FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2020

le Unternehmen und Arbeitsplätze wie nur möglich zu retten. Daran halten wir fest. Je mehr Unternehmen und Arbeitsplätze uns jetzt erhalten bleiben, desto leichter wird es sein, nach der Krise einen wirtschaftlichen Aufschwung zu erzielen, und nur so kann langfristig auch unser Wohlstand gesichert werden. Die budgetäre Antwort auf die Covid-19-Krise ist zwar teuer, aber wir können sie uns leisten. Zweitens müssen wir natürlich die Neuverschuldung und die Schuldenquote im Auge behalten. Dafür haben wir in unserem Budget einen klaren Fahrplan vorgelegt. Unser Ziel ist es, noch in dieser Legislaturperiode Schulden abzubauen, um den Weg Richtung fiskali- scher Normalität zu gehen. Angesichts der Coronakrise und des weiterhin bestehenden Nullzinsumfelds ist eine Stärkung des heimischen Kapital- marktes wichtiger denn je. Welche Pläne verfolgt die Regierung hier? Im Regierungsprogramm sind einige Maß- nahmen definiert, etwa die Abschaffung der KESt bei gleichzeitiger Behaltefrist oder die Stärkung der Eigenkapitalbasis der Un- ternehmen. Für all diese Themen braucht es neben politischem Willen auch mehr Verständnis für Finanzthemen in der Be- völkerung. Durch den Brexit wird sich die Landschaft im europäischen Finanzmarkt ändern. Das ist auch ein wichtiger Aspekt in Richtung Kapitalmarktunion mit einem neuen Aktionsplan der EU-Kommission. Österreich wird diese Initiativen unter- stützen, da auch der österreichische Markt davon profitieren wird. Wo wir hingegen skeptisch bleiben, sind undurchdachte Konzepte einer Finanztransaktionssteuer, die in der aktuellen Form vor allem Anle- ger und Unternehmen treffen würde. Über die Einführung einer Finanztransak- tionssteuer wird auf EU-Ebene ja bereits seit dem Jahr 2014 diskutiert. Den Plänen des deutschen Finanzministers haben Sie eine Absage erteilt.Wiewird es nunweiter- gehen – ist eine derartige Steuer überhaupt noch sinnvoll? Österreich hat sich in der Vergangenheit immer für eine solche Steuer mit einer breiten Bemessungsgrundlage eingesetzt. Der Vorschlag Deutschlands und Frank- reichs zu einer reinen Aktiensteuer,wonach nur Aktien besteuert werden sollen, die in einem der teilnehmenden Mitgliedsstaaten emittiert wurden, ist aus österreichischer Sicht abzulehnen. Die Befreiung von Ak- tien, die in einem Drittstaat oder in einem nichtteilnehmenden Mitgliedsstaat emit- tiert wurden, würde österreichische Unter- nehmen gegenüber Unternehmen dieser Staaten benachteiligen. Vielmehr sollten insbesondere der Hochfrequenzhandel, Derivategeschäfte und das Intraday-Trading erfasst und besteuert werden. Eine isolierte Einführung einer Finanztransaktionssteuer würde unser Land vom internationalen Finanz- und Kapitalmarkt abschotten – mit gravierenden Folgen für unser Wirtschafts- wachstum und den Arbeitsmarkt. Wie Sie bereits erwähnt haben, soll die 27,5-prozentigeWertpapier-KESt auf Kurs- » Die budgetäre Antwort auf die Covid- 19-Krise ist zwar teuer, aber wir können sie uns leisten. « Gernot Blümel, Finanzminister fondsprofessionell.at 4/2020 235

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