FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2020

noch eine Rendite von fünf Prozent ein. Heute steht auf einer Staatsanleihe eine Null. Dieser Umbruch führt dazu, dass die Kunden andere Bedürfnisse und Ansprü- che haben.Diesen Herausforderungenmuss sich die gesamte Branche stellen. Zudem bietet der Ausbau des Private-Markets- Geschäfts weitere Vorteile. Die wären? Das macht unser Haus wetterfest. Es gibt regelmäßigMarktzyklen, in denen bestimm- te Anlageklassen und die darauf speziali- sierten Anbieter gebeutelt werden. Wir können hingegen den Kunden eine breite Produktpalette anbieten und bei einem Wechsel zwischen Anlageklassen helfen. Wir wollen in allen Situationen mit unse- ren Kunden auf der Gewinnerseite stehen. Planen Sie, alternative Investments auch für den Retailbereich anzubieten? Wir konzentrieren uns dabei zunächst auf institutionelle Kunden. Denn bei Private Markets handelt es sich häufig um illiquide Investments. Diese lassen sich schwer in einen Publikumsfonds packen. Auf längere Sicht kann das aber auch im Retailbereich ein Thema werden, zunächst über fonds- gebundene Versicherungen, später über die Auflage entsprechender Fonds. Allerdings glaube ich nicht, dass dies dann mit einer täglichen Verfügbarkeit möglich sein wird. Hier sind noch einige Fragen offen. Sie nanntenNachhaltigkeit. Diese entdecken gerade viele Fondsanbieter für sich. Da mag mancher mit Marketing-Gags auf- treten. Wir engagieren uns hingegen seit mehr als zwei Jahrzehnten für das Thema. Wir formen die Diskussion sogar mit. Dabei nehmen wir nicht nur den Umwelt- aspekt, sondern auch die Governance sehr ernst. Das beweist etwa unser Abstim- mungsverhalten auf Hauptversammlun- gen. Im Übrigen wird das Thema nachhal- tige Geldanlage eher von Anbietern aktiv gemanagter Fonds besetzt. Es kommen aber verstärkt nachhaltige börsennotierte Indexfonds auf den Markt. Diese legen meist an eine Benchmark Fil- ter an. Mit diesem Ansatz entfernt man sich aber genau von der Benchmark – was eigentlich der Grundidee des passiven In- vestierens widerspricht. Allerdings wird die Diskussion an dieser Stelle oft nicht sauber geführt. Es geht um aktive gegenüber pas- siven Anlagen und nicht um ETFs. Ein ETF kann auch aktiv verwaltet sein. In den USA erfahren ETFs vor allem wegen der günstigeren Handelsgebühren sowie we- gen der steuerlichen Vorteile einen Auf- schwung. Meine provokante Aussage: Wer nur passiv investiert, der glaubt auch an die Abschaffung des Kapitalismus. Warum? Weil dann alle immer gleich investiert wä- ren und nicht mehr an Ineffizienzen des Marktes glauben würden. Die Kernidee passiver Investments ist ja, dass kein Pro- dukt auf dem Planeten besser sein kann. » Wer nur passiv investiert, der glaubt auch an die Abschaffung des Kapitalismus. « Tobias Pross, Allianz Global Investors fondsprofessionell.at 4/2020 199

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