FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2020

heranzuführen. Aber wenn ich schon von der Entwicklung an den Märkten profi- tieren möchte, sollte ich mir nicht die Rendite durch teure Garantien kaputt machen“, so Rupar. Diese Ansicht teilen grundsätzlich alle Fachleute, Fakt ist aber auch, dass Garantie- fonds die Möglichkeit schaffen, Anleger zu gewinnen, deren Risikoaversion sonst keine Aktieninvestments erlaubt. „Das sukzessive Verschwinden von Garantiefonds sehen wir als Verlust eines wichtigen Anlageseg- ments, was eine Einschränkung für alle ri- sikoaversen Anleger, für Produktanbieter und Berater darstellt“, sagt Erwin Mollnhu- ber, Vertriebsvorstand der Nürnberger Ver- sicherung. Immerhin konnte die Nürnber- ger den unhaltbaren „Garantien“ zumin- dest Wertsicherungsziele nachfolgen lassen. Auch andere Versicherungen haben sich bemüht – auf durchaus unterschiedlichen Wegen –, die entstandene Lücke im Pro- duktsortiment durch alternative „wertba- sierte“Angebote zu schließen. Risikotragfähigkeit HDI Leben bietet etwa jenen Kunden, die sich gern entlang definierter „Sicher- heitslinien“ orientieren, hauseigene Port- folios an, die nach dem Value-at-Risk-An- satz (VaR) gemanagt werden. Bei diesem Konzept wird für einen definierten Zeit- raum der maximal zu erwartende Verlust, der mit einer ebenfalls definierten Wahr- scheinlichkeit auftreten wird, festgelegt. Ein VaR von zwei Prozent würde beim HDI- Modell, das mit einem Konfidenzniveau von 95 Prozent arbeitet, bedeuten: Das Portfolio verliert in einem Jahr mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent nicht mehr als zwei Prozent. Die Kunden kön- nen ihre Risikotragfähigkeit bis zu 25 Pro- zent VaR ausdehnen. Das 2012 lancierte Konzept umfasst laut Christian Wagner, Leiter des Produktmanagements, mittler- weile acht hauseigenen Portfolios und be- inhaltet auch ein Immobilien- und ein nachhaltiges Vehikel. Zwischen den Risiko- stufen kann gewechselt werden. Dieses hauseigene Modell konkurriere durchaus mit den Fonds der internationalen Anbie- ter, die HDI Leben den Kunden ebenfalls zur Auswahl stellt, „aber wir haben sehr in- teressierte Vermittler, die gern mit dem Kri- terium definierter Risikobudgets arbeiten – insbesondere zur Beimischung“, so Wagner. Von acht befragten Versicherern bieten mittlerweile nur noch die HDI Leben so- wie die Zurich Versicherung einen echten Garantiefonds an (siehe Tabelle nächste Sei- te): Den DWS Funds Global Protect 80 mit Höchststandsgarantie. Allerdings wird der Fonds von keiner der beiden Versiche- rungen noch aktiv beworben. Auch die Zurich hat stattdessen für Kun- den, die eine „Fondsgebundene“ wollen, dabei aber ein höheres Maß an Sicherheit wünschen, eine Alternativlösung ent- wickelt. Dieser Zielgruppe bietet man mit dem im FLV-Tarif Zurich Premium Invest ein I-CPPI-Wertsicherungskonzept, das Absicherungsniveaus zwischen 50 und 80 Prozent der Sparprämien angestrebt. Bei CPPI-Modellen (Constant Proportion Port- folio Insurance) entsteht ein Schutzeffekt, indem je nach Marktentwicklung laufend zwischen risikoreichen und risikofreien An- lagen (Anleihen) umgeschichtet wird. Es gibt jedoch eine Schwachstelle: Ein solches Portfolio geht nach starken Rückschlägen bei Aktien vollständig in sichere Anleihen und ist bis zum Ende darin „gefangen“, wenn gegebene Garantien nicht gefährdet werden dürfen. Nach der Finanzkrise war das bei etlichen Produkten der Fall. Beim aktuellen Zurich-I-CPPI gibt es keine Kapi- talgarantie, nur Ziele. Es handelt sich um eine individualisierte CPPI-Form. Zurich betont, ein in Österreich „einzigartiges“ Modell zu verfolgen. Hybridprodukte Eine weitere amMarkt häufig zu sehen- de Alternative, die mehr Schutz in die FLV bringen soll, sind Hybridprodukte, die beim sicheren Deckungsstock andocken. Ein namhafter Anbieter dieses Konzepts ist etwa die Wiener Städtische Versicherung. Je nach Risikotoleranz kann man flexibel grö- ßere oder kleinere Beträge risikolos veran- lagen. „Wir sind überzeugt, dass der klas- sische Deckungsstock als Beimischung zu einer fondsgebundenen Lebensversiche- rung derzeit die beste Lösung ist, um Ertragschancen mit einemMindestmaß an Sicherheit zu kombinieren“, sagt ein Spre- cher. Hundert-Prozent-Garantien seien via CPPI im aktuellen Zinsumfeld schlicht nicht darstellbar. Und Garantien externer Anbieter seien „zu teuer und auch kaum erhältlich“. Eine andere Variante wählt Generali: Ebenfalls vom Wegfall der DWS Flexpen- sionfonds betroffen, empfiehlt sie Kunden als Alternative vor allem vermögensverwal- tende Investmentfonds. Unter anderem nennt Vorstandschef Martin Sturzlbaum den Generali Vermögensaufbau-Fonds, des- sen Manager auf die Einhaltung von Wert- » Das sukzessive Verschwinden von Garantiefonds sehen wir als Verlust eines wichti- gen Anlagesegments. « Erwin Mollnhuber, Nürnberger Versicherung fondsprofessionell.at 4/2020 165

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