Zum Beispiel sind die Transaktionskosten im Kontext von Mifid II und von PRIIPs unterschiedlich definiert.Das stiftet Verwirrung und Verun- sicherung bei den Anlegern.Wir plädieren wirklich dafür, dass man holistisch vom Standpunkt des Anlegers aus darauf blickt und sich überlegt,welche Informationen er braucht. Und wenn wir über verbesserte Offenlegungen sprechen, dann muss ich hervorheben, dass es absolut nötig ist, die PRIIPs zu überarbeiten. Bei den PRIIPs kames imSommer zumof- fenen Streit: Zuerst lehnte die Kommission einen Vorschlag ab, historische Wertent- wicklungen im PRIIPs-KID darzustellen. Dann konnten sich die drei EU-Aufsichtsbehörden für Banken, Wertpapiere und Versicherungen – EBA, ESMA und EIOPA – nicht auf einen Alternativvor- schlag zur Verbesserung der Verordnung einigen. Über die Darstellung von Kosten und Wertentwick- lung wird gestritten. Nun scheint das in der Sphäre der EU-Kommission zu hängen. Wie ist der Stand der Dinge? Die Situation ist nach wie vor unklar. Die drei Behörden hatten die Aufgabe, der EU-Kommission einen dele- gierten Rechtsakt mit Änderungen der PRIIPs-Regulierung vorzulegen. Es war un- serer Wahrnehmung nach das erste Mal in der Geschichte, dass die drei Aufseher sich nicht auf einen Antrag einigen konnten. Die Kommission ist nun defi- nitiv unter Druck. Aus unserer Sicht ist die Überarbeitung der PRIIPs-Regu- lierung äußerst dringend. Denn die PRIIPs-KIDs gelten ab Anfang 2022 auch für die aktuell noch ausgenommenen UCITS-Fonds. Die bestehenden Probleme mit Blick auf die Kostenberechnung müs- sen gelöst werden, bevor sie auf das UCITS-Universum ausgedehnt werden. Eine Lösung ist wichtig, wenn man nicht die Glaubwürdigkeit und die Reputation der UCITS-Fonds gefährden will. Wie ist Ihre Einschätzung? Glauben Sie, dass Sie eine weitere Ausnahme für die UCITS-Fonds erreichen können? Wir wollen nicht notwendigerweise eine Ausnahme, sondern, dass die PRIIPs zeitge- recht überarbeitet werden. Die Zeit drängt, denn die Verbesserung inkludiert, dass die „Level 1“-Gesetzgebung verändert werden muss, also die Regulierung selbst und nicht nur der delegierte Akt.Das dauert.Deshalb sollte die Verlän- gerung der UCITS-Ausnahme noch ein- mal in Betracht gezogen werden. Aus den Gesprächen schöpfen wir leichte Hoff- nung, dass die Kommission erkennt, dass es sehr schädlich wäre für die Marke UCITS, wenn das PRIIPs-KID in der aktuellen Form auch für diese Fonds gilt. Aber wir haben keine Garantie dafür. Die Marke UCITS ist eine Erfolgsgeschichte. Würden Sie so weit gehen zu sagen, dass sie zerstört wird, wenn PRIIPs-KIDs in der aktuellen Form auch für UCITS verpflich- tend werden? Zerstört ist ein starkes Wort. Aber es ist klar: Einer der Gründe für den Erfolg von UCITS ist die Qualität der Information und der Transparenz, die wir den Investo- ren im UCITS-KID zur Verfügung stellen. Wenn Sie also die Qualität der Information schmälern, dann verringern Sie auch das Vertrauen und die Verlässlichkeit, die die Anleger mit diesen Produkten verbin- den. Ich erwarte nicht, dass das die Mar- ke über Nacht zerstören würde, aber langfristig wäre es sicher nichts Positi- ves. Deshalb ist es uns so wichtig, dass die PRIIPs-KID-Probleme rasch be- hoben werden. Der Aktionsplan betont, dass Anle- ger oft nicht an den Kapitalmarkt ge- hen, weil sie ihre Chancen nicht erken- nen. Gibt’s da auch ein kleines Informa- tionsversagen der Fondsindustrie, die sich zunehmend auf institutionelle Investoren konzentriert und weniger die Privatanleger direkt anspricht? » Eine Lösung ist wichtig, wenn man nicht die Reputation der UCITS- Fonds gefähr- den will. « Vincent Ingham, EFAMA 245

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