FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2020

Verstehen Sie mich nicht falsch: Passive Instrumente ergeben durchaus Sinn. In manchen Nischen lohnt es sich nicht, einen aktiven Fonds aufzulegen. Und es gibt Segmente, in denen sich aktive Mana- ger schwertun, den Index zu schlagen.Man sollte daher weder aktive noch passive Instrumente verteufeln. Legt Ihr Haus eines Tages auch einmal passive Instrumente auf? Allianz Global Investors ist und bleibt aktiv. Auch das Thema Private Markets lässt sich nicht passiv anbieten. Dennoch setzt die günstige passive Kon- kurrenz die aktiven Asset Manager unter Druck. ImZuge des Umbaus in IhremHaus war auch von Stellenabbau die Rede. Wol- len Sie Kosten sparen? Unser Transformationsprozess ist kein Kos- tensparprogramm. Wir investieren ja in den fünf genannten Bereichen. Das geht nicht ohne die Mitarbeiter. Unser Haus wird am Ende aber anders aufgestellt sein. Bei den Kosten, gemessen am Aufwand- Ertrags-Verhältnis, steht Ihr Haus allerdings schlechter da als beispielsweise Ihr Schwesterunternehmen Pimco. Der Vergleich hinkt ein wenig. Sie können die Cost-Income Ratio von Daimler nicht mit der von Tesla vergleichen: Der eine bie- tet eine große Flotte an Modellen an, der andere nur drei. Auch beim Asset Manage- ment geht es letztlich um Ingenieurskunst: Wir entwerfen Produkte und stellen sie vor Auflage auf den Prüfstand. Ein großer Spe- zialist für vorwiegend eine Anlageklasse kann dabei ganz andere Skaleneffekte erzielen als ein Komplettanbieter. So sind etwa bei Private Equity die Anlaufkosten deutlich höher. Wenn man das über die gesamte Laufzeit der Anlage betrachtet, sieht das Kosten-Ertrags-Verhältnis aller- dings schon besser aus. Daher ja: Wir be- halten die Cost-Income Ratio im Blick.Wir wollen natürlich immer besser werden. Braucht es Starfondsmanager, um Fonds gut verkaufen zu können? Nein. Warum nicht? Früher hatten Starfondsmanager eine gewisse Berechtigung. Einigen von ihnen gelang es, mit besseren Informationen einen Vorsprung vor dem Markt zu erzie- len. Aufgrund der zunehmenden Verfüg- barkeit von Informationen und der höhe- ren Transparenz sehe ich heute aber einen größeren Vorteil bei einem starken Team, das hinter einer Investmentidee steht. Zu- mal die Wertschöpfungskette eines Fonds nie auf nur einem Kopf, sondern auf einer ganzen Reihe von Schultern ruht. Außer- dem birgt die Konzentration auf eine ein- zelne Person Risiken. Was meinen Sie damit? Mit einem Starkult assoziiert man schnell Diven. Wir sollten nicht vergessen: Wir arbeiten treuhänderisch für die Kunden, die uns ihr Geld anvertrauen. Da etwas bodenständiger aufzutreten steht uns als Branche ganz gut zu Gesicht. Daher setzen wir lieber auf den Teamansatz. Zudem ist es den Kunden schwer zu vermitteln,wenn ein Starmanager weiterzieht. In der Branche schlossen sich zuletzt immer wieder Anbieter zusammen. Planen Sie auch Übernahmen? Dies kann durchaus in Frage kommen, vor allem um auf der Private-Markets-Seite zu wachsen oder um neue Vertriebskanäle zu erschließen. Letzteres gilt besonders in Asien. In Deutschland und den Nachbar- ländern sind wir hingegen schon sehr gut aufgestellt. Aber ganz klar: Wir wollen Gestalter und nicht Getriebene der Kon- solidierung sein. » Mit einem Starkult assoziiert man schnell Diven. Etwas bodenstän- diger aufzutreten steht uns als Branche ganz gut zu Gesicht. « Tobias Pross, Allianz Global Investors VERTRIEB & PRAXIS Tobias Pross | Allianz Global Investors FOTO: © SEBASTIAN WIDMANN 200 fondsprofessionell.at 4/2020

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